So gehen zum Beispiel unliebsame Gewichtsschwankungen genauso auf das Konto eines chronischen Schlafdefizits wie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefizite oder Verdauungsbeschwerden. In einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) hat sich jetzt chronischer Karrieredruck als ein besonders effizienter Schlafräuber entpuppt.
Im Bereitschaftsmodus in die Schlafstörungsfalle
Die moderne Kommunikationstechnologie sorgt dafür, dass es den Zustand des nicht erreicht werden Könnens nicht mehr gibt. So haben Sonn- und Feiertage durch Handy & Co. ihren Erholungswert verloren, und einen Feierabend gibt es praktisch auch nicht mehr. Wer heute auf der Karriereleiter ohne Umwege nach oben (oder wenigstens nicht abstürzen) will, muss de facto jeden Tag rund um die Uhr für akute berufliche Belange parat stehen. Dieses permanente „Standby“ sorgt für massive Schlafprobleme, weil sich die Betroffenen das für die erholsame Nachtruhe notwendige geistige Abschalten nicht mehr erlauben können. Und das ist kein Randgruppenproblem. Denn knapp die Hälfte der weit über 2000 befragten Berufstätigen waren und sind von dieser realen Abschaffung geregelter Arbeitszeiten betroffen. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich die Gefahren für die Volksgesundheit auszumalen, die aus diesem flächendeckenden Schlafmangel zwangsläufig resultieren.
Ohne Schlaf zum Burnout
Wer nicht in ausreichendem Maß abschalten kann, weil der Klingelton zum Damoklesschwert aufgestiegen ist, der kann auch keinen heilsamen Schlaf mehr finden. So werden die beruflichen Dauerbelastungen bald zum Ausgangspunkt eines sich schlaflos einschleichenden Burnout-Syndroms. Auch dies konnte in der repräsentativen Umfrage gezeigt werden. Das persönliche Empfinden, dauernd abgeschlagen zu sein und sich innerlich ausgebrannt zu fühlen, ist hier ebenso charakteristisch wie symptomatisch. Und darunter leidet nicht nur der Einzelne, sondern zunehmend auch die Wirtschaft. Denn die Summe der durch akuten Burnout bedingten Fehltage hat in den vergangenen fünf Jahren um den Faktor 10 zugelegt. Angesichts dieser Besorgnis erregenden Tendenz sollte dringend über eine Rückkehr zu verlässlichen und unantastbaren Ruhezeiten nachgedacht werden.
Wer ist besonders gefährdet?
Neben Berufstätigen im Nacht-, Schicht- oder Bereitschaftsdienst sind jene Personen besonders betroffen, die regelmäßig deutlich mehr als 50 Stunden in der Woche arbeiten. Das sind vor allem Freiberufler und Selbstständige, Angestellte in leitenden Positionen sowie Personen der deutlich gehobenen Einkommensklassen. Der Großteil dieser „Workaholics“ ist immer und jederzeit erreichbar, wenn der Job es verlangt. Da werden auch unmittelbar vor dem zu Bett gehen immer noch mal Emails und SMS gecheckt, oder andere berufsbezogene Gedanken hin- und herbewegt. Kein Wunder, dass da keine gesunde Müdigkeit mehr zu ihrem Recht kommt.
Letztlich ist es einerlei, ob man freiwillig oder unter äußerem Druck eine berufliche Dauerbereitschaft aufrechterhält. Die daraus resultierende miserable Schlafqualität ist auf jeden Fall bedenklich, schädlich und auch enorm kontraproduktiv. Denn nur ein gut erholter Mensch ist buchstäblich ausgeschlafen genug, um für und in seinem Beruf stets sein Bestes zu geben.
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