Vor einiger Zeit berichteten wir von dem Süßungsmittel Stevia als natürliche Alternative zu chemischen Süßstoffen. Mittlerweile wurde das Produkt auch in Deutschland als Lebensmittel zugelassen und findet sich bereits in einigen Supermarktregalen in Form von Kaffeetabs oder ähnlichem wieder. Doch die Industrie bewegt sich natürlich im Fahrwasser der Ernährungstrends und honoriert den Wunsch nach naturbelassenen Lebensmitteln immer stärker. Entsprechend tauchen auch immer mehr Fertig-Produkte auf, die mit Stevia gesüßt wurden.
Behörden gaben grünes Licht
Im Dezember 2011 wurde Stevia endlich als unbedenklich eingestuft und darf fortan in allen Produkten verwendet werden, in denen auch chemische Süßstoffe zum Einsatz kommen. Und die Industrie nimmt die Entscheidung freudig entgegen. Denn seither experimentieren die großen wie die kleinen Hersteller mit dem neuen Süßungsmittel, das 300-mal süßer als herkömmlicher Zucker schmeckt, dabei aber Zähne und Figur in Frieden lässt. Auch um die schädlichen Wirkungen, welche die chemischen Süßstoffe mit sich bringen könnten, muss sich beim Stevia keine Sorgen gemacht werden. Denn Stevia ist rein pflanzlich und wird in anderen Ländern wie Japan schon seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Nun auch bei uns.
Fritz-Cola schon mit Stevia – folgen die anderen bald?
Ein Unternehmen das besonders schnell bei der Sache war, ist der Hamburger Getränkehersteller Fritz-Cola, der seine Produkte umgehend nach der Freigabe im letzten Dezember mit Stevia süßte. Und glaubt man den Berichten, hat die Fritz-Cola auch mit dem neuen Süßungsmittel bereits den Geschmackstest bestanden. Denn die Süße sei nicht nur deutlich zu schmecken, sondern komme ganz ohne den künstlichen Nachgeschmack der chemischen Kollegen aus und selbstverständlich auch ohne Kalorien. Entsprechend freudig und provokativ lautet dann auch der Werbespruch der Hamburger „Die fetten Jahre sind vorbei“, mit dem sie dem Zucker nicht nur ein Schnippchen schlagen, sondern indirekt auf die Rolle des Zuckers beim Übergewicht verweisen. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn während immer mehr Hersteller das Stevia genauer unter die Lupe nehmen, bibbert die Zuckerindustrie dem neuen Trend entgegen.
Von Joghurt, Bonbons und Schokolade
Liest man die Meldungen zu Stevia aus den letzten Wochen, wird es deutlich: Dem Zucker geht es jetzt tatsächlich an den Kragen. Coca-Cola nutzt den neuen Süßstoff bereits seit einiger Zeit in den USA für einzelne Produkte. Und auch die deutschen Hersteller geben Gas. Ob großer Konzern oder unabhängiger Hersteller, das Stevia wandert teilweise schon in die Eigenmarken der Ladenketten oder wird zumindest gerade für den Einsatz geprüft. So wird bei Edeka beispielsweise genau beobachtet, wie gut sich Stevia im Ketchup, Joghurt oder auch in den Bonbons macht und man erklärte gegenüber dem Hamburger Abendblatt, dass man den Einsatz in den hauseigenen Marken gerade prüfe. Die Rewe Gruppe wolle zunächst noch die weiteren Entwicklungen von Stevia in Lebensmitteln beobachten, wird aber wohl garantiert nachziehen, sollten sich die Stevia Produkte bewähren.
Gut zum Abnehmen, Vorbehalte bei Diabetes
Während die Ernährungswissenschaftler vermutlich schon die ersten Freudensprünge wagen, weil sich der Zuckerkonsum über lange Sicht ein wenig reduzieren könnte, sind die Diabetes-Spezialisten skeptisch. Man dürfe Stevia nicht als Wundermittel für Diabetiker betrachten, betonen sie und verweisen darauf, dass die spezielle Ernährung bei Diabetikern nicht einfach über den Haufen geworfen werden darf. Ferner werde dem Stevia auch eine heilende Wirkung nachgesagt, wie zum Beispiel die Senkung des Blutzuckerspiegels. Diabetiker, die Medikamente einnehmen, müssten hierbei natürlich besonders aufpassen, wie sich das Süßungsmittel auf den Blutzuckerspiegel auswirke. In gleichem Atemzug verweist man auch auf die fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnisse bei längerem Einsatz und möglichen Überdosierungen des Süßstoffs.
Diät-Getränke sind gefährlicher als ihr Ruf
Stevia – Bald eine offizielle Zuckeralternative
Stevia doch nur ein Strohfeuer?
Nach der anfänglichen Euphorie tauchen immer mehr Fragen auf, welche die Freude auf eine steviagesüßte Zukunft vielleicht doch noch trüben könnten. Denn viele Hersteller wie beispielsweise von Kuchen, können den Zucker aus Herstellungsgründen nicht so einfach gegen Stevia austauschen. Und auch in der Schokolade weiß der neue Süßstoff noch nicht zu einhundert Prozent zu überzeugen. Viele Hersteller sind bereits an der Entwicklung neuer Rezepturen, aber wie gut oder schlecht diese sich tatsächlich umsetzen lassen ist noch unklar. Auch verweisen die Hersteller auf den Preis des Stevias. Um ein dauerhafter Konkurrent des Zuckers zu sein oder zu bleiben, muss die süße Pflanze auch preislich mithalten können. Man sieht, dass der Stevia-Markt also noch in den Kinderschuhen steckt und erst die Zukunft zeigen wird, ob das Stevia auch tatsächlich seine Trümpfe ausspielen können wird.
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