Die Diagnose „Leukämie“ kam noch vor wenigen Jahren für viele Betroffenen einem Todesurteil gleich. Dieser Blutkrebs, bei dem die normale Blutbildung gestört wird, so dass die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen, ist im Vergleich zu anderen Krebsarten verhältnismäßig selten.
Durch medikamentöse Behandlungen und Chemotherapie lässt sich eine chronische Leukämie zwar manchmal lange in Schach halten, aber Chancen auf dauerhafte Heilung bestehen bei ihr (wie bei einer akuten Leukämie ausschließlich) nur durch die Transplantation von gesunden Blutstammzellen eines gesunden Spenders.
Das große Problem dabei: Es gilt, einen passenden Spender zu finden.
Die richtige Merkmalskombination ist überlebenswichtig
Bei Bluttransfusionen ist es wichtig, auf die Verträglichkeit der Blutgruppen zu achten. Werden Stammzellen übertragen, so muss die Vorauswahl noch viel differenzierter getroffen werden.
Es gilt nicht nur, zwischen vier verschiedenen Hauptblutgruppen und Rhesusfaktoren zu unterscheiden, sondern zusätzlich muss man Gewebemerkmale vergleichen, deren Kombinationsmöglichkeiten bis zu 50 Millionen reichen.
Einen passenden Spender zu finden, kommt fasst der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Um den eher früher als später nötigen Erfolg beim Suchen zu haben, gilt es also, viele verschiedene Stammzellen zu vergleichen.
Dieser Vergleich macht nicht nur viele Spender nötig, sondern erfordert auch Zeit, die Spenden zu untersuchen. Zeit, die viele Erkrankte nach der Diagnose Blutkrebs oft nicht mehr haben.
Zwei menschliche Schicksale geben den Anstoß
Diese Erfahrung machte 1990 auch die Familie der an Leukämie erkrankten Mechthild Harf. Es gab kaum typisierte Spender, auf die zurückgegriffen werden konnte. Ihr Mann setzte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt, Prof. Dr. Gerhard Ehninger, alle Hebel in Bewegung und organisierte öffentliche Typisierungsaktionen in deutschen Großstädten.
Die Hilfsbereitschaft war groß und als im April 1991 auch für den neunjährigen Patrick Siemers nach einem passenden Spender gesucht wurde, meldeten sich abermals viele Menschen, um sich typisieren zu lassen.
20.000 Spender in zwei Monaten – ein riesiger Erfolg, der aber auch finanziert werden musste. Die Deutsche Krebshilfe leistete einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der damals jeweils 600 DM teuren Untersuchungen.
Um die Blutproben und die erfassten Daten sinnvoll archivieren und verwalten zu können, wurde aus der Privatinitiative im Mai 1991 die Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH, deren Zentralregister in Ulm alle bundesweiten Daten zusammenführte.
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Aus privater Hilfsaktion wurde weltweit größte Stammzellenspenderdatei
Mechthild Harf verstarb trotz Transplantation und auch Patrick Siemers gewann den Kampf gegen die Krankheit nicht. Doch die aus ihrem Schicksal heraus entstandene Knochenmarkspenderdatei ist mittlerweile die größte Stammzellenspenderdatei weltweit, die auf über 2,6 Millionen registrierte Spender zugreifen kann und schon mehr als 300.000 Stammzellen- und Knochenmarkspenden vermitteln konnte.
8.000 ehrenamtliche Helfer setzen sich jedes Jahr für die DKMS ein, die sich aus Kostenübernahmen der Krankenkassen für die Behandlungskosten und Spenden für die Kosten der Typisierungen finanziert.
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