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Fußentwicklung:

Wann sind Füße ausgewachsen?

Wenn Kinder auf platten Füßen die Welt erkunden, ist das süß und medizinisch auch vollkommen in Ordnung. Allerdings nur bis zum Schuleintritt.

Die Füße von einem Mädchen werden vermessenFangen Kinder an zu laufen, ändern sich auch ihre Füße in rasantem Tempo. Aus den fleischigen Tretern werden schlanke Gebilde, angepasst an die neuen Anforderungen. Denn sobald der Fuß zum Stehen und Gehen benutzt wird, verteilt sich das Körpergewicht im Wesentlichen auf drei Belastungspunkte. Die Knochen des Fußes richten sich dabei neu aus, Quer- und Längsgewölbe entstehen – sie werden durch Muskeln und Bänder stabilisiert. Ergebnis dieser Entwicklung: Ein schmerzfreier Fuß, der flexibel auf verschiedene Untergründe reagieren und Stöße abfangen kann und das alles bei sicherem Stand und Gang.

Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es immer wieder Fehler auf dem Weg zum gesunden Fuß und das kann Folgen haben: Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, fehlende Belastungsfähigkeit, Probleme beim Schuhkauf, Schonhaltungen im restlichen Körper. Eine Fußfehlstellung ist also eher kein kosmetisches Problem, sondern ein funktionelles. Es ist wie beim Haus – wenn das Fundament nicht stimmt, ist der ganze Bau gefährdet.

Ab wann ist ein Fuß ausgewachsen?

In den letzten Jahrzehnten nahm man an, dass der menschliche Fuß erst zum Ende der Pubertät voll entwickelt ist und man entsprechend bis dahin eventuellen Fehlentwicklungen Einhalt gebieten kann. Neuere Erkenntnisse legen aber nahe, dass dieser Zeitraum zu großzügig bemessen ist und eine notwendige und erfolgversprechende Behandlung früher beginnen muss.

An der Universität Münster läuft derzeit eine Langzeitstudie zur Fußentwicklung gesunder Kinder zwischen dem ersten und zehnten Lebensjahr. Dazu werden die Füße von 100 Probanden 17 Mal vermessen. Prof. Dr. Dieter Rosenbaum vom Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin (IEMM) in Münster stellte auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) im Sommer 2012 in Berlin erste Zwischenergebnisse vor. Die Daten von 48 komplett untersuchten Kindern machen deutlich, wann der Fuß im Wesentlichen entwickelt ist. Im Alter von 60 Monaten, also im sechsten Lebensjahr, sind mehr als 90 Prozent der Veränderungen in Form und Funktion bereits abgeschlossen. Große individuelle Unterschiede finden sich zwei bis drei Jahre nach Laufbeginn, danach entwickeln gesunde Kinder immer mehr einen Normfuß.

Fehler in der Fußentwicklung

Mediziner prüft den Fußabstand zum Boden bei einem Kind

Die Fußentwicklung wird bei einem Kind untersucht –
Fotos: © picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die häufigsten Fehlentwicklungen sind der Plattfuß und der Knick-, Senk-, Spreizfuß – diese bleiben oft über Jahre hinweg unerkannt, weil sie anfangs wenig Probleme machen. Alle anderen Formen fallen schon früh wegen der damit verbundenen funktionellen Schwierigkeiten und Schmerzen auf und werden entsprechend auch früher behandelt. Fast jeder unbehandelte Fuß macht aber irgendwann Schwierigkeiten, es ist nur eine Frage von Zeit und Belastung. Die fehlende Entwicklung von Längs- und Quergewölbe im Fuß beziehungsweise deren Abflachung im Laufe der Jahre ist der Grund für verschobene Fußwurzel- und Zehenknochen, falschen Zug von Muskeln und Bändern, die zudem unter Spannung geraten – das macht Schmerzen, sowohl im Fuß, als auch im restlichen Bewegungsapparat. Der erste Weg dagegen ist die konservative Behandlung, das heißt Gymnastik. Und diese sollte, den Münsteraner Erkenntnissen zufolge, auch spätestens mit Schuleintritt beginnen. Auch Erwachsene mit Fußproblemen können und sollten entsprechende Übungen absolvieren, hier geht es mitunter aber nicht mehr um die Beseitigung der Fehlform, sondern um den Erhalt des jetziges Zustandes mit der Idee, einer weiteren Verschlechterung vorzubeugen.

Was bedeutet das in der Praxis?

Eine angepasste und individuelle Fußgymnastik kann jeder Physiotherapeut vermitteln. Bei vorliegenden Beschwerden verordnen Ärzte dies auf Kassenkosten mittels Heilmittelverordnung über Physikalische Therapie. Nach der Befunderhebung lernen die Patienten Übungen, um Schmerzen zu lindern, Dehnfähigkeit und Beweglichkeit zu verbessern und die Fußgewölbe zu stabilisieren. Darüber hinaus geht es auch um die Verbesserung des Gangbildes. Alle diese Übungen wirken aber nur, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden und das lebenslang. Darüber hinaus gibt es eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit, den Fuß zu trainieren – das Barfußlaufen, gerne auf verschiedenen Untergründen. Auch passendes Schuhwerk hilft sehr dabei, die Fußgesundheit zu unterstützen oder zu erhalten. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Ärzte stützende Einlagen verordnen, die permanent getragen werden sollten. Und wenn auch das nicht hilft, kann man operativ eingreifen, anschließend folgt die notwendige Fußgymnastik.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.