Als Kinderkrankheiten werden epidemisch auftretende Infektionskrankheiten bezeichnet, die oft Kinder befallen und meist eine lebenslange Immunität hinterlassen. Allerdings können auch Erwachsene an Kinderkrankheiten wie Röteln, Masern oder Mumps erkranken, wenn sie diese nicht in ihren ersten Lebensjahren durchgemacht haben oder dagegen geimpft wurden.
Ein höheres Lebensalter allein bietet also leider keinen Schutz gegen die auslösenden Viren oder Bakterien – und oft ist der Verlauf von so genannten Kinderkrankheiten bei Erwachsenen sogar heftiger als bei Kindern. Welche typischen Kinderkrankheiten gibt es eigentlich?
Diphtherie / Echter Krupp: Eine sehr schwere bakterielle Infektion der oberen Atemwege durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae, die lebenswichtige Organe schädigen und tödlich verlaufen kann. Die Bakterien werden meist durch Tröpfchen übertragen. Diphtherie tritt heute wieder verstärkt in Osteuropa auf. Je nachdem, welcher Bereich besonders befallen ist, unterscheidet man zwischen Mandel- und Rachendiphtherie, Nasendiphtherie, Kehlkopfdiphtherie, Haut- oder Bindehautdiphtherie. Schutzimpfung möglich.
Dreitagefieber (Roseola infantum, Exanthema subitum): Wie der Name bereits sagt: Ein dreitägiges Fieber und leichte Hautrötungen kennzeichnen diese meist ungefährliche Erkrankung, die durch Herpesviren hervorgerufen wird.
Keuchhusten (Pertussis): Diese Krankheit geht einher mit krampfigen Hustenattacken, die anfallsartig auftreten und wird durch Bakterien verursacht. Keuchhusten äußerst ansteckend und befällt vor allem Säuglinge und Neugeborene – hier besteht die Gefahr, dass statt der Hustenattacke ein plötzlicher Atemstillstand eintritt. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Schutzimpfung möglich.
Kinderlähmung (Poliomyelitis / Polio): Bei dieser Krankheit kann der Erreger, das Poliovirus, Nervenzellen im Rückenmark befallen und dadurch Lähmungserscheinungen verursachen. Er wird durch Schmier- und Kontaktinfektion sowie Tröpfcheninfektion übertragen – Hygienemaßnahmen wie Händewaschen nach dem Toilettengang oder beim Niesen bzw. Husten die Hand vor den Mund halten und sich anschließend die Hände waschen können also das Ansteckungsrisiko vermindern. Schutzimpfung möglich.
Masern: Eine hoch ansteckende Virenerkrankung, die mit Fieber und Hautausschlägen, in extremen Fällen auch Lungen- und Gehirnentzündung einhergeht. Schwere Verläufe kommen eher bei Erwachsenen vor. Schutzimpfung möglich.
Mumps (Ziegenpeter): Eine durch Tröpfchen- oder Kontaktinfektion übertragene Viruserkrankung, die zu einer schmerzhaften Schwellung der Ohrspeicheldrüsen führt, verbunden mit Kau- und Schluckbeschwerden. Zu den häufigen Komplikationen zählen Hirnhautentzündung und Ertaubung. Bei Jungen besteht außerdem die Gefahr, dass die Hoden befallen werden, was der die Fruchtbarkeit schädigen kann. Schutzimpfung möglich.
Röteln: Eine hochinfektiöse Virusinfektion, die von Fieber und Hautausschlägen begleitet wird. Erkranken schwangere Frauen an Röteln, so besteht die Gefahr schwerer Fehlbildungen für das Kind wie z. B. verschiedener Herzfehler, Linsentrübung, Taubheit. Erkrankt die Mutter innerhalb der ersten acht Schwangerschaftswochen, ist eine Fehlgeburt wahrscheinlich. Schutzimpfung möglich.
Ringelröteln: Durch Viren hervorgerufene Krankheit, die wie Röteln aussehen kann, aber häufig auch ohne Symptome still verläuft. Erkrankt eine Schwangere, bestehen für das Kind u.a. die Gefahr von Blutarmut oder einer Fehlgeburt.
Scharlach: Eine typische bakterielle Kinderkrankheit, die durch Streptokokken hervorgerufen wird. Symptome sind z. B. die leuchtend rote ‚Himbeerzunge’, aber auch Fieber und ein Ausschlag mit kleinen deutlich roten erhabenen Flecken. Im Unterschied zu den meisten anderen Kinderkrankheiten, kann man mehrmals an Scharlach erkranken. Da der Erreger des Scharlach durch kleine Wunden z. B. auch bei Fußpilz in den Körper eindringen und ein Erysipel verursachen kann (eine Infektion der oberen Hautschichten und der Lymphbahnen), ist äußerste Vorsicht im Umgang mit Erkrankten nötig.
Windpocken: Eine sehr häufige Kinderkrankheit mit juckendem Hautausschlag, die auch bei kompletter Ausheilung Spätfolgen haben kann: Das Virus bleibt im Körper und kann im Erwachsenenalter die äußerst unangenehme Gürtelrose (Herpes Zoster) hervorrufen. Schutzimpfung möglich.
Pfeiffersches Drüsenfieber: Eine Viruserkrankung, die durch das Eppstein-Barr-Virus hervorgerufen und vor allem durch Speichel übertragen wird, weshalb sie auch ‚Kusskrankheit’ heißt. Sie geht einher mit starker Müdigkeit und Schwächegefühl, teils aber auch grippeähnlichen Symptomen, so dass sie oft nicht diagnostiziert wird. Das Pfeiffersche Drüsenfieber kann chronisch verlaufen.
Wie kann man Kinderkrankheiten vorbeugen?
Wie bei allen Infektionskrankheiten gilt auch bei Kinderkrankheiten, dass erhöhte Hygiene und räumliche Distanz zu bereits Erkrankten vor Ansteckungen schützen können. Gegen eine Reihe von Kinderkrankheiten gibt es heute vorbeugende Impfungen, die auch von der Ständigen Impfkommission der Bundesrepublik Deutschland (STIKO) empfohlen werden.
Teilweise sind diese Impfungen aber umstritten und die Impfgegner argumentieren, dass Teile der frühkindlichen Entwicklung – eben die Konfrontation mit den Kinderkrankheiten – verhindern würden.
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