Gesundheitsforscher um Professor Dr. Ulrich Koehler von der Philipps-Universität Marburg und Dr. Manfred Betz vom Dillenburger Institut für Gesundheitsförderung und -forschung bestätigen mit ihrer Studie, was viele Eltern schon lange befürchten: Schüler und Azubis schlafen zu wenig. Im Schnitt schlafen diese weniger als sieben Stunden täglich. Die Ergebnisse beruhen auf der Untersuchung der Daten von knapp 9.000 befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die an der Umfrage teilgenommen haben.
Schlaf ist für Heranwachsende besonders wichtig
Wie Dr. Koehler erklärt, ist ein qualitativ guter und vor allem zeitlich ausreichender Schlaf einer der wichtigsten Aspekte für die Gesundheit bei Heranwachsenden. Die Befragung von 8.850 Auszubildenden und Schülern in Hessen zeigt jedoch ein ganz anderes Bild. Demnach seien die Schlafgewohnheiten der jungen Menschen alles andere als ausreichend für den fordernden Alltag. Denn im Durchschnitt beträgt die Nachtruhe unter der Woche etwa sechseinhalb Stunden, dafür am Wochenende rund neun Stunden bei den Jugendlichen. „Damit schlafen sie deutlich weniger als ältere Erwachsene, obwohl sie in ihrer Lebensphase eigentlich mehr Schlaf benötigen“, gibt Dr. Koehler zu bedenken. Im Einzelfall fiele das Ungleichgewicht noch größer aus. So schlafen manche Jugendliche weniger als sechs Stunden unter der Woche, am Wochenende hingegen teilweise deutlich länger als neun Stunden.
Eine Rechnung, die nicht aufgeht
Junge Menschen haben einen anderen Rhythmus im Leben: Sie sind abends länger aktiv und würden morgens eigentlich bis mindestens acht oder neun Uhr schlafen. Doch der Arbeits- oder Schulbeginn nimmt darauf keine Rücksicht, sodass regelmäßig ein Schlafdefizit unter der Woche entsteht, das durch das längere Schlafen am Wochenende wieder ausgeglichen werden soll. Das funktioniert natürlich nicht, weil sich Schlaf nicht nachholen lässt, wie jeder weiß. In letzter Konsequenz schlägt sich das Schlafdefizit jedoch auf die Gesundheit und das Wohlbefinden nieder. „Knapp zwei Drittel der Jugendlichen fühlen sich tagsüber nicht ausgeruht und leistungsfähig“, erklärt Dr. Betz, „sie leiden zudem verstärkt an gesundheitlichen Problemen wie psychischen Beschwerden, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und fehlen häufiger am Arbeitsplatz oder in der Schule.“ Ferner könne eine erhöhte Tagesmüdigkeit auch zu einer stärkeren Unfallgefahr führen, in besonderem Maße im Straßenverkehr.
Schlafstörungen sind keine Seltenheit
Etwas überrascht waren die Forscher von der Aussage vieler Jugendlicher, dass sie unter Schlafstörungen leiden würden. Hiervon war etwa jeder fünfte Teilnehmer der Studie betroffen, wobei nur jeder zehnte davon eine Behandlung in Anspruch nahm. Die Wissenschaftler sehen im Thema Schlaf noch einiges an Aufklärungsbedarf und fordern eine stärkere Berücksichtigung in Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Aufgrund der aktuellen Studienergebnisse hofft man darauf, dass ein gesunder und ausreichender Schlaf zunehmend in den Fokus bei Gesundheitsfragen rücken wird.
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