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Traditionen:

Fliegende Weihnachtsbäume – Weihnachten in Schweden

Das schwedische Weihnachten hört auf den kurzen Namen „Jul“. Es ist ein Mix aus christlichen und heidnischen Traditionen. Das Julfest feiern die Skandinavier schon seit ewigen Zeiten.

Der Weihnachtsmarkt von Stockholm.

Fröhliches Treiben auf dem Weihnachtsmarkt in der Stockholmer Altstadt. Bild: © picture alliance / dpa

Vor der Christianisierung bejubelten die Wikinger und Germanen die Wiederkehr des Lichtes mit bestimmten Ritualen. Schließlich ist das Licht im winterlichen Skandinavien besonders knapp. Als Symbol für die Vollendung des Sonnenkreises diente das Rad, skandinavisch „hjul“ genannt. So gab es den Brauch, brennende Räder die Hügel hinabzurollen.

Mit Licht hat auch die heute noch praktizierte vorweihnachtliche Zeremonie der Santa Lucia zu tun. Diese Heilige aus Sizilien soll die Schweden im vierten Jahrhundert vor einer Hungerkatastrophe bewahrt haben. Ihr zu Ehren geht am 13. Dezember die älteste Tochter der Familie mit einem Lichterkranz auf dem Kopf durch das Haus und weckt die Familie mit Gebäck. Üblich sind auch „Lucia-Prozessionen“ mit vielen weiß gekleideten Mädchen.

Am 23. Dezember sind unsere nördlichen Nachbarn dann wirklich im Weihnachtsfieber: Es gilt eine dichte, schön gewachsene Tanne als perfekten Weihnachtsbaum zu finden. Wie dieser geschmückt wird – ob kitschig mit Lametta, Flaggen oder Christbaumkugeln oder schön schlicht mit Naturmaterialien – entscheidet der Geschmack und die Tradition der jeweiligen Familie.

Der Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten ist genau wie bei uns der Heiligabend. Die Wartezeit darauf verbringen die Schweden gerne vor dem Fernseher. Nachmittags läuft ein Disney-Spezialprogramm, das seit den sechziger Jahren alljährlich am Weihnachtstag wiederholt wird. Es lebe das Ritual. Danach versammeln sich Familien und Freunde zum Festessen.

Ein Muss für das „julbord“, das weihnachtliche Buffet, ist der saftige Julschinken. Weitere deftige Weihnachtsleckereien sind Fleischwurst, eingelegter Hering, hausgemachte Leberpastete, Kartoffeln und Stockfisch. Dazu gibt es Bier oder Schnaps oder Glögg, eine Art Glühwein mit Mandeln und Beeren. Natürlich naschen die Schweden auch gern Schokolade, Toffee sowie Datteln und Nüsse.

Nach dem Essen kommt die Bescherung. Dafür ist der „jultomten“ zuständig. Der hat sich im Laufe der Zeit von einem Zwerg in einen Weihnachtsmann verwandelt. Die Geschenke dürfen unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt werden. Am frühen Morgen des 25. Dezembers steht dann ein Kirchbesuch auf dem Programm.

In den sich anschließenden Tagen besucht man Verwandte und Freunde. Genug Zeit ist da, denn die Weihnachtsferien gehen bis zum Ende der ersten Januarwoche. Die eigentliche Weihnachtszeit endet sogar erst mit dem 13. Januar. Diese lange Auszeit verdanken die Schweden einer Anordnung ihres Königs Knut im 11. Jahrhundert. Ihm und nicht unserem Berliner Eisbären zuliebe heißt der letzte Weihnachtstag St. Knuts-Tag.

Am 13. Januar werfen die sonst so ordentlichen Schweden ihre ausgedienten Weihnachtsbäume einfach aus dem Fenster, ganz so wie es die Ikea-Werbung verspricht. Wer in dieser Zeit in Schweden unterwegs ist, sollte also gut auf sich aufpassen!

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