Wer auch immer den Begriff „Erkältung“ geprägt hat, legte den Grundstein für einen der fatalsten medizinischen Irrtümer. Denn wenn die Augen tränen und der Hals kratzt, ist das nicht die direkte Folge zu arger Kälte, sondern das Ergebnis einer erfolgreichen Attacke der Rhinoviren. Und es gibt rund um rote Nasen noch viel mehr hartnäckige Irrtümer zu entlarven.
Ohne UV-Strahlen tanzen die Rhinoviren Samba
Wenn nicht die Kälte die Ursache für Erkältungen ist – warum fallen die Schnupfenepidemien dann immer auf die Wintermonate? Die Antwort auf diese Frage liegt buchstäblich in den Sternen. Denn tatsächlich ist es die winterliche Kraftlosigkeit der Sonne, die den Rhinoviren Auftrieb gibt. Während im Frühjahr und im Sommer die geballte UV-Strahlung unseres Zentralgestirns die Viren scharenweise abtötet, kann das trübe Schmuddelwetter ohne Sonnenstunden kaum noch eine antivirale Wirkung entfalten. Jetzt müssen die verbliebenen unsichtbaren Übeltäter nur noch eine von trockener Heizungsluft vorgeschädigte Nasenschleimhaut entern, und dem Fließen von Rotz und Wasser steht kaum noch etwas im Weg. Und wer noch einen weiteren Beweis für die Kälteunabhängigkeit von Erkältungen sucht, der findet diesen in der Arktis. Denn dort, wo Null Grad Celsius eine mollig warme Sommertemperatur bedeutet, ist der gemeine Schnupfen für fast alle Menschen ein Fremdwort.
Dem Schnupfen in der Sauna (k)ein Schnippchen schlagen
Sobald die untrüglichen und bestens bekannten Vorboten in der Nase kribbeln, läuft die Immunabwehr bereits auf Hochtouren. Dann hat der menschliche Organismus mehr als genug damit zu tun, der Invasion Herr zu werden. Wer jetzt noch schnell in der Hoffnung auf erste Schnupfenhilfe in die Sauna flitzt, handelt sich statt besseren Heilungschancen eine schwerwiegende und gefährliche körperliche Belastung ein. Denn Abhärten in der Sauna ist eine sehr anstrengende Angelegenheit und darum grundsätzlich nur etwas für gesunde Leute, die auch gesund bleiben wollen. Deshalb gilt ohne jede Einschränkung: Wer sich einen Schnupfen eingefangen hat, hat striktes Saunaverbot.
Rumrotzen oder Hochziehen?
Beim Schnupfen machen die Schleimhäute ihrem Namen alle Unehre. Während nun die einen recht geräuschvoll den Naseninhalt durch Hochziehen bei sich zu behalten trachten, entledigen sich die anderen mit einem kräftigen Schnäuzen des abtrünnigen Sekrets. Lange galt Letzteres nicht nur als die gesellschaftsfähigere, sondern auch als die medizinisch empfehlenswertere Alternative. Heute weiß man jedoch, dass genau das Gegenteil richtig ist. Denn wer seine dichte Nase mit Hochdruck in Richtung Taschentuch zu befreien versucht, der kann dabei ganz schnell gefährliche Mengen an Krankheitserregern in die Nebenhöhlen oder ins Mittelohr einpressen. So unappetitlich es sich also auch anhört – wer weder eine Nasennebenhöhlenentzündung noch eine Mittelohrvereiterung als zusätzliche Komplikation riskieren will, sollte sich im Nasehochziehen üben.
Schmusen als Schutzmaßnahme
Zu allem triefenden Ungemach muss ein Schnupfenpatient oft auch noch damit fertigwerden, dass der geliebte Partner auf furchtsame Distanz geht, um eine Ansteckungsgefahr zu bannen. Zum Glück gibt die moderne Medizin hier ganz klar Entwarnung. Küssen ist sogar von großem prophylaktischem Vorteil, denn dadurch wird das Immunsystem fast wie bei einer Schutzimpfung nachhaltig trainiert. Und sollten tatsächlich beim mündlichen Austausch partnerschaftlicher Zärtlichkeiten ein paar Rhinoviren „übersetzen“, dann droht ihnen ohnehin ein sicherer Tod beim unausweichlichen Bad in der Magensäure. Küssen ist also keine Gefahr.
Am besten kann man einem Schnupfen also vorbeugen, indem man
- seine Schleimhäute feucht und fit hält (z.B. mit regelmäßigen Meerwasser-Nasenduschen),
- seine Abwehr trainiert (Bewegung im Freien, verantwortungsbewusstes Saunieren),
- seinen Partner häufig küsst und
- auf überfüllten öffentlichen Plätzen Virenschleudern und „Bazillenmutterschiffe“ weiträumig meidet.
Außerdem schadet es auch nichts, selbst den bestens gemeinten Gesundheitsratschlag stets kritisch zu hinterfragen.
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