Großbritannien ist im weltweiten Vergleich ein relativ kleines Land, doch das war nicht immer so. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Briten die mit Abstand größte Kolonialmacht, deren Gebiete sich über den ganzen Globus verteilten. Und wie groß das „British Empire“ wirklich war, spiegelt sich noch heute in dem Commonwealth wieder, in der Vereinigung souveräner Staaten unter britischer Flagge.
Das Commonwealth im Überblick
Nachdem die britischen Kolonien Kanada, Australien, Neuseeland und Süd-Afrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend nach Autonomie strebten und sich aus den Fesseln ihrer Kolonialherrscher zu befreien versuchten, kam das Vereinigte Königreich den Rufen seiner sich ohnehin selbst verwaltenden Kolonien nach und rief das Commonwealth ins Leben. Dadurch waren die entsprechenden Kolonien keine Untertanen mehr, sondern Teil einer autonomen Gemeinschaft. Die Staaten erhielten alle die gleichen Rechte und waren in keiner Weise mehr Ihren Kolonialherren untergeordnet. Die Treue zur Krone war die letzte, übrig gebliebene Verbindung zum British Empire und musste entsprechend akzeptiert und respektiert werden. Eine gemeinsame Verfassung oder sonstige Reglements zwischen den Staaten bestanden nicht. Verankert wurde die Regelung des Commonwealth am 18. November 1926 in dem sogenannten Balfour Bericht. Unter Leitung des damaligen britischen Premier- und Außenministers Lord Balfour wurde den betroffenen Kolonien im Grunde die Souveränität zugesichert.
Am 28. April 1949 wurde das Commonwealth mit den Beitritten von Indien, Pakistan und Ceylon neu strukturiert und in der sogenannten „Erklärung von London“ festgehalten. Der Grundstein für das moderne Commonwealth war gelegt. Mit dem Ziel der gegenseitigen Unterstützung in Fragen der Demokratie und Entwicklung, traten in den folgenden Jahren immer mehr ehemalige Kolonien des Britischen Reiches dem Verbund bei und seit dem Jahr 1950 war es dann auch nicht mehr zwingend erforderlich den britischen König beziehungsweise die britische Königin als Staatsoberhaupt des eigenen Landes anzuerkennen. Infolge dieser weiteren Lockerung verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder in den folgenden Jahren noch einmal. Das Commonwealth hatte sich von der im Grunde bloßen Kolonialverwaltung in eine multi-kulturelle Organisation verwandelt, die sich für so wichtige Themen, wie Bildung, Gesundheit, Menschenrechte oder auch die wirtschaftliche Entwicklung einsetzt. Entsprechend wuchs das Interesse „schwächerer“ Staaten sich dem Commonwealth anzuschließen. So war es dann auch nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Staaten anschlossen, die noch nie zum Britischen Empire gehörten, so Geschehen im Jahre 1995, als Mosambique dem Bund beitrat, gefolgt von Ruanda im Jahre 2009.
Das Commonwealth heute
Heute, 2011, zählt das Commonwealth 54 Mitgliedsstaaten aus allen Teilen der Welt und die meisten davon erkennen die britische Königin noch immer als Oberhaupt an, wenn auch nur symbolisch. So finden sich zum Beispiel auf den Währungen und Briefmarken aus Australien, Neuseeland und Kanada noch immer Portraits von Elizabeth II. Um die eigene Souveränität aber zu betonen wird im Zusammenhang mit der Königin immer das eigene Land nachgestellt und nicht das britische. So heißt es in Kanada beispielsweise nicht „British Queen“, sondern „Queen of Canada“. Viel wichtiger als symbolische Namensspielereien sind allerdings die gemeinsamen Interessen der Verbundländer. Die wichtigsten Institutionen der Gemeinschaft sind das Commonwealth Secretariat und das Commonwealth Office. Das Secretariat in London ist salopp ausgedrückt das regierungsübergreifende Hauptquartier des Commonwealth, das als Walt- und Schaltzentrale dient. Hier werden organisatorische und technische, gemeinschaftsinterne Planungen, Hilfestellungen und Richtlinien entwickelt und koordiniert. Das Commonwealth Office ist direkt mit dem britischen Außenministerium verknüpft und für sämtliche politische Fragen zuständig. Für einen optimalen Informationsaustausch sendet jeder Mitgliedsstaat einen Vertreter an das Office. Alle zwei Jahre findet zudem eine Vollversammlung in Form eines einwöchigen Gipfels statt, bei der politische und wirtschaftliche Fragen, sowie die allgemeine Weltlage diskutiert werden. Der Ort des Gipfels wechselt zwischen den Mitgliedsstaaten, wo er aber noch immer traditionell und symbolisch durch die britische Königin eröffnet wird. Unterm Strich ist das Commonwealth eine löbliche Organisation im Einsatz für Frieden und Solidarität, die ihrem Namen – ins Deutsche übersetzt übrigens „Gemeinsamer Wohlstand“ oder „Gemeinwohl“ –gerecht wird und durchaus mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient als ihr bisweilen zuteilwird.
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