Schielende Menschen werden oft mitleidig oder auch belustigt betrachtet und ihr Leiden als Schönheitsfehler gesehen. Es handelt sich aber um eine ernsthafte Erkrankung, und wenn ein Schielen nicht behandelt wird, kommt es zu körperlichen Schwierigkeiten – häufig aber auch zu psychischen Beeinträchtigungen.
Die Augen: gemeinsam sind sie stark
Wie jeder unserer Sinne ist auch das Sehen ein hoch entwickelter Vorgang. Ein Bild wird von unseren Augen aufgenommen und an das Gehirn weitergegeben. Dabei erfassen beide Augen gleichzeitig das Objekt, bewegt durch jeweils sechs Muskeln, und durch dieses so genannte binokuläre (zweiäugige) Sehen kann ein räumlicher, dreidimensionaler Eindruck entstehen. Wenn dieses Zusammenspiel der beiden Augen in irgendeiner Form gestört ist, redet man vom Schielen, auch Strabismus genannt.
Amblyopie: Das Gehirn ignoriert ein Auge
Bei fünf Prozent der Kindern kommt es zu einer Amblyopie. Diese Form des Schielens hat keine krankhafte Veränderung der Augen als Ursache, sondern entsteht in der Entwicklungsphase, wenn die Sinneszellen nicht gleichmäßig trainiert werden und das Gehirn bei der Wahrnehmung von Doppelbildern eines der Bilder ignoriert.
Diese Reaktion des Gehirns kann durch Fehlsichtigkeit eines Auges oder andere Ursachen ausgelöst werden. Je länger dieser Zustand anhält, umso untrainierter wird ein Auge und das Schielen manifestiert sich.
Die Amblyopie lässt sich bei frühzeitiger Therapie mit gutem Erfolg auch ohne Operation beheben, indem man entweder zeitweise das bevorzugte Auge abdeckt und/oder bei Fehlsichtigkeit eventuell eine Korrektur mittels Brille erzielt.
Fehlsichtigkeit häufig die Ursache für Schielen
Um in der Ferne und in der Nähe gleichermaßen scharf zu sehen, müssen unsere Augen akkomodieren, sich an Lichtverhältnisse und Entfernung anpassen. Die Linsenkrümmung wird dabei durch den Ziliarmuskel des Auges verändert.
Beide Augen bewegen sich nach innen, um in der Nähe scharf sehen zu können (Konvergenz). Bei Kindern, die unter Weitsichtigkeit leiden, kommt es häufig zum Schielen beider Augen nach innen, da das Gehirn die Fehlsichtigkeit durch die Konvergenz auszugleichen versucht und das Zusammenspiel der Akkomodation gestört wird.
Mit Brillen lässt sich dieses Schielen durch eine Korrektur der Fernsichtigkeit meist beheben und die Augen gleiten den Weitsichtigen nur noch bei Übermüdung oder unter Stresseinwirkung ab.
Erweitertes Gesichtsfeld beim Auswärtsschielen
Das seltenere Phänomen des Auswärtsschielens (Strabismus divergens) wird als Überbleibsel aus grauer Entwicklungsgeschichte gesehen, als das Binokularsehen aus dem getrennten einäugigen Sehen entstand.
Während beim Sehen in der Nähe keine Probleme auftauchen, kommt es bei den Betroffenen beim Blick in die Ferne, vor allem bei großer Helligkeit, zum Schielen nach außen.
Patienten kneifen häufig ein Auge zu, berichteten aber auch, dass sie in diesen Situationen ein größeres Gesichtsfeld haben, das oft sogar binokulär ist (Panoramasehen). Durch eine Operation kann dieses Schielen behoben werden, die Patienten erleben ihr Sehen dann anfangs jedoch als eingeschränkt.
Schielen wenn die Achse verschoben ist
Hat ein Schielen seine Ursache in einer abweichenden Stellung der Augenachsen, so kommt es häufig durch die Anstrengung der Augen zu Kopfschmerzen und Verspannungen. Denn die Augen versuchen ständig, ihre Fehlstellung auszugleichen, um eine befriedigende Bildverschmelzung zu erreichen. Handelt es sich nur um kleine Abweichungen, können Prismengläser helfen. Bei größeren Abweichungen ist eine Operation angeraten.
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