Neben der Wissenschaft und der Dichtkunst hatte Johann Wolfgang von Goethe scheinbar auch eine ganz einfache Aufgabe: Geld ausgeben und zwar im großen Stil. Denn der Dichter geizte nicht, wenn es um die fürstliche Bewirtung seiner Gäste ging, seine ausgiebigen Reisen oder auch um Neuanschaffungen für seine Kunstsammlung. Das belegen jedenfalls die genauestens geführten Haushaltsbücher aus der Weimarer Zeit. Die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe Universität widmet sich dieses Mal ausschließlich dem Geld und Goethe ist dabei gleich in drei Artikeln vertreten. In einem widmete sich Autorin Dr. Vera Hierholzer den Haushaltsbüchern und Goethes Umgang mit Geld.
Eine Frage des Geldes
Goethe galt Zeit seines Lebens als freigiebig, musste sich dafür aber des Öfteren auch Geld leihen, von seiner Mutter, von seinen Freunden und später gar von seinen ehemaligen Bediensteten. Und das obwohl der Dichter in seinem gesamten Leben rund 350.000 Taler verdiente. Zum Vergleich betrugen seine Ausgaben im Jahre 1817 etwa 4.000 Taler, im Jahre 1834 waren diese mit 12.000 Talern auf das Dreifache gestiegen. Insgesamt gab Goethe rund 80% seines gesamten Vermögens aus, doch wofür? Zunächst einmal für Reisen. Mehr als 40.000 Reisekilometer gingen auf das Konto des Dichters alleine innerhalb Deutschlands, nach Italien, Frankreich und in die Schweiz, was mit Unterkunftskosten um die 100.000 Taler verschlang. Hinzu kam eine großzügige Führung des Haushalts, wo vielfach Verwandte und Freunde lebten und zahlreiche Bedienstete, die auch bezahlt werden mussten. Zu feierlichen Anlässen gab es nur das Teuerste und Beste, wie Kaviar, Gänseleber, Trüffel oder Muscheln, natürlich mit Champagner die Kehle hinuntergespült. Doch das war noch nicht alles.
Der Dichter als Sammler
Goethe tat es seinem Vater gleich und begann schon in frühen Jahren mit dem Aufbau einer Kunstsammlung, die bis zu seinem Lebensende stolze 50.000 Werke umfasste, darunter Gemälde, Kupferstiche, Radierungen und auch Plastiken oder historische Gefäße. Da das Sammeln dem Frankfurter scheinbar im Blut lag, baute er neben der Kunst auch eine naturwissenschaftliche Sammlung auf, die es immerhin auf 25.000 Stücke brachte. „Besitz sah Goethe vor allem als Möglichkeit zur Bildung und Welterfahrung an, und von dieser Überzeugung war auch sein Umgang mit Geld geprägt“, fasst Vera Hierholzer zusammen. Der ganze Artikel ist in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Forschung Frankfurt“ auf der Webseite der Universität Frankfurt erhältlich. Und wer einen Teil der Haushaltsbücher einmal in natura betrachten möchte, der kann noch bis 30. Dezember 2012 die Sonderausstellung „Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft“ im Frankfurter Goethe-Haus besuchen.
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