Zu diesem Schluss kamen Forscher der Martin-Luther Universität in Halle-Wittemberg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig in einer neuen Studie, die im Fachjournal »Allergy« veröffentlicht wurde.
Vitamin D ist überaus wichtig für starke Knochen, ein gut funktionierendes Immunsystem und optimale Nerven- und Muskelfunktionen. Nicht umsonst wird Vitamin D seit 50 Jahren zur Vorbeugung und Behandlung von Rachitis bei Säuglingen und Kindern eingesetzt. Doch in den vergangenen Jahren kam es durch zunehmende Forschungen auch zu Zweifeln an der positiven Sicht auf das »Knochen-Vitamin«. Einen ersten Hinweis, dass ein hoher Vitamin D-Gehalt im Blut Allergien fördert, gab es Ende der 1990er Jahre.
Welchen Einfluss hat der Vitamin D-Spiegel in der Schwangerschaft?
Dr. Kristin Weiße vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und ein Team von Ernährungswissenschaftlern unter der Leitung von Professor Gabriele Stangl an der Martin-Luther Universität Halle-Wittemberg gingen dieser Frage nach. Dazu analysierten sie Daten einer Langzeitstudie, an der 622 Mütter mit 629 Säuglingen teilnahmen. Bestimmt wurde einerseits der Vitamin D-Spiegel im Blut der Mütter, aber auch im Nabelschnurblut der Neugeborenen. Anhand von Fragebögen erfassten die Wissenschaftler dann bei den Kindern in den ersten beiden Lebensjahren auftretende Nahrungsmittelallergien. Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft einen niedrigen Vitamin D-Spiegel hatten, in den ersten beiden Lebensjahren seltener Nahrungsmittelallergien entwickelten.
Viel Vitamin D kann das Immunsystem überreagieren lassen
Kinder von Schwangeren mit hohem Vitamin D-Spiegel wiesen auch höhere Werte des spezifischen Immunglobulins E gegenüber Nahrungsmittelallergenen wie Erdnuss, Soja, Weizen, Milch- und Hühnereiweiß auf. Immunglobulin E wehrt körperfremde Stoffe ab, spielt aber auch eine wichtige Rolle bei Allergien. Um den Zusammenhang zwischen Vitamin D und Nahrungsmittelallergie näher zu ergründen, analysierten die Wissenschaftler die regulatorischen T-Zellen im Nabelschnurblut, die normalerweise eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene bremsen. Und ihr Verdacht bestätigte sich: Je höher der Vitamin D-Spiegel der Mütter, desto weniger regulatorische T-Zellen fanden sich im Nabelschnurblut, was für die Kinder ein erhöhtes Allergierisiko bedeutet.
Der Vitamin D-Spiegel wird aber nicht nur durch die Ernährung beeinflusst, sondern auch durch die Jahreszeit und die Sonneneinstrahlung auf der Haut. Diese Faktoren wurden auch für die vorliegende Studie berücksichtigt. Vitamin D ist jedoch nicht alleiniger Grund für Nahrungsmittelallergien, aber er sollte stärker berücksichtigt werden, meinen die Forscher. Sie empfehlen Schwangeren daher auch, keine Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D einzunehmen, um das Risiko für Nahrungsmittelallergien bei Kleinkindern zu vermeiden.
Quelle: Weisse K, Winkler S, Hirche F, Herberth G, Hinz D, Bauer M, Röder S, Rolle-Kampczyk U, vonBergen M, Olek S, Sack U, Richter T, Diez U, Borte M, Stangl GI, Lehmann I. Maternal and newborn vitamin D status and its impact on food allergy development in the German LINA cohort study. Allergy 2013; 68: 220–228, DOI: 10.1111/all.12081
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