Nierenkranke Diabetiker, die zusätzlich an Parodontitis leiden, haben ein achtfach erhöhtes Sterberisiko. Deshalb raten Zahnmediziner des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden zu regelmäßigen Zahnarztbesuchen und besonderer Mundhygiene bei Zuckerkrankheit.
Die Experten wollen über die Gefahr und den Einfluss von Zahnfleischentzündungen auf den gesamten Körper mit einem neuen Magazin, der »Dresdner ZahnWelt«, auch die gesunde Bevölkerung aufklären. Das Magazin kann ab sofort als pdf-Datei beim Uniklinikum Dresden (www.uniklinikum-Dresden.de/uzm) heruntergeladen werden. Gedruckte Exemplare sind in den zahnmedizinischen Ambulanzen der Klinik zu finden. Die aktuelle Ausgabe stellt das Thema »Kranker Zahnhalteapparat führt zu Wechselwirkungen mit dem Organismus« in den Vordergrund. Weitere Themen sind Mundpflege und Kunststoffschienen bei Zahnfehlstellungen.
Gute Mundhygiene sorgt für gute Gesundheit
Wenn Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und Entzündungen am Zahnhalteapparat (Parodontitis) frühzeitig zahnärztlich behandelt werden, kann das Schmerzen und Zahnverlust verhindern. Doch nicht nur das: Studien haben inzwischen bewiesen, dass eine gute Mundgesundheit auch den Krankheitsverlauf von Zuckerkrankheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflusst.
Zahnärzte werden zu wichtigen Partnern von Hausärzten und Internisten. Denn etwa 90 Prozent der Bevölkerung leiden an unterschiedlich stark ausgeprägter Zahnfleischentzündung. Ursache allen Übels: Zahnbeläge. Bakterien sammeln sich in den Zahnfleischtaschen, lösen Entzündungsreaktionen aus und dringen über das entzündete Gewebe in die Blutgefäße ein. Mit dem Blutkreislauf können sie sich im ganzen Körper verteilen und leisten so Krankheiten wie Diabetes und Gefäßerkrankungen Vorschub.
Individuelle Faktoren erhöhen das Risiko
Rauchen, schlechte Mundhygiene, Stress und bestehende Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mitverantwortlich für die Entstehung und die Ausprägung von Zahnfleischentzündungen. Besonders schwerwiegend sind die Auswirkungen bei Diabetikern: Entzündungsprozesse, bakterielle Stoffwechselprodukte, aber auch körpereigene Abwehrstoffe gegen die Erreger breiten sich im gesamten Organismus aus und fördern die Entstehung weiterer Krankheiten. Diese entzündungsauslösenden Bakterien sorgen bei Diabetikern für einen schlechteren Zuckerstoffwechsel, denn sie reduzieren die Wirkung des Blutzucker regulierenden Insulins. Auf lange Sicht schädigt das vor allem Nieren, Augen und fördert Gefäßverkalkung. Diabetiker mit Parodontitis sterben doppelt so häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie mundgesunde Zuckerkranke. Ist zusätzlich die Nierenfunktion eingeschränkt, steigt das Risiko um das Achtfache.
Zahnfleischentzündung – Risiko fürs ungeborene Kind
Doch nicht nur für Diabetiker bedeutet entzündetes Zahnfleisch Gefahr. Es gibt Hinweise, dass Parodontitis bei Schwangeren das Risiko für eine Frühgeburt erhöht und die Kinder bei der Geburt eher untergewichtig sind. Regelmäßige Zahnarztkontrollen und gute Zahnpflege sind also auch in der Schwangerschaft ein wichtiger Punkt.
Und auch für künstlich beatmete Patienten ist sorgfältige Mundhygiene äußerst wichtig. Durch eine konsequente Mundpflege und das Vermeiden von Entzündungen im Mundraum sinkt bei ihnen das Risiko für Lungenentzündungen, ein häufiges Problem bei Patienten, die über längere Zeit beatmet werden müssen.
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