Bewundert und gefürchtet, als Heilige verehrt und doch als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Geschichte des Bauernmädchens Johanna ist anfangs eine ganz alltägliche – bis zu dem Tag, an dem Johanna geheimnisvolle Stimmen hört und auszieht, um im Namen Gottes Frankreich von den Engländern zu befreien. Ihr Weg führt sie anfangs zu niemand geringerem als dem französischen König, Karl VII.
Orléans und der Hundertjährige Krieg
Als der französische König Karl IV. im Jahr 1328 starb und keinen Thronfolger hinterließ, glaubte der englische König Edward III. plötzlich aus verschiedenen Gründen, ein Recht auf den französischen Thron zu haben.
Es folgte der Hundertjährige Krieg und mit ihm unzählige Kämpfe, die das Land erschütterten und denen Frankreich bald nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte. Eine strategisch wichtige Rolle fiel der Stadt Orléans zu.
Die von den Engländern belagerte Stadt ist damals einer der wichtigsten Überquerungspunkte der Loire. Zugleich ist Orléans jedoch die Stadt, in der die Legende von Johanna beginnt. Denn hier reitet sie im Mai 1429 mit den Soldaten in die Schlacht, in der es den Franzosen tatsächlich gelingt, die Engländer in die Flucht zu schlagen.
Liegt es an den Kriegskünsten Johannas? Mitnichten – denn das Bauernmädchen versteht nichts von strategischer Kriegsführung. Allerdings gelingt es Johanna – wohl gerade darum, weil ihr die Ausweglosigkeit der Lage nicht bewusst ist – die Soldaten so zu motivieren, dass auch sie an ein Wunder glauben.
Die Legende der Jungfrau von Orléans
Wie gelingt es diesem unbekannten, wie ein Mann gekleideten Mädchen, tatsächlich vom König gehört zu werden und ihn gar von ihrer unglaublichen Mission zu überzeugen? Zugute kommt Johanna wohl die Tatsache, dass sie noch Jungfrau ist.
Denn während andere Frauen, die angeblich übersinnliche Fähigkeiten besitzen, der Hexerei bezichtigt werden und mit dem Teufel im Bunde sein müssen, genießen die Jungfrauen einen Sonderstatus.
Ihre übernatürlichen Fähigkeiten, so die Annahme, müssen von Gott gesandt sein. Zudem gibt es eine Legende die besagt, dass es eine Jungfrau ist, die das Land befreien wird. Johanna ist davon überzeugt, dass genau sie diese von Gott auserwählte Jungfrau ist und sie tritt so überzeugend auf, dass kaum jemand es wagt, daran zu zweifeln.
Die heilige Ketzerin
Der Siegeszug Johannas findet jedoch ein jähres Ende. Im Rahmen der Kriegswirren gerät Johanna in englische Gefangenschaft. Sie wird der Ketzerei schuldig gesprochen und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Nur wenige Jahre später gelingt es den Franzosen um Karl VII. endgültig, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben.
1456 wird Johanna auf Initiative König Karls hin rehabilitiert. Die Seligsprechung erfolgt 1909 und am 16. Mai 1920 wird Johanna von Orléans, die von der Kirche einst als Ketzerin verbrannt wurde, von Papst Benedikt XV heilig gesprochen. Heute ist Jeanne d’Arc eine französische Nationalheldin, der am 30. Mai eines jeden Jahres gedacht wird.
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