Denn die Frage, welche Art und Weise der Ernährung sowohl überflüssigen Pfunden als auch lästigen Zipperlein rigoros den Kampf ansagt, beantwortet jeder menschliche Chromosomensatz auf seine ganz eigene und ausgesprochen exklusive Weise. So kann es zwanglos erklärt werden, warum der eine trotz üppiger Brotzeiten mit reichlich fetter Wurst weder an Gewicht noch an Blutfettwerten zunimmt, während der andere beim bloßen Anschauen der Vesperplatte schon Speck und schlechtes Cholesterin ansetzt. In der wissenschaftlichen Ernährungslehre wird der Zusammenhang zwischen genetischer Grundausstattung und individueller Lebensmittelverwertung als „Nutrigenomik“ bezeichnet. Und diese fachliche Disziplin lässt Menschen, die ständig im Clinch mit ihrem Körper liegen, weit mehr als einen Silberstreifen am Horizont sehen.
Stoffwechselaktive Gene
Von den locker über 25.000 Genen, die den menschlichen Organismus verwalten und steuern, stehen etwa 8.700 im Dienste des Stoffwechsels. Das bedeutet: Ungefähr ein Drittel aller Gene haben keine andere Funktion, als die Nahrungsmittel, die der Mensch zu sich nimmt, zu verwerten, und weitergehend zu nutzen. Diese erstaunlichen Zahlen muss man sich buchstäblich auf der Zunge zergehen lassen, bevor man sich inhaltlich konkret vor Augen führt, welche Nahrungsmittelverwertungsergebnisse genetisch determiniert sind.
Hier regiert das Erbgut
Die folgenden Beispiele sollen zeigen, welche organischen Auswirkungen ganz und gar durch die individuellen Muster im Erbgut festgelegt sind:
- Das Ansteigen des Blutdrucks nach dem Genuss salziger Speisen
- Die Frage der Laktose(in)toleranz
- Die Reaktion des Cholesterinspiegels auf einen betont pflanzlichen Speiseplan
- Die Schutzfunktion von Ballaststoffen im Darmbereich
- Das Zunehmen bei fettreicher Kost
Diese Liste ließe sich noch um viele weitere Korrelationen ergänzen. An dieser Stelle mag die Erkenntnis genügen, dass Ernährungsempfehlungen nur jenen Menschen wirklich weiterhelfen, bei denen die Gene auch zu den guten Ratschlägen passen.
So hilft die Nutrigenomik
Im Rahmen einer individuellen Gen-Analyse, und basierend auf allen Erkenntnissen, die der Nutrigenomik heute schon zur Verfügung stehen, können Ernährungsempfehlungen maßgeschneidert ausgesprochen werden. Dabei könnte sich im Einzelfall zeigen, dass man eben genau nicht zu jenen Leuten gehört, die ihr „böses“ LDL-Cholesterin mit Gemüse bekämpfen können. Oder dass man ganz beruhigt seinen Kaffee genießen kann, weil man Koffein bemerkenswert schnell abbaut. Außerdem ließe sich aus den Genen ablesen, welche Nährstoffe der Körper bevorzugt in unerwünschtes Hüftgold umsetzt, und welche anderen Speisen zu einem wohlgefälligen Blick auf die Waage führen könnten.
Bezahlt das die Kasse?
Nein, natürlich nicht. Deshalb muss man für eine solche Nutrigenomik Untersuchung in die eigene Tasche greifen. Und das wird leider teuer. Denn derzeit belaufen sich die Kosten dafür auf ungefähr 500 Euro – ausführliche Beratungsgespräche inbegriffen. Diese Ausgabe überlegt man sich natürlich gründlich. Besonders dann, wenn man sonst keine Krankheiten zu beklagen hat. Doch wenn in der Familie Diabetes und/oder Herzkrankheiten verbreitet sind, oder wenn man gar selbst diese Diagnose bekommen hat, dann könnte sich diese Investition lohnen. Denn gerade diese Krankheitsbilder sind durch eine optimale Ernährung günstig zu beeinflussen.
Weiterführende Links zum Thema „Nutrigenomik“:
NUTRIGENOMIK – Das Futter zum Erbgut
http://www.zeit.de/2006/46/E-Nutrigenomics
Nutrigenomik: Dem Hunger der Gene auf der Spur
http://idw-online.de/pages/de/news308694
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