Auch im Mittelalter war Bildung ein geschätztes Gut. Allerdings war das, was heute gemeinhin unter Bildung verstanden wird, ganz bestimmten Gruppen vorbehalten und umfasste auch andere Inhalte als heute.
Der mittelalterliche Elementarunterricht
Ganz ähnlich wie auch heute umfasste der Elementarunterricht im Mittelalter Fertigkeiten im Lesen und Schreiben. Gegenstand des Unterrichtes war jedoch nicht die Muttersprache, sondern das Lateinische. Die lateinische Sprache war – ähnlich wie heute das Englische – die Wissenschaftssprache des Mittelalters und musste daher beherrscht werden. Zu den grundlegend zu erlernenden Fähigkeiten zählten aber auch Rechnen und Singen.
Vorbereitung auf das Studium
Nach dem Erlernen der grundlegenden Fähigkeiten standen die sogenannten „septem artes liberales“, also die sieben freien Künste, auf dem Stundenplan. Sie dienten der Vorbereitung auf das spätere Studium und wurden unterteilt in Trivium und Quadrivium. Zum Trivium (Dreiweg) zählten die sprachlich orientierten Fächer: Die Grammatik, die Rhetorik und die logische Dialektik. Das Quadrivium (Vierweg) bildete die mathematischen Fächer Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.
Wissenschaftliche Studien
Die Beherrschung der sieben freien Künste war Voraussetzung für das wissenschaftliche Studium, bei dem besonders im frühen Mittelalter die Theologie im Vordergrund stand. Daneben gab es als Fakultäten noch die Artistenfakultät sowie die medizinische und die juristische Fakultät. Mit der Entstehung der Universitäten wurde die Artistenfakultät in das Studium Generale integriert und wandelte sich somit zum Vorläufer der heute noch existierenden philosophischen Fakultät.
Zentren mittelalterlicher Bildung
Besonders im frühen Mittelalter war Bildung nur einem sehr kleinen Kreis von Menschen zugänglich und selbst der Adel verfügte über keine oder nur geringe Bildung. Lediglich Klosterschulen vermittelten Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben, doch waren diese nur werdenden Geistlichen vorbehalten. Ab dem elften Jahrhundert entwickelten sich neben den Klosterschulen die so genannten Kathedralschulen, die Bürgerssöhne und Adlige ausbildeten, ohne sie an einen Orden zu binden. Der Lehrstoff war hier eher auf das praktische Leben ausgerichtet und umfasste bald auch Lesen und Schreiben in der Muttersprache sowie Grundlagen der Mathematik.
Fazit
Das mittelalterliche Bildungssystem basierte auf der lateinischen Sprache und war eng mit den Inhalten und Dogmen der Kirche verbunden. Es war hauptsächlich Männern vorbehalten. Die wenigen gebildeten Frauen fanden sich vorwiegend in kirchlichen Kreisen. Obwohl Bildung anfangs sehr stark nur auf Geistliche beschränkt war, erforderte das praktische Leben der erblühenden Städte sehr bald eine Öffnung und Differenzierung des Lehrplanes. Diese Differenzierung ebnete den Weg zu einer muttersprachlichen Bildung und führte letztlich zur Entwicklung des heutigen Bildungssystems.
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