Bitte bleiben Sie gesund. Denn sonst wird es teuer. Nie war Genesung ein so unbezahlbares Gut wie heute. Und deshalb, so sollte man meinen, hat sich der Gesetzgeber in Deutschland auch unlängst dazu entschlossen, eine allgemeingültige Krankenversicherungspflicht einzuführen. Doch dabei stand und steht leider nicht wirklich das Wohl der Bürger und insbesondere der Bürgerinnen im Vordergrund.
Fatal freche Frauenfeindlichkeit
Der Fall ging durch die Medien: Als Frau F. sich im Alter von über 60 Jahren von ihrem Mann ebenso einvernehmlich wie rechtskräftig scheiden ließ, verlor sie gleichzeitig mit ihrem Status als Ehefrau auch ihren Status als mitversichertes Familienmitglied bei der privaten Krankenversicherung.
Als einkommensschwache Neugründerin – Frau F. konnte sich endlich den Traum von einer sehr bescheidenen selbständigen Existenz als Fußpflegerin erfüllen – saß sie nun plötzlich gänzlich ohne Krankenversicherung da. Die Versicherungsprämien, die private Krankenkassen von ihr sehen wollten, hätten ihren durchschnittlichen Monatsnettoverdienst regelmäßig locker überschritten. Da war also realiter gar nichts zu machen. Und die „Gesetzlichen“ wollten so eine „alte Frau“ mit privater Vergangenheit keinesfalls mehr in ihren ansonsten ach so solidarischen Schoß aufnehmen.
Die Moral von der Geschichte: Frau F. steht heute absolut unfreiwillig als mahnendes Beispiel dafür da, wie schnell man durch die Maschen eines allzu heiß gestrickten Gesetzes gleiten kann. Denn eine private Versicherung kann sie finanziell beim besten Willen nicht stemmen, und eine gesetzliche steht ihr nicht mehr zu. Es sei denn…
Lieber rumhartzen statt ranklotzen
Wenn sich Frau F. jetzt, hier und heute dafür entscheiden würde, ein geruhsames und faules Schaukeln in der sozialen Hängematte den eigenen Anstrengungen um ein eigenes Einkommen vorzuziehen, dann wären alle ihre Krankenversicherungsprobleme auf einen Schlag gelöst. Denn als initiativlose und untätige Hartz-IV-Empfängerin würde sie sofort und ganz kommod wieder in die gesetzliche Krankenkasse zurückkehren, ohne auch nur einen einzigen eigenen Pfennig, pardon, Eurocent investieren zu müssen. So bestürzend bitter kann Realsatire sein.
Frau F. denkt lobenswerterweise gar nicht daran, ihre hart erkämpfte Selbständigkeit auf dem Altar von Absurdistan zu opfern. Auch wenn das für sie knallhart und kompromisslos bedeutet, dass sie sich keine wie auch immer geartete Form von Krankheit, Gebrechen oder Unfall erlauben kann. Dennoch sollte ihre Geschichte zu denken geben. Und spätestens hier taucht die böse Vermutung auf, dass die wenig durchdacht auf den Weg gebrachte Krankenversicherungspflicht lediglich den Zweck hat, möglichst viele Versicherungsbeiträge einzutreiben. Ganz egal, ob das ewig blutende Kleinvieh dafür einen reellen Gegenwert sieht.
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