Mozart, Franklin, Churchill oder Roosevelt gehörten einst zu den Feimaurern, dem legendären Geheimbund, um den sich noch heute viele Mythen ranken. Die Geheimniskrämerei des Bundes der Freimaurer ließ die Gerüchteküche brodeln: Man dichtete ihnen Verschwörungen an, unterstellte ihnen die Unterstützung von Revolutionen oder fürchtete obskure Praktiken. Was auch immer davon zutreffend gewesen sein mag – die Fakten werden wohl im Verborgenen bleiben, denn jedes Mitglied ist zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.
Geheimbund im Wandel der Zeit
Geheimbünde mit religiösem Hintergrund gab es seit dem Mittelalter. Ab dem 17. Jahrhundert wurden jedoch zunehmend Bünde gegründet, deren Ziel es war, politische oder soziale Einflussnahme auszuüben. In dieser Zeit der Aufklärung, des geistigen und politischen Aufbruchs, fiel die Idee der Geheimbünde auf fruchtbaren Boden, und die Freimaurer wählten sich aufklärerische Ideale wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität als grundlegende Werte.
Einige der damals gegründeten Bünde existieren heute noch (oder wieder), so wie die Freimaurer, die heute weltweit an die sechs Millionen Mitglieder zählen. Mittlerweile erübrigt sich allerdings ein Großteil der Spekulationen, die Uneingeweihte so gerne anstellen. Die Freimaurer agieren weniger im Verborgenen, sondern zeigen sich sozial engagiert.
Freimaurer – ursprünglich ein reines Zweckbündnis
Die Freimaurer entstanden aus den Bauhandwerkerzünften des Mittelalters, die sich zunächst aus rein geschäftlichen Interessen zusammenfanden. Auf diese Herkunft weisen auch wichtige Symbole der Maurer hin, Winkelmaß und Zirkel, sowie die Grade Lehrling, Geselle und Meister.
Die Mitgliedschaft gab den Bauhandwerkern Sicherheit und war zudem mit bestimmten Privilegien verknüpft. So wurden die Mitglieder der Zunft aus- oder weitergebildet und finanziell oder gesundheitlich benachteiligte Mitglieder versorgt. Es war äußerst reizvoll, so einer Bruderschaft anzugehören, doch nicht jeder wurde aufgenommen.
Geheimer Gedankenaustausch
In den Geschichtswirren des 17. Jahrhunderts wurden viele der Zünfte wieder aufgelöst, einzig die der britischen Inseln bildeten eine Ausnahme. Sie hielten an ihrer Tradition fest und nahmen sogar noch die so genannten Ehrengäste auf, die mit dem Bauhandwerk rein gar nichts zu tun hatten.
Mit diesen der Oberschicht angehörigen und finanziell gut situierten Gästen kamen nicht nur Geld, sondern auch frische Gedanken in die Bruderschaft. Und da die Obrigkeit freie Meinungsäußerung oder Glaubensfreiheit nicht unterstützte, bildete die Bruderschaft den perfekten Rahmen zum unzensierten Gedankenaustausch.
Schutz der Exklusivität
Das Interesse potenzieller Mitglieder, der bürgerlich-liberalen Bruderschaft anzugehören, stieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts so explosionsartig an, dass Handeln Not tat. Feste Regeln und eine organisierte Struktur mussten her, vor allem durfte die Exklusivität der geheimen Bruderschaft nicht durch wahllose Neuaufnahmen ad absurdum geführt werden.
Am 24. Juni 1717 – dieses Datum ist heute der höchste Feiertag der Freimaurer – wurde in London die erste Großloge gegründet. Das hierarchisch streng gegliederte Prinzip der Großloge, die aus mehreren Einzellogen besteht, existiert weltweit. Gleiches gilt für die rituellen Handlungen der Freimaurer, die Elemente aus den Ritualen der Rosenkreuzer, der Templer, der Kabbala oder aus sonstigen Mysterienkulten aufweisen.
Ein Geheimbund geht um die Welt
Logen der Freimaurer sind seit dem 18. Jahrhundert in ganz Europa und sogar in Amerika zu finden. 1773 wurde die erste deutsche Freimaurerloge, der auch der aufgeklärte preußische König Friedrich der Große angehörte, in Hamburg gegründet. Aufgrund ihrer humanitären Ideale und der kosmopolitischen Gesinnung war der Bund vielen ein Dorn im Auge. Von den Nationalsozialisten wurden die Freimaurer gar verboten. Erst in den 1950er-Jahren fassten sie in Deutschland wieder Fuß.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten