Graffitti (LED Throwies) haben keinen guten Ruf. Auch wenn es mittlerweile anerkannte Künstler gibt, die Auftragsarbeiten erledigen, so haftet dieser Straßenkunst im Allgemeinen doch immer etwas Illegales und Zerstörerisches an. Wann kommt es schon vor, dass sich Kinder und Familien daran beteiligen, wenn eine Gruppe Street Artists sich daran macht, das Stadtbild mit der Farbdose zu verschönern? So gut wie nie.
Genau das passiert aber immer wieder mal, wenn es zu einem Graffitti Happening der modernen Art kommt. Wenn LED Throwies (Leuchtdioden) wie elektronische Glühwürmchen durch die Luft fliegen und rot, grün, weiß, blau oder gelb schimmernd an magnetischen Flächen haften bleiben und so öffentlichen Raum gestalten. Poesie durch elektronische Bauteile. Erfunden haben diese Art des elektronischen Graffitti die New Yorker Künstler vom Graffitti Research Lab. Das Video, das sie von ihrer LED Throwies Kampagne auf ihrer Webseite graffitiresearchlab.com ins Netz stellten, wurde binnen kurzem zigtausendfach heruntergeladen. Inzwischen findet man es natürlich auch auf YouTube.com.
Eigentlich ist diese Art der Städteverschönerung als Reaktion auf das harte Durchgreifen der New Yorker Polizei gegen Sprayer und als Gegenmaßnahme gegen Anti-Graffitti-Beschichtungen entstanden. Die umklebten LED Throwies beschädigen nichts, lassen sich leicht rückstandslos wieder entfernen und machen auch ganz »normalen« Menschen Spaß.
Auf Webseiten wie instructables.com kann man ganz genau nachlesen, was man für Throwies braucht und wie man sie in Sekundenschnelle herstellt. Dort kann man auch mit Kritikern diskutieren, die sich über den Umweltaspekt Gedanken machen. In der Tat ist das ein Gedanke, den man bei aller Freude an den bunten Lichtern nicht vernachlässigen sollte. Lässt man die Throwies auch nach dem Verglimmen hängen, wird die Batterie irgendwann sicher anfangen zu oxidieren und auszulaufen.
Am besten also, man sammelt die verbrauchten Throwies wieder ein. Das ist auch aus anderen Gründen sinnvoll: Magnete und LEDs lassen sich ohne weiteres wiederverwenden, so sinken die Kosten für die nächsten Throwies ganz beträchtlich. Mit circa einem Euro pro Throwie kann ein richtiges Happening ansonsten ganz schön ins Geld gehen. Schließlich wirken die bunten Kunstobjekte in großen Mengen am besten. Und 50 Throwies im Laufe eines Abends sind eben auch 50 Euro.
Echte Fans schreckt das nicht ab. Die bunten Lichter sind zum Selbstläufer geworden, Nachahmer finden sich auf der ganzen Welt. Ob London, Hamburg oder Berlin – jede Großstadt, die etwas auf sich hält, hat schon ein Happening mit LED Throwies erlebt. Auf den WEB 2.0 Plattformen findet ein reger Gedankenaustausch darüber statt, wie man die Throwies noch verbessern kann. An-Ausschalter, Dämmerungsschalter oder Solarpanel, alles wird diskutiert.
Mittlerweile gibt es mit dotlight.de auch schon einen deutschsprachigen Online-Shop, der die Einzelteile für die bunten Leuchtobjekte als Set vertreibt. Eine 10 mm diffuse LED plus einen 3mm dicken Neodym Scheibenmagneten mit 10 mm Durchmesser, dazu eine CR 2032 Lithium Knopfzelle. Das Ganze gibt’s als farbreines oder gemischtes Paket inklusive Bauanleitung.
Wenn Sie also das nächste Mal durch die Großstadt schlendern, halten Sie doch einmal Ausschau nach den bunten Elektroglühwürmchen. Vielleicht haben Sie ja Glück und entdecken die Reste eines Happenings. Immerhin leuchten die bunten Kunstobjekte 1-2 Wochen lang.
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