Pflegekräfte haben eine verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur Kompetenzen erfordert, sondern auch Selbstvertrauen. Zu diesem überraschenden Ergebnis kam ein Forscherteam des Instituts für Arbeitswissenschaft (IAW) der Ruhr Universität Bochum unter der Leitung von Dr. Martin Kroll und in Zusammenarbeit mit der Diakonie Ruhr. Der aktuellen Studie zu Folge liegt der Schlüssel für ein erfolgreiches Pflegemanagement in der eigenständigen Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Pflegeeinrichtungen.
Nur die Vorgaben einhalten reicht nicht
Die Studie brachte ans wissenschaftliche Licht, was eigenverantwortliche Pfleger schon lange wissen: Das bloße Einhalten von Vorschriften und Vorgaben alleine reicht nicht aus, um die Pflegequalität auch rundum zu sichern. Vielmehr ist Eigeninitiative der Mitarbeiter gefragt. Diese ist zwar bei der überwiegenden Anzahl der Befragten Pflegekräfte vorhanden, doch trauen sich viele nicht, über ihren Schatten zu springen. Enge Vorgaben, starre Regeln der Vorgesetzten und mangelndes Selbstvertrauen bremsen die Pfleger und Pflegerinnen oftmals aus, sodass diese hinter ihren Fähigkeiten zurück bleiben.
Die Studie im Überblick
Für die Studie wurden 56 Mitarbeiter und neun Führungskräfte aus der Diakonie Ruhr umfassend befragt. Zugrunde lag dabei ein bewährter 20-seitiger Fragebogen, der Aufschluss über das aktuelle Verhältnis der Pflegekräfte gegenüber dem Unternehmen geben sollte. Berücksichtigt wurden dabei die Zufriedenheit und Anforderungen am Arbeitsplatz, die Identifikation mit dem Arbeitgeber, das Verhältnis zwischen Pflegekräften und Vorgesetzten, sowie das Verhältnis untereinander und das Fehlermanagement der Diakonie Ruhr. Ziel des ganzen war es, ein neues Qualitätsmanagement-Konzept zu entwickeln, das passgenau auf die Bedürfnisse der Pflegeeinrichtung zugeschnitten wird.
Hoher Erwartungsdruck lastet auf den Pflegekräften
Die Ergebnisse der Studie geben durchaus aufschlussreiche Antworten auf die gestellten Fragen. So stellt Barbara Reddigau, Leiterin des Jochen Klepper Hauses, fest, dass die Studie erneut bestätigen konnte, welch großer Druck auf den Pflegekräften lastet. Denn schon von den Bewohnern der Pflegeeinrichtung selbst geht schon ein starker Erwartungsdruck aus, der von deren Angehörigen teilweise enorm verstärkt wird. Entsprechend haben die Pflegekräfte oftmals eine nicht ganz einfache Aufgabe zu bewältigen, bei der diverse Wünsche und Ansprüche berücksichtigt werden müssen. Um dies im vollen Umfang zu gewährleisten, ist es unabdingbar, dass die Pfleger und Pflegerinnen Freiräume erhalten, die sie auch selbstbewusst nutzen.
Dazu lernen und Freiräume schaffen
Der Leiter der Studie Dr. Kröll betont die Wichtigkeit eines eigenverantwortlichen Handelns und betrachtet es als entscheidend, vorhandene Lernkulturen weiterzuentwickeln und die Mitarbeiter zum Nutzen der Freiräume zu ermutigen. So zeigte die Studie unter anderem, dass Probleme vor Ort auch zeitnah von den betroffenen Teams selbst gelöst wurden, sie müssen sich nur trauen. Und genau hier offenbarte sich ein Schwachpunkt: Viele Führungskräfte unterschätzen die Potentiale ihrer Mitarbeiter.
Stärken ausbauen, ohne die Schwächen zu ignorieren
Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu selbstbewussten Pflegekräften ist der Dialog und geeignete Aktivitäten, die das Vertrauen untereinander stärken. Daher empfehlen die Wissenschaftler der Ruhr Universität Bochum die bereits bestehenden Mitarbeitergespräche noch intensiver zu betreiben und bestehende Stärken auszubauen. Doch auch die Schwächen sollten dabei aufgearbeitet und nicht aus den Augen verloren werden. Gehen die Mitarbeiter dann mit gestärktem Selbstvertrauen in ihren Alltag und nutzen ihren Handlungsspielraum, dann erhöht sich die Qualität der Pflege wie von selbst.
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