Den meisten Menschen ist das mehr oder weniger gleichgültig, doch auch viele jammern und zetern beim Zeitumstellen, können nicht mehr richtig schlafen, sind gereizt oder verstimmt und „spüren“ die Zeitmanipulation einfach auf irgendeine unangenehme Art und Weise. Doch was ist wirklich dran am Ganzen und wo liegt eigentlich der Sinn der Zeitumstellung?
Das Übel nimmt seinen Lauf
Ob man nun gesundheitliche Probleme bei der Zeitumstellung bekommt oder nicht, Fakt ist, dass mehr Menschen die Umstellung verteufeln als sie gut zu heißen und zurück geht die Misere auf den Anfang des 20. Jahrhunderts. Nachdem Benjamin Franklin schon im Jahre 1784 eine scherzhafte Zeitumstellung vorgeschlagen hatte, um den Verbrauch an Kerzen zu senken, zog es der Engländer William Willet im Jahre 1907 erstmals ernsthaft in Betracht, die Uhr im Sommer eine Stunde vor zu stellen, um dadurch eine Stunde länger das Tageslicht ausnutzen zu können und entsprechend Stromkosten für die Beleuchtung zu sparen. Die Engländer waren von dieser Idee absolut nicht zu überzeugen, doch schien unter anderen das Deutsche Reich neun Jahre später die Chance einige Kosten sparen zu können durchaus ernst zu nehmen. Entsprechend wurden am 30. April 1916 im Deutschen Reich, in Österreich-Ungarn und auch in Irland zum ersten Mal die Uhren auf die Sommerzeit umgestellt. Der Nutzen konnte dann aber doch nicht so groß wie erhofft gewesen sein, weil im Nachkriegs-Deutschland ab 1919 zunächst keine Zeitumstellung mehr erfolgte. Erst im Jahre 1940 wurde die Möglichkeit Strom zu sparen wieder interessant und man stellte die Uhren jeweils wieder auf Sommer- und Winterzeit um. Zwischendurch gab es immer mal wieder Unterbrechungen, bis die Zeitumstellung im Jahre 1975 endgültig festgelegt und von einem großen Teil der Europäischen Gemeinschaft übernommen wurde. Ziel war es erneut Energie zu sparen, was durch die Ölkrise im Jahr 1973 bestärkt wurde. Ende des Jahres 1994 wurde die Sommerzeit dann einheitlich für die gesamte Europäische Union festgelegt.
Ein Vorteil – Strom sparen?
Der Vorteil der Sommerzeit liegt natürlich auf der Hand. Der früheste Sonnenaufgang im Sommer findet um etwa 3.30 Uhr statt, eine Zeit, in der die meisten Menschen noch schlafen und entsprechend nicht auf Licht angewiesen sind. Unter geht die Sonne dann gegen 21.00 Uhr, eine Zeit, in der noch sehr viele Menschen wach sind. Also ist die Idee der Sommerzeit nun, einfach die Uhr eine Stunde vorzustellen, damit die Sonne laut Uhrzeit eine Stunde später aufgeht und der Abend eine Stunde länger hell bleibt. Das spart am Abend Strom, weil erst später Licht benötigt wird und auch die Menschen bleiben angeblich aktiver und produktiver. Demgegenüber stehen allerdings eine Reihe von Kritikern, welche die Zeitumstellung nicht nur für ausgemachten Blödsinn halten, sondern gar für ein gesundheitsschädliches System, dessen Nachteile massiv überwiegen. Hier ein Überblick der Kritikpunkte:
Die innere Uhr
Der Körper folgt einem inneren, natürlichen Rhythmus, wohl besser als Biorhythmus bekannt, der durch die Zeitumstellung gestört wird. Denn ursprünglich richtet sich der Mensch nach keiner definierten Uhrzeit, sondern nach dem natürlichen Tagesablauf, an den die Aktivitäten angepasst werden. Wird dieser durch die Umstellung der Zeit aus dem Gleichgewicht gebracht reagiert der Körper mit Hormonschwankungen, unter anderen mit Stresshormonen. Für die Gewöhnungsphase an die künstliche Sommerzeit benötigt der Organismus angeblich rund viereinhalb Monate, während die Umgewöhnung auf die natürliche Zeit innerhalb von zwei Wochen geschieht. Die Umstellung kann sich in Schlafstörungen bis hin zu psychischen Verstimmungen äußern. Einer Studie der Forscher Imre Janszky und Rickard Ljung zu Folge soll sogar das Herzinfarktrisiko für einen gewissen Zeitraum nach der Umstellung auf die Sommerzeit ansteigen.
Computer
Für den Computer im heimischen Arbeitszimmer ist die Zeitumstellung an sich kein Problem. Schwierig wird es allerdings bei Rechnern, auf denen automatisierte Prozesse laufen oder die sich im Einsatz für die Industrie befinden. In solchen Fällen muss die Zeitumstellung peinlich genau berücksichtigt werden, um unangenehme bis gefährliche Zwischenfälle zu vermeiden. So sind zum Beispiel Datenbanken, die in Abhängigkeit zu Datum und Uhrzeit laufen bei jeder Zeitumstellung gefährdet.
Nachteile über Nachteile
Ob sich Kühe auf die neuen Melkzeiten einstellen müssen und wochenlang weniger Milch geben, Züge der Deutschen Bahn während der Zurückstellung auf Normalzeit bis zu einer Stunde sinnlos in einem Bahnhof still stehen müssen oder der ohnehin schon überarbeitete Notarzt im Nachtdienst noch eine Stunde länger Schicht schieben muss, die Nachteile, ob groß oder klein, ließen sich noch seitenweise auflisten und immer mehr Sommerzeitgegner versuchen ihrem Unmut Luft zu machen. So hat sich beispielsweise unter dem Motto „es ist nicht länger hell, sondern früher spät und später kühl“ auf www.sommerzeit-abschaffen.de eine Bürgerinitiative gebildet, die aktiv Stimmen gegen die Sommerzeit sammelt. Dort lassen sich weitere, unzählige Nachteile einsehen, die von über die Sommerzeit verärgerten Bürgern eingeschickt werden können. Jeder, der möchte, kann diese Aktion unterstützen.
Und wie wird nochmal umgestellt?
Angesichts der Nachteile der Zeitumstellung und auch vielen Studien, die belegen, dass der Energieverbrauch bei der Umstellung nicht sinkt, sondern teilweise sogar steigt, kann man nur hoffen, dass der Unfug irgendwann ein Ende haben wird. Doch bis dahin stellt sich beinahe allen von uns zwei Mal jährlich die Frage, ob die Uhr nun vor oder zurück gestellt werden muss. So geht’s: Am letzten Sonntag im März wird die Uhr von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr vorgestellt und am letzten Sonntag im Oktober wird die Zeit von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt.
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