Die Analyse der US-Studie beweist, dass die Luftverschmutzung für ältere Menschen eine spezielle Belastung darstellt. Die Wissenschaftler konnten eine Beeinträchtigung der Hirnleistung dokumentieren und je stärker die Feinstaubbelastung desto eindeutiger sind die Folgen messbar. Jennifer Ailshire von der University of Southern California stellte die Ergebnisse auf der jährlichen Konferenz der »Gerontological Society of America« vor.
Feinstaub belastet auch das Gehirn
Experten machen die zunehmende Luftverschmutzung für ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegsproblemen und höhere Sterblichkeit bei älteren Menschen verantwortlich. »Und es werden immer Beweise dafür gefunden, dass die Feinstaubbelastung auch negativ auf die Hirnfunktion wirken kann«, sagt Jennifer Ailshire. Sie hat für ihre Untersuchungen 10.000 weibliche und männliche Probanden einer großen Gesundheitsstudie mit einem Mindestalter von 60 Jahren analysiert. Die Gedächtnisleistung der Männer und Frauen wurde mittels Standardtests protokolliert und gab Auskunft über Wissen, Sprache, Wortgedächtnis und Orientierungsvermögen. Anhand einer Datenbank des Umweltamtes konnte sie die Ergebnisse mit der durchschnittlichen Feinstaubbelastung innerhalb des individuellen Lebensraumes der Personen vergleichen.
Feinstaub vermindert Denken und Gedächtnis
Ailshire stellte bei ihrer Analyse eindeutig fest, dass die Senioren, die in ihrem Wohnumfeld einer höheren Feinstaubbelastung ausgesetzt waren, schlechtere Gedächtnisleistungen zeigten. Je höher die Belastung, desto größer war die Beeinträchtigung. Auch unter der Berücksichtigung anderer Faktoren wie ethnische Herkunft, Alter, Nikotinkonsum sowie Herz-Kreislauf- und Atemwegsprobleme, blieb der Zusammenhang bestehen und war besonders ausgeprägt bei den Frauen. Die Abnahme der kognitiven Fähigkeiten stieg pro 10 Mikrogramm und war vergleichbar mit einer Alterung von drei Jahren. Eine hohe Feinstaubbelastung scheint also ein wichtiger Risikofaktor für verminderte geistige Leistungsfähigkeit im Alter zu sein, denn es gibt auch Hinweise auf Entzündungsreaktionen im Gehirn durch Feinstaubbelastung.
Feinstaub – Risiko für weitere Gesundheitsprobleme
Feinstaub verursacht bei Patienten mit Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD einen Anstieg der Symptome und beeinträchtigt die Lungenfunktion. Dringen die Staubpartikel bis in die Lungenbläschen vor, reagiert der Körper ähnlich wie bei einem Bakterienbefall. Doch die Abwehrreaktion schädigt das Lungengewebe und kann sogar das Risiko für Krebs erhöhen. Klar ist, dass hohe Feinstaubbelastungen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen. Ob Feinstaub auch die Entstehung von Diabetes fördert, ist noch unsicher. Tierversuche deuten einen solchen Zusammenhang an und klinische Studie zeigen, dass vor allem bei Frauen das Diabetesrisiko durch Feinstaub steigt.
Feinstaub ist nicht nur schädlich, weil die Partikel vom Organismus als Fremdkörper angesehen werden, sondern auch weil sie giftige Substanzen transportieren. So lagern sich an den Rußpartikeln der Autoabgase Nickel und Kohlenwasserstoffe an. Und je kleiner die Feinstaubteilchen sind, desto gefährlicher sind sie, denn sie können in die kleinsten Gefäße unseres Körpers vordringen. Aufgrund der Feinstaubbelastung verkürzt sich die Lebenserwartung in der Bundesrepublik schon heute im Schnitt um ein Jahr. Die von der Europäischen Union festgelegten Grenzwerte liegen immer noch auf dem Niveau von 2005. Eine weitere Absenkung war geplant, allerdings waren bisherige Maßnahmen zur Reduzierung des Feinstaubs bislang weniger erfolgreich als erwartet und so gelten die Grenzwerte von 2005 auch weiterhin.
Autismus bei Kindern durch Feinstaubbelastung?
Aktuelle Studien aus Amerika deuten an, dass hohe Luftverschmutzung während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes das Risiko für Autismus deutlich erhöhen. Schon in früheren Studien war festgestellt worden, dass Autismus bei Familien, die nahe an verkehrsreichen Straßen lebten, häufiger auftrat. Das Risiko war bei den höchsten Belastungen zwei- bis dreimal so hoch. Da aber andere Einflüsse noch nicht ganz ausgeschlossen werden können, sollen weitere Untersuchungen folgen. Fest steht allerdings, dass sich in Labortests zeigte, dass Feinstaubartikel und Stickoxide die Gehirnentwicklung beeinflussen. Auch eine Wirkung auf das Immunsystem wurde beobachtet, was zu Entzündungsreaktionen führt, die möglicherweise ebenfalls die Gehirnzellen manipulieren.
Quelle: The Hazards of Bad Air: Fine Air Particulate Matter and Cognitive Function in Older U.S. Adults, J. A. Ailshire; Gerontological Society of America‘s (GSA) 65th Annual Scientific Meeting.
Heather E. Volk, PhD, MPH; Fred Lurmann; Bryan Penfold; Irva Hertz-Picciotto, PhD; Rob McConnell, MD: Traffic-Related Air Pollution, Particulate Matter, and Autism. Arch Gen Psychiatry. 2012;():1-7. doi:10.1001/jamapsychiatry.2013.266
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