Bei vielen Gepflogenheiten ist es zwar nicht sonderlich dramatisch, wenn man gegen diese verstößt, doch können so manche auch eine tiefe Beleidigung für das Gegenüber darstellen. Damit Ihnen das nicht im nächsten Japan Urlaub passieren kann, haben wir hier einige Verhaltensregeln aus Fernost für Sie zusammengestellt.
Die klassische Verbeugung
Während man in Deutschland den Handschlag oder eine mündliche Begrüßung vorzieht, wird sich in Japan wortlos und respektvoll verbeugt. Doch nicht nur bei der Begrüßung senkt der Japaner voller Achtung leicht seinen Oberkörper, sondern auch zum Abschied oder als Zeichen des Dankes. Dabei können sich die Verbeugungen entsprechend der jeweiligen Absicht leicht verändern. Die Verbeugungen im Stehen oder auch im Sitzen gehen noch auf die Samurai zurück und finden besonders im Winkel, also in der Tiefe der Verbeugung ihre genauere Bedeutung. So gilt entsprechend die 45 Grad Verbeugung als Klassiker der normalen, höflichen Verbeugung zu jedem Anlass, mit der man nicht viel falsch machen kann. Eine leichte, beiläufige Verbeugung wird hingegen unter Freunden oder der Familie genutzt und eine sehr tiefe im Grunde nur noch bei offiziellen oder zeremoniellen Anlässen.
Nase putzen mal anders
In Japan ist es unerwünscht, dass die Nase in Gesellschaft geputzt wird. Entweder verlässt man dabei den Raum, dreht sich zur Seite oder zieht im Optimalfall die Nase einfach nach oben. Ja, richtig gelesen, denn das, wofür in Deutschland die kleinen Racker regelmäßig ausgeschimpft werden, ist im fernen Osten eine ganz gewöhnliche Sache. Denn wenn die Nase kräftig hoch gezogen wird, demonstriert man gleichzeitig, alles im Griff zu haben.
Suppe schlürft man nicht?
Hierzulande vielleicht nicht, aber der Japaner kühlt damit seine Suppe ab und zeigt dem Koch dadurch, dass es schmeckt. Dies gilt jedoch nicht nur für Suppen, sondern für alle heißen Gerichte. Besonders frisch servierte Nudeln lassen sich dann besonders laut über die Stäbchen hinweg in den Mund schlürfen. Aber ansonsten gelten auch in Japan gute Tischmanieren und der bekannte Rülpser nach dem Essen ist auch nicht gerne gesehen, sondern eher eine Angelegenheit für die Chinesen.
Essen mit Stäbchen leicht gemacht
Dank der kulinarischen Vielfalt ist es heutzutage auch für den Europäer kaum noch ein Problem asiatische Speisen stilecht mit Stäbchen zu essen. Doch gilt es hier in Japan einen groben Fehler zu vermeiden. Die Stäbchen dürfen auf keinen Fall ins Essen abgelegt werden. Dies ist nämlich ein Ritual zur Ehrung der Toten, das ausschließlich auf Totenfeiern gebraucht werden sollte. Ebenfalls ist es nicht ratsam die Essstäbchen senkrecht in den Reis zu stecken. Denn auch hier treten Parallelen zum Gebrauch von Räucherstäbchen auf, die bei einer Trauerfeier ebenfalls senkrecht platziert werden. Des Weiteren sollte man sich das Essen vom Stäbchen sanft in den Mund fallen lassen, ohne die Stäbchen selbst zu berühren, so verlangen es jedenfalls die Tischmanieren. Und wenn man die Stäbchen dann auch wirklich nur zum Essen benutzt und zu nichts anderem sonst, wie zum Kratzen oder zum darauf herumkauen, dann kann man sich das Mahl inmitten von Japanern bedenkenlos schmecken lassen.
Soll ich die Schuhe ausziehen?
Sofern damit Straßenschuhe gemeint sind, stellt sich die Frage nicht, weil die Antwort immer „Ja“ lauten würde. Denn die Japaner ziehen ihre Schuhe so gut wie immer aus, bevor sie einen Raum betreten. Dazu gehören private Häuser und Wohnungen ebenso, wie traditionelle Restaurants, Hotels und auch Arztpraxen oder sonstige Einrichtungen. Häufig gibt es dann Pantoffeln, die nur für den Innenraum gedacht sind und mancherorts dann sogar eigene WC-Schuhe, die dem Namen getreu auch nur auf dem WC getragen werden dürfen. Ein Tatami-Boden, also ein mit dem typisch japanischen Bambusmatten ausgelegtes Zimmer, darf grundsätzlich nur barfuß oder mit Strümpfen betreten werden.
Nehmen Sie Platz, Gnädigste
Die höfliche junge Person sollte in U-Bahn oder Straßenbahn natürlich immer den älteren Menschen einen Platz anbieten, wenn diese wie so oft mal wieder überfüllt sein sollte. Doch ist dies in Japan gar nicht nötig. Dort sind die Sitze für ältere Menschen nämlich farblich gekennzeichnet und werden von jüngeren Menschen konsequenterweise auch nicht genutzt.
Ihr Kärtchen, bitte
Nein, nicht das Krankenkärtchen ist gemeint, sondern die in Japan hochgeschätzte Visitenkarte. Bei uns nur ein förmlicher Austausch wichtiger Kontaktdaten, ist das kleine Kärtchen in Japan auch gleichzeitig stolzer Ausweis für die eigene Person. Entsprechend ist es wichtig, die Visitenkarten in Japan mit beiden Händen und einer kleinen Verbeugung entgegenzunehmen und sie im Anschluss genauestens zu studieren. Danach sollte sie sorgfältig weggepackt werden und zwar möglichst nicht im Geldbeutel, der dann am Hintern platziert wird. Denn das würde als abwertend empfunden.
Und sonst?
Insgesamt herrscht in Japan auch in flüchtigen Gesprächen immer gegenseitiger Respekt und mit Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sollte man vorsichtig sein, da der Schmusekurs nicht sonderlich gern gesehen ist. Aber unterm Strich ist es für einen Touristen sicherlich verzeihlich, wenn er die eine oder andere Benimmregel nicht schon im Vorfeld auswendig gelernt hat. Und von den Touristen einmal ganz abgesehen, gibt es auch in Japan wohl Rüpel, die nicht viel auf ihre Regeln geben.
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