Hallux valgus – Großzehe auf Abwegen

Der Hallux valgus auf einem Röntgenbild, man sieht deutlich die deformierten Schiefzehen. Bild: © fotolia.de

Sylvia Gelich – eine 35-jährige Chefsekretärin und Mutter zweier Kinder – leidet seit Monaten unter Schmerzen in beiden Füßen. Zunächst nimmt sie die Beschwerden nicht ernst, denn „brennende und erschöpfte Füße, das hat ja wohl jeder“, denkt sich Sylvia. Als die Probleme aber immer stärker werden und die Schmerzen nicht aufhören, sondern sich im Gegenteil verstärken, besucht sie dann doch den Arzt.

Die Diagnose des Orthopäden ist schnell und eindeutig: Ein ausgeprägter „Hallux valgus“, Schiefzehen, meint er und deutet auf Sylvias große Zehen, die sich an beiden Füßen gut erkennbar den anderen vier Zehen annähern. Sylvia weiß zunächst nicht, was er meint, denn diese Zehenstellung war ihrer Meinung nach normal und bei vielen Frauen zu sehen und so muss der Orthopäde sie erst einmal über die Krankheit aufklären.

Symptome des Hallux valgus

Vom Hallux valgus spricht man, wenn der große Zeh schief steht und deutlich in Richtung des kleinen Zehs gebogen ist. Der Großzehenballen tritt durch diese Schiefstellung hervor und entzündet sich häufig. In vielen Fällen verstärkt Arthrose die Problematik.

Wenn der Schuh drückt

Der Hallux valgus ist eindeutig eine Zivilisationskrankheit, die durch zu enges oder falsches Schuhwerk oder eine Schwäche des vorderen Fußquergewölbes, schwaches Bindegewebe und schwache Bänder hervorgerufen wird. Menschen, die fast ausschließlich barfuß laufen und viel zu Fuß unterwegs sind, kennen dieses Problem so gut wie gar nicht – ihre Füße sind muskulös und werden zudem nicht durch ungeeignetes Schuhwerk in eine falsche Position gedrängt.

Wer auf drei grundlegende Kriterien beim Schuhkauf achtet, kann also schon in jungen Jahren einem späteren Hallux valgus vorbeugen:

• Je höher der Absatz, desto stärker wird zum einen das Fußgewölbe belastet und zum anderen werden die Zehen an die Engstelle des Schuhes gezwängt.
• Je schmaler die Schuhspitze, desto stärker werden die Zehen in eine Fehlhaltung gedrückt, die wiederum die Statik des Fußgewölbes beeinträchtigt.
• Ein weiterer Faktor ist die Länge des Schuhs. Vor allem bei Kindern sollte man regelmäßig die Fußlänge messen, denn wenn der Schuh nicht lang genug ist, leiden die Füße ebenfalls – Hallux valgus, aber auch Hammerzehen können die Folge zu kleiner Schuhe sein.

Was tun bei Hallux valgus?

Zu Beginn jeder Behandlung steht immer die konsequente, modische Umorientierung. Auch wenn das Tragen von flachen, bequemen Schuhen, die den Zehen viel Platz lassen, einen vorhandenen Hallux valgus nicht mehr rückgängig macht: Ohne dieser Änderung bei den Schuhen ist jede weitere Therapieform sinnlos.

Wenn der Hallux valgus noch nicht zu weit fortgeschritten ist, kommen sanfte Therapieformen in Frage: Nachtschienen, Einlagen, Schuhe mit medizinischem Fußbett oder Fußgymnastik können eine weitere Verschlimmerung verhindern. Rückgängig machen können sie die Veränderungen am Fuß allerdings nicht. Ist das Gelenk der Großzehe zusätzlich von Arthrose befallen, so muss auch diese Krankheit behandelt werden.

Wenn sich die Schmerzen und die Fehlstellung durch sanfte Techniken nicht mehr mildern lassen, muss operiert werden. Es gibt mehrere unterschiedliche Möglichkeiten der Korrektur, die Operation ist heute ein Standardeingriff und wird von den meisten Kliniken durchgeführt.

Sylvia ist ziemlich überrascht, als sie hört, dass sie ihre Fußprobleme mit verursacht hat. Dass hohe Absätze nicht gesund sind, das war ihr zwar immer schon klar. Aber dass selbst ihre Lieblingsschuhe – die halbhohen, spitzen Pumps – auf die Verbotsliste geraten, macht sie schon ganz schön traurig.

Glücklicherweise sagt ihr der Arzt, dass sie die High-Heels zu besonderen Anlässen nach wie vor anziehen kann. Aber ihrer Gesundheit zuliebe auch nur, wenn sie als Ausgleich regelmäßig gymnastische Übungen für die Füße macht. Das nimmt sich Sylvia zu Herzen, denn sie möchte natürlich am liebsten ohne eine Operation auskommen.

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