Während sich die E-Books in den USA bereits größerer Beliebtheit erfreuen, geht man in Deutschland bislang noch eher verhalten mit den elektronischen Büchern um. Grund für die Zurückhaltung bei den E-Books dürfte wohl in erster Linie der Preis sein, der sich an den gedruckten Buchausgaben orientiert. Viele Menschen sind schlicht nicht bereit, den gleichen Betrag für ein digitales Produkt auszugeben, bei dem sie im Anschluss nicht wirklich etwas in der Hand haben. Eine US-amerikanische Kartellklage gegen Apple und einige große Verlage könnte die Preise für E-Books in Zukunft aber deutlich nach unten korrigieren.
Illegale Absprachen zwischen Handel und Verlagen
Die Buchverlage, die ihre Printprodukte für gutes Geld anbieten sehen ihre Zukunft selbstverständlich bedroht, wenn die Werke berühmter Autoren als E-Book deutlich günstiger erhältlich sind. Die Technik der E-Book-Reader schreitet unaufhaltsam voran und wird zunehmend besser. Das drängt bereits jetzt schon viele US-Amerikaner auf den E-Book-Markt und in der Vergangenheit fiel der zweitgrößte US-amerikanische Buchhandelskette „Borders“ den elektronischen Büchern zum Opfer und musste aufgrund roter Zahlen schließen. Um diese Gefahr einzudämmen, gab es einem Vorwurf der US-Wettbewerbshüter zu Folge offenbar Preisabsprachen zwischen dem großen E-Book Anbieter Apple und Verlagen der USA.
Erste Reaktionen auf die Kartellklage
Der Verdacht der Wettbewerbshüter traf scheinbar mitten ins Schwarze, denn drei Verlage reagierten umgehend auf die Klage und ließen sich in einem Vergleich darauf ein, die Preisgestaltung künftig dem E-Book-Handel zu überlassen. Apple selbst und einige weitere Verlage zeigten sich unbeeindruckt und wollen weiterhin an ihrem Preismodell festhalten. Nach Angaben der EU-Kommission planen Apple und die Verlage ähnliche Einigungen in Europa. Der US-Justizminister Eric Holder hebt indessen seine kritische Stimme und geht davon aus, dass Verbraucher bereits einige Millionen US-Dollar zu viel für die bisher verkauften E-Books bezahlt haben, weil Apple und die Verlage den Händlern dazwischen funkten.
Keine Buchpreisbindung in den USA
Während sich Händler in Deutschland beim Verkauf von Büchern an die Buchpreisbindung handeln müssen, gibt es eine derartige Regulierung in den USA nicht. Dort wird entsprechend der freien Marktwirtschaft der Preis von den einzelnen Händlern bestimmt. Der Start der Apple E-Book Plattform im Jahre 2010 brachte die Freiheit der Händler jedoch ins Schwanken, da Apple und die Verlage selbst den Preis für die E-Books bestimmten. Das US-amerikanische Kartellamt vermutete verbotene Absprachen hinter dem Preismodell und wurde nun aktiv. Man vermutete, dass die Verlage und Apple in erster Linie den Internet-Giganten Amazon und dessen billige Verkaufspolitik von elektronischen Büchern mit der Preisbestimmung angreifen wollten. Denn auch Amazon beugte sich dem Druck der Verlage und glich seine Preise an die höheren Standards an.
Die Angst vor Amazon
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Wenn die Kartellklage erfolgreich sein wird, dann könnte Amazon seine E-Books wieder zu einem deutlich günstigeren Preis anbieten und genau das Fürchten die Verlage: Dass die elektronischen Ausgaben aufgrund des günstigen Preises die Vorherrschaft der gedruckten Ausgaben vollends untergraben. Denn wer würde sich dann noch ein Buch für viel Geld kaufen, wenn dasselbe Werk für einen Bruchteil des Preises als E-Book erhältlich ist? Sicherlich einige Puristen, doch die große Masse würde über Kurz oder Lang auf das günstigere Produkt ausweichen und der Profit der Verlage würde schrumpfen. Entsprechend wehrt sich auch einer der betroffenen Verlage – Macmillan – mit Händen und Füßen. Macmillan Chef John Sargent weist alle Vorwürfe von sich und verweist auf die Gefahr für die Buchbranche, sollte Amazon die Monopolstellung der günstigen E-Books erlangen. Dies würde nicht nur einzelnen Verlagen, sondern der gesamten Bücherbranche schaden. Folgerichtig ließ man sich bei Macmillan auf keinerlei Vergleich ein und geht den Weg vor das Gericht.
Auch Apple sucht die Konfrontation
Der E-Book Vertreiber Apple erhält für jedes verkaufte Produkt 30% des Verkaufspreises. Auch hier steht also eine Menge Geld auf dem Spiel, sollten die Preise wie vorgesehen gesenkt werden. Entsprechend dürfte Apple ganz unabhängig von der Buchbranche und ihren Querelen ein eigenes Interesse daran haben, den Preis für E-Books so hoch wie nur möglich zu halten. Man darf also in jedem Falle gespannt sein, wie die Klage ausgehen wird und wer unterm Strich als Gewinner hervorgeht. Denn vor dem Hintergrund der Verlage und der Verbraucher ist der Streit wohl offensichtlich zum direkten Duell zwischen Apple und Amazon geworden.
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