Wer kennt ihn nicht, den Mann, der mit seinen Geschichten die Alpträume seiner Leser zum Leben erweckt und zu nächtlicher Stunde den einen oder anderen Gänsehautschauer über den Rücken zu jagen vermag? Richtig, die Rede ist vom Altmeister des Grauens, Stephen King. Schon seit beinahe 40 Jahren lehrt der ehemalige Lehrer nun seine Leserschaft das Fürchten und ein Ende ist nicht abzusehen. Treue Fans warten immer wieder sehnsüchtig auf die neuen Veröffentlichungen und ständig kommen neue, jüngere Leser hinzu. Der Name Stephen King ist weltweit bekannt wie ein bunter Hund, doch wie sieht es mit dem Menschen aus, der hinter diesem riesen Erfolg steht?
Ein „ganz normaler“ Mann
Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, USA geboren. Schon zwei Jahre später, im Jahre 1949, verließ sein Vater Donald Edwin King die Familie und Nelly Ruth King musste den zweijährigen Stephen zusammen mit dessen Adoptivbruder David alleine großziehen. Mit miesen Gelegenheitsjobs hielt Nelly die Familie über Wasser. Eine schöne Kindheit sieht also anders aus und schon im zarten Alter von sieben Jahren begann Stephen King seine ersten Geschichten zu schreiben. Mit 13 Jahren fand er einen Karton mit unveröffentlichten Manuskripten seines Vaters, die hauptsächlich von Horror und Science-Fiction handelten. Für King war dies ein einschneidendes Erlebnis, wie er später in einem autobiographischen Werk berichtete. Er entwickelte selbst eine Vorliebe für das Horror Genre und verbrachte viel Zeit damit, eigene Geschichten zu schreiben. Seine erste konnte er im Alten von 19 Jahren in einem Comic Magazin veröffentlichen. Doch an eine beispiellose Schriftstellerkarriere war dadurch noch lange nicht zu denken, weshalb King zunächst einen anderen Weg einschlug. Er studierte „Englisch“ an der Universität von Maine, wo er auch seine Liebe kennen lernte und sie kurz nach dem Studium im Jahre 1971 heiratete.
In der Folgezeit arbeitete Stephen King als Englischlehrer und hatte Schwierigkeiten sich und seine Frau zu ernähren. Er nahm einen Nebenjob in einer Wäscherei an und opferte seine wenige Freizeit weiterhin dem Schreiben von Kurzgeschichten, von denen er auch hin und wieder eine verkaufen konnte. Viel Geld gab das natürlich nicht und seine Romanmanuskripte, mit deren Veröffentlichung er hätte mehr Geld verdienen können, wurden durch die Bank von verschiedenen Verlagen abgelehnt. Durch die finanzielle Situation zog King mit seiner Frau in einen gemieteten Wohnwagen und begann an seinem Manuskript „Carrie“ zu arbeiten. Er selbst befand sein Werk als außerordentlich schlecht und donnerte es kurzerhand in den Mülleimer, während seine Frau ein wenig skeptischer war und es wieder herausfischte. Sie war von der Geschichte überzeugt und stachelte ihren Mann an, die Geschichte zu Ende zu bringen. Stephen King hörte auf seine Frau und bot das fertige Manuskript einem Verlag an, der nicht lange auf Antwort warten ließ und die Geschichte kaufte. In nur kurzer Zeit überschlugen sich die Ereignisse und Stephen King war beinahe über Nacht vom schlecht bezahlten Lehrer zum hochbezahlten Star geworden.
Ruhm, Erfolg und Schattenseiten
Der Roman „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ war zum Bestseller geworden, wurde in Hollywood verfilmt und ebnete den Weg für eine steile Karriere. So schrieb Stephen King in der Folgezeit einen Verkaufsschlager nach dem anderen und verdiente schätzungsweise 45 Millionen Dollar pro Jahr. Doch, dass Geld alleine nicht glücklich macht, musste der frisch gebackene Schriftsteller-Star schnell am eigenen Leib erfahren. Denn Stephen King geriet während seiner Schaffenszeit Anfang der 1980er Jahre schleichend in eine Alkohol- und Kokainabhängigkeit, die er erst zu Beginn der 1990er Jahre mithilfe seiner Frau und seiner Freunde durch eine Therapie in den Griff bekam. Hinzu kamen aber immer wieder unangenehme Zwischenfälle mit vermeintlichen Fans. So wurde King zum Beispiel von einer Leserin unberechtigt ein Plagiatsfall vorgeworfen, während ein männlicher Stalker den direkten Kontakt suchte, in Kings Haus einbrach und dessen Frau bedrohte. Auch wenn berühmte Persönlichkeiten mit solch Anfeindungen und Übergriffen rechnen müssen, haben diese ihre Spuren hinterlassen und King versuchte häufig, seine Ängste in seinen Geschichten zu verarbeiten. Misery ist ein solches Beispiel. Doch nicht nur die direkte Bedrohung machten dem Schriftsteller zu schaffen. Im Jahre 1999 wurde King von einem betrunkenen Autofahrer erfasst und schwer verletzt, was seinerzeit einige merkwürdige Ereignisse nach sich zog. So kaufte King das Unfallauto, zerstörte es eigenhändig am Tag als sich der Unfall jährte und ließ es im Anschluss entsorgen. Der Unfallverursacher selbst starb dann ein Jahr später an Kings Geburtstag. Der gesamte Vorfall spiegelt sich in einigen Werken Kings wider.
Wer ist Richard Bachmann?
Stephen King hatte sich weltweit einen Namen gemacht und neben einigen Feinden oder übereifrigen „Verfolgern“ natürlich auch eine riesige Schar an Gönnern und echten Fans geschaffen. Hat man diesen Status erst einmal erreicht, kommt den Künstlern selbst des Öfteren der Verdacht, dass es im Grunde egal ist, wie gut oder schlecht die weiteren Werke sind, weil sich der Erfolg ohnehin nur noch auf den Namen beschränke, sprich, wo King draufsteht ist King drin, also gekauft. Um nun zu überprüfen, ob es sich in seinem Falle tatsächlich in dieser Art darstellt oder ob seine Werke aufgrund der Qualität gekauft werden, veröffentlichte King seine damals abgelehnten Manuskripte unter dem Namen Richard Bachmann. Der Erfolg blieb aus und die Bücher blieben in den Regalen liegen wie Blei. Also gab man bekannt, dass hinter dem Pseudonym Richard Bachmann der große Stephen King steckt und siehe da, alle Veröffentlichungen waren innerhalb kürzester Zeit in den Bestsellerlisten vertreten. Angeblich kam es nur durch einen Fehler eines Verlages zum Bekanntwerden, wer sich tatsächlich hinter Richard Bachmann verbirgt, doch wurden auch Stimmen laut, die hinter der ganzen Aktion lediglich einen Werbegag vermuteten, um die Verkaufszahlen zusätzlich anzukurbeln. Welche Absicht auch tatsächlich dahinter stand, zeigt sich zumindest eindringlich, dass auf dem kommerziellen Parkett die Qualität weit hinter dem jeweiligen Brimborium zurücksteht.
Der unsterbliche Horror Autor
Mit unzähligen Werken, Verfilmungen und Preisen hat sich Stephen King zweifellos in den Olymp der modernen Schriftsteller befördert. Insgesamt über 400 Millionen verkaufte Bücher, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden sprechen dabei für sich. Und ob man King nun mag oder nicht, mit seinen Werken hat er sich in der Unterhaltungsliteratur längst unsterblich gemacht: Ein echter Meister des Grauens eben.
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