Hört nicht jeder von uns gelegentlich sein Handy klingeln und stellt dann fest, dass niemand angerufen hat? Dieses eigenwillige Verhalten der Mobiltelefone wurde nun erstmals in einer umfassenden Studie untersucht.
Das Phänomen „Ringxiety“
„Ringxiety“ setzt sich aus den englischen Wörtern „Ring“ für „Klingeln“ und „Xiety“, der Ableitung „anxiety“ für „Angst“ zusammen. Den Namen erfand der kalifornische Psychologiestudent David Laramie, der das Wahrnehmen vermeintlicher Klingelgeräusche der Handys genauer unter die Lupe genommen hat.
Seinen Ausführungen zufolge hängen diese „akustischen Halluzinationen“ direkt mit dem menschlichen Selbstbewusstsein zusammen. Tatsächlich geht es unserem Selbstbewusstsein besonders gut, wenn viele Kurznachrichten oder Anrufe uns erreichen. Da wundert es wohl kaum, dass das Fernsehen sich diese Eigenschaft zunutze macht. In Werbespots tauchen immer wieder Klangspektren auf, die denen eines Handy-Klingeltons entsprechen. Auf diese Weise wird durchaus erfolgreich um die Aufmerksamkeit des Zuschauers gebuhlt.
Urinstinkte in der modernen Welt
Nach Meinung britischer Experten ist das Phänomen der „Ringxiety“ durch unsere Urinstinkte geprägt. Vor allem in der Urzeit war es für uns Menschen von größter Wichtigkeit, verschiedene Geräusche unterscheiden zu können. Auf diese Weise konnten unsere Vorfahren schnell mögliche Feinde hören und die Flucht ergreifen.
Diese Veranlagung ist uns bis heute erhalten geblieben. Nur lauschen wir nicht mehr nach Feinden, sondern nach unseren persönlichen Dingen, eben auch unserem Handy. Da es in unserer modernen Welt natürlich an jeder Ecke piepst oder klingelt, werden wir so manches Mal aufs Glatteis geführt.
Die Abhängigkeit vom Handy
Ein wichtiger Faktor, der die „akustischen Halluzinationen“ deutlich unterstützt, ist eine Form der Sucht. Viele Menschen leiden tatsächlich – bewusst oder unbewusst – unter einer schweren Abhängigkeit von ihrem Mobiltelefon. Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Zeitgenossen bei Verzicht auf das Handy sofort mit Unwohlsein oder sogar Angstzuständen reagieren. Im Rahmen verschiedener Untersuchungen mussten Testpersonen für mehrere Tage ihr eigenes Handy abgeben. Schon nach zwei Tagen zeigte der überwiegende Teil der Probanden ernsthafte depressive Verstimmungen.
Handys vermitteln Gefühl von Sicherheit
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Der Hauptgrund, warum wir uns dermaßen an unser Handy gewöhnt haben, dürfte der Sicherheitsaspekt sein. Wir fühlen uns einfach deutlich sicherer, wenn wir beispielsweise mit dem Auto unterwegs sind und das Mobiltelefon dabei ist. Im Falle einer Panne können wir so schnell den Abschleppdienst rufen und die Familie über die verspätete Heimkehr informieren. Im Urlaub haben wir durch das Handy immer „einen Draht“ nach Hause, sind also über eventuell wichtige Ereignisse sofort informiert.
Selbstverständlich ist das Gefühl der Sicherheit durch das Mitführen eines Handys eine positive Errungenschaft. Problematisch wird es nur, wenn man wirklich zu keinem Zeitpunkt mehr darauf verzichten kann.
Gegenmaßnahmen
Ein echtes Hilfsmittel gegen die genannten akustischen Täuschungen gibt es noch nicht. Einige Zeitgenossen empfehlen einen besonders lauten und aggressiven Klingelton für das eigene Gerät, der sich garantiert von allen anderen unterscheidet. So soll das Phänomen deutlich seltener auftreten. Auch das Gegenteil wurde schon als Empfehlung ausgesprochen: Das Handy soll dabei völlig laut- und vibrationslos mitgeführt werden. Hier ist allerdings der echte Nutzen infrage zu stellen.
Fazit
Gegen „Ringxiety“ ist kein Kraut gewachsen. Auch in Zukunft werden wir unser Telefon vermeintlich klingen hören. Vielleicht hilft der gelegentliche Verzicht auf die Mitnahme des Telefons ein Stück weiter.
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