Im wahren Sinne des Wortes die Schnauze voll von Kaffeesatz hatte vor 100 Jahren Melitta Bentz. Der damals 35-Jährigen kam die zündende Idee, wie man den Kaffeegenuss steigern könnte.
Messingbecher und Löschpapier
Zähneknirschen, ein bitterer Geschmack und wenig bekömmlicher Kaffeesatz, so gestaltete sich das Kaffeetrinken zu Zeiten von Melitta Bentz – bis, ja bis die Tochter eines Verlagsbuchhändlers das Löschpapier im Schönschreibheft ihres ältesten von drei Kindern, ihrem Sohn Willy, zweckentfremdete. Die 35-Jährige machte Löcher in einen Messingbecher und schnitt das Löschpapier zurecht. Danach verteilte sie darauf den gemahlenen Kaffee und übergoss ihn mit heißem Wasser. So wurde das lästige Pulver aus der Tasse verbannt. Auch schmeckte das braune Heißgetränk nicht mehr so bitter.
Idee von Erfolg gekrönt
Schnell erkannte Melitta Bentz, die Ende Januar 1873 geboren wurde, die Tragweite ihrer Erfindung und meldete sie zum Patent an. Im Dezember 1908 startete dann die Filterpapierproduktion in einem acht Quadratmeter großen Zimmer in der Bentz’schen Wohnung.
Heutige Form erst 28 Jahre später
Bis der Filter allerdings seine heutige Form bekam, dauerte es noch fast drei Jahrzehnte. Wegen der Wirtschaftskrise in den 1920er-Jahren und der Rationierung von Bohnenkaffee in den 1930er-Jahren war ein Umdenken angesagt. Denn die zu dieser Zeit verwendeten Misch-, Korn- oder Malzkaffeesorten filterten in dem Urfilter schlecht. Also passte man das Sieb den gegebenen Umständen an: es entstand der erste Schnellfilter. Er war nicht mehr von zylindrischer Form, sondern erinnerte in seiner Machart an einen konisch zulaufenden Trichter, dessen Boden rund war. Dazu gab es ein quadratisch geschnittenes Stück Filterpapier mit einem Eindrücker, so dass die gesamte Filterfläche bedeckt war. Das Abfiltern ging so schneller vonstatten und das Aroma war besser.
Produkt noch nicht ausgereift
Diese Weiterentwicklung war aber noch nicht das Gelbe vom Ei – es bildeten sich wegen der Passungenauigkeit Falten, die den Wasserdurchfluss verzögerten. Also wurde die Form des Filters und des -papiers erneut geändert. Das Sieb wurde tütenförmig und bekam unten einen Schlitz. Dazu kreierte man das passende Papier. Das Wasser floss nun besser durch das Kaffeemehl und das Papier. Schwerlösliche Bitterstoffe und das Kaffeepulver wurden zurückgehalten, während Aroma und Koffein ihren Weg ins Trinkgefäß fanden.
Ständige Weiterentwicklung
Fortschritte gab es auch bei der Papierbeschaffenheit. Im Jahre 1989 etwa kam die naturbraune Filtertüte aus ungebleichtem Zellstoff auf den Markt. Drei Jahre später wurde das Filterpapier zu hundert Prozent chlorfrei gebleicht. Weitere fünf Jahre später kam das Aromavlies: Als Ausgangsstoff dient eine schwedische Kiefernart, die kontrolliert forstwirtschaftlich angebaut wird. Die langen Fasern des Baumes eignen sich besonders für feinporige Papiere. 1998 kamen dann Filtertüten mit verarbeitetem Bambus, 2000 mit Doppelnaht auf den Markt. In der Folge wurden die Papiere in ihrer Struktur so weiterentwickelt, dass mit der Filtertüte das Aroma bestimmt werden konnte. Auch werden die Tüten in verschiedenen Größen angeboten – beispielsweise für Hand- oder Maschinenfiltrierung.
Auf die Härte kommt es an
Am besten gelingt das aufgebrühte Heißgetränk, wenn man vorher herausfindet, von welcher Härte das verwendete Wasser ist – es darf nicht zu hart und nicht zu weich sein. Am besten schmeckt der Kaffee, wenn das Wasser zwischen acht und 14 Grad deutscher Härte (dH) hat. Ist es zu hart, gibt man eine Prise Kakao oder Natron dazu, ist es zu weich, hilft eine Prise Salz. Und damit beim Maschinenkaffee das Wasser nicht neben dem Kaffeemehl in die Kanne tropft, knickt man die Prägeränder am Kaffeefilter um. Die Filtertüte sitzt dann tief genug im Kaffeefilter und der Schwenkfilter lässt sich ohne Probleme schließen.
Foto: Melitta Gruppe, Minden
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