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Lesestudie:

Im Alter lesen sich E-Books leichter

E-Books sind nur etwas für junge Leute? Nein, wie eine Studie zeigt, profitieren vor allem die älteren Leser von den elektronischen Büchern.

Seniorenpärchen mit ihrem Tablet-PC.

E-Books: Senioren fällt es leichter, ein Buch auf dem Tablet zu lesen. Bild: © fotolia.de

Wie eine Lesestudie unter dem Dach der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ergab, fällt älteren Menschen das Lesen auf einem Tablet-PC leichter als in einem herkömmlichen Buch. Für die Untersuchung wurden Teilnehmer der unterschiedlichsten Altergruppen getestet. Wie Dr. Franziska Kretzschmar vom Department of English and Linguistics der JGU mitteilt, sei es ein weit verbreitetes Vorurteil, man würde auf digitalen Endgeräten schlechter lesen. Aus neuronaler Sicht sind E-Books für das Gehirn nicht anstrengender als gedruckte Bücher und ganz im Gegenteil sorgt der höhere Kontrast für Vorteile gerade bei älteren Menschen.

Misstrauen bremst Verkaufszahlen

Deutsche Leser stehen den digitalen Medien noch immer skeptisch gegenüber. Im Jahre 2011 machte der Umsatz an E-Books im gesamten Büchermarkt gerade mal ein mageres Prozent aus. Auch eine Befragung der Deutschen brachte ans Licht, dass das gedruckte Buch nach wie vor das Lieblingsmedium der Deutschen ist. Den Grund benennen Experten in einem allgemeinen Misstrauen gegenüber den digitalen Medien. Ein Zustand, der sich zukünftig aber vielleicht ändern wird. Denn im englischsprachigen Raum zeigt sich eine komplett andere Situation. Dort zeigen die elektronischen Bücher bereits einen enormen Zuwachs und liegen im Umsatz bereits über dem der klassischen Bücher.

Meinung weicht vom tatsächlichen Ergebnis ab

Auch für die Studie zeigten sich die 56 Teilnehmer gegenüber den E-Books zurückhaltend und bezeichneten das Lesen von Papier als angenehmer mit einer besseren Lesbarkeit. Doch der subjektive Eindruck stimmte nicht mit der Analyse der Augenbewegungen und der Gehirnströme überein. Die Personen im Alter von 60 bis 77 Jahren wiesen beim elektronischen Lesen nicht nur eine höhere Lesegeschwindigkeit auf als bei der gedruckten Variante, sondern auch die Gehirnaktivität wurde als geringer, also weniger anstrengend, gemessen. „Der kognitive Aufwand ist für die älteren Probanden beim Lesen am Tablet-PC geringer als beim E-Ink-Reader und der Papierseite. Dies wird durch die Beobachtung der Blickbewegungen beim Lesen und der gleichzeitigen Messung der Gehirnaktivität eindeutig bestätigt“, erklärt Dr. Kretzschmar. Den Grund sieht hierfür sieht man in der Hintergrundbeleuchtung der Tablet-PCs, die einen höheren Kontrast zwischen Buchstaben und Hintergrundfläche mit sich bringen. Dies wirke sich positiv auf die Buchstaben- und Worterkennung aus und mache sich bis in die höchsten Sprachverarbeitungsebenen bemerkbar.

Für jüngere Leser ändert sich nichts

Bei den jüngeren Teilnehmern im Alter von 21 bis 34 Jahre machte das Medium des Textes keinen Unterschied. Hier schnitten alle getesteten Medien gleich gut ab. Und auch im Leseverständnis konnte bei keiner Altersgruppe und keinem Medium ein Unterschied festgestellt werden. In Ihrer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin PLoS ONE resümieren die Wissenschaftler also, dass das subjektive Empfinden gegenüber den elektronischen Medien der tatsächlichen Informationsverarbeitung widerspricht. Einen möglichen Grund hierfür sehen die Wissenschaftler im hohen kulturellen und traditionellen Wert der gedruckten Bücher. Damit zeigt sich, dass wie so viele Dinge im Leben, auch das Lesen eine reine Kopfsache ist.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.