Während die Schriftsteller heutzutage eher durch die Werbetrommel und unentwegtes Säbelrasseln auf sich aufmerksam machen müssen, glänzten die Autoren vergangener Tage durch die Qualität ihrer Werke. Doch auch unter den verblichenen Schriftstellern gibt es bekanntere und weniger bekannte Vertreter. Zu den eher weniger bekannten gehört der französische Naturalist Joris Karl Huysmans und das, obwohl seine Werke teilweise Maßstäbe setzten. Besonders zwei Werke stechen dabei hervor. Zum einen „Gegen den Strich“, ein Werk das zum intellektuellen Meilenstein wurde und zum anderen der Roman „Tief unten“, der den Schriftsteller seinerzeit auch kommerziell hoch hinaus brachte.
Keine leichte Kindheit
Huysmans hieß mit vollem bürgerlichem Namen eigentlich Charles Marie Georges Huysmans und wurde am 5. Februar 1848 als Sohn des Holländers Godfried Huysmans in Paris geboren. Schon im Alter von acht Jahren musste Joris Karl Huysmans den Tod seines Vaters miterleben. Die erneute Heirat seiner Mutter nur ein Jahr nach dem Ableben seines Vaters betrachtete Huysmans äußerst missgünstig und hatte entsprechend auch Probleme den Stiefvater zu akzeptieren. Das neue Elternpaar machte kurzen Prozess und Huysmans erlebte seine Erziehung nicht zu Hause, sondern in einem Internat, in dem er seine Schulzeit nicht sonderlich glücklich hinter sich brachte. Nach seinem Abitur fand Huysmans eine mittlere Anstellung im französischen Innenministerium.
Die ersten Gehversuche mit der Feder
Schon früh begann Huysmans mit dem Schreiben und veröffentlichte neben seiner hauptberuflichen Arbeit kürzere Texte in Zeitschriften. Während Husymans eine gute berufliche Anstellung genoss, hatte er mit dem weiblichen Geschlecht aber keine guten Erfahrungen gemacht, weshalb seine späteren Werke auch immer wieder von enttäuschten Junggesellen handelten und das persönliche Liebesleben des Romanciers widerspiegelten. Im Jahre 1876 lernte der noch immer in den Kinderschuhen steckende Autor den französischen Schriftsteller und Journalist Émil Zola kennen und schloss sich seiner naturalistischen Gruppe an. Noch im gleichen Jahr wurde Husymans erster Roman „Marthe, histoire d’une fille“ veröffentlicht.
Der Naturalismus bezeichnet eine Strömung in der Literatur, bei der die Erzählungen auf der exakten Naturbeobachtung ihrer Autoren beruhen. Der Naturalismus wird dem Ende des 19. Jahrhunderts zugeordnet und reicht bis in das 20. Jahrhundert hinein.Der Ästhetizismus ist eine Lebenshaltung und Kunstanschauung, deren höchster Wert aus dem „Schönen“ besteht. Moral, Religion, Gesellschaft und auch Erkenntnis sind der Ästhetik untergeordnet, weshalb man auch von einem ästhetischen Amoralismus sprach, der zu einem dekadenten Verhalten führte.
Drastische Sprache führte zum Verbot des Debüts
Entsprechend der naturalistischen Grundhaltung des Autors, schilderte Huysmans die Handlung in seinem Roman in einer derart drastischen Art und Weise, dass das Werk für einige Zeit als sittenwidrig galt und verboten wurde. Doch Huysmans ließ sich nicht davon beeindrucken, blieb seiner Linie treu und auch seine Folgewerke handelten häufig von der Pariser Unterschicht, die realistisch und ungeschönt portraitiert wurde. Es folgten weitere Romane, die nicht selten von autobiografischen Elementen durchzogen waren. Im Jahre 1881 erlitt Huysmans eine nervöse Erschöpfung und ließ sich deswegen in einer Pariser Privatklinik behandeln.
Das zentrale Werk „Gegen den Strich“
Mit seinem Werk „Gegen den Strich“ – Originaltitel „A rebours“ – traf Huysmans einen gesellschaftlichen Nerv und sicherte sich einen unsterblichen Platz in der Literaturgeschichte. Der Roman handelt von einem jungen Aristokraten, der sich aus der sozialen Realität zurückzieht und in seinem Häuschen in eine künstliche Welt flüchtet, wo er im Strudel des Ästhetizismus und Mystizismus droht, dem Wahnsinn zum Opfer zu fallen. Geplant war das Werk als naturalistische Studie der krankmachenden, zeitgenössischen Dekadenz, doch erkannten sich viele Leser in den Problemen des Protagonisten wieder und der Roman avancierte zum hochgeschätzten Kultbuch weit über die Grenzen der Naturalisten hinaus.
Tief Unten
Weniger intellektuell, dafür aber unterhaltender und noch erfolgreicher, fiel das Werk „La Bas“ aus – in deutscher Sprache als „Tief unten“ erschienen. Das Werk handelt von einem Schriftsteller, der ein Buch über den satanischen Gilles de Rais schreiben möchte. Auch dieses Werk gilt als Meilenstein der Literatur, so wird dort zum ersten Mal eine Schwarze Messe im Detail beschrieben. Da dieses Werk ein wenig eingängiger ist, als „Gegen den Strich“, wäre „Tief unten“ eine gute Möglichkeit sich dem eigenwilligen Autoren anzunähern. Gestorben ist Joris Karl Huysmans übrigens im Alter von 59 Jahren am 12. Mai 1907 in seinem Geburtsort Paris.
Literaturtipps: „Gegen den Strich“ von Joris K Huysmans (Autor) (ISBN: 978-3150087541). Das Buch ist erschienen im Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag und kostet 8,00€. „Tief unten“ von Joris K Huysmans (Autor) (ISBN: 978-3150089842). Das Buch ist erschienen im Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag und kostet 8,80€.
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