Wer heute noch isst, um satt zu werden und dem Körper mit einfachen, möglichst naturbelassenen Lebensmitteln die benötigten Nähr- und Vitalstoffen zuzuführen, wählt die Schmalspurversion.
Mittlerweile isst man nämlich, um jung, schön und gesund zu bleiben – oder es zu werden. Klingt absurd? Irgendwie schon. Und doch erwecken zahlreiche der industriell hergestellten Lebensmittel die Illusion, dass sie genau das können. Die Rede ist vom Functional Food.
Das Versprechen: Essen mit Mehrwert
Beim Functional Food handelt es sich um Lebensmittel, die dem Konsumenten einen vermeintlichen Mehrwert bieten – also mit Vitaminen angereicherte Cerealien, Milchprodukte oder Fruchtsäfte mit einer Extraportion Calcium, Margarine, deren gesunde Fettsäuren den Cholesterinspiegel senken sollen und Joghurt mit speziellen Milchsäurebakterien, der angeblich die Darmflora und das Immunsystem stärkt.
Als Beweis für die Wirksamkeit des „besonders gesunden Essens“ werden Studien angeführt – allerdings sind die nicht selten von der Lebensmittelindustrie selbst gesponsert. Tatsächlich scheut die Lebensmittelindustrie weder Kosten noch Mühe, was die Entwicklung und vor allem die Vermarktung dieser Lebensmittel angeht. Und das trägt Früchte.
Wer sich gesund ernähren will, greift automatisch zum Functional Food und ironischerweise greifen oft genau die zu, die es überhaupt nicht nötig haben, nämlich gesundheitsbewusste Verbraucher, die sich gut ernähren – so eine Studie der Verbraucherschutzzentralen.
Und so gehört das Segment des Functional Foods seit Jahren zu denen, die beständig wachsen, obwohl sich die Discounter sonst mit Preisschlachten unterbieten.
Macht’s wirklich gesund?
Erstaunlich ist, dass die Regale zwar randvoll mit den industriell hergestellten Gesundmachern sind und die Konsumenten fleißig zugreifen – sie aber dennoch nicht gesünder werden.
Im Gegenteil. Übergewicht und Herz-Kreislauf-Probleme nehmen immer weiter zu. Wenig verwunderlich, dass Ernährungswissenschaftler Zweifel anmelden. Ihr ernüchterndes Fazit: Functional Food wirkt im besten Fall gar nicht, im schlimmsten Fall schadet es der Gesundheit, weil bestimmte Mechanismen und Zusammenhänge nicht hinlänglich erforscht sind.
Und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist darauf hin, dass der Konsum von Functional Food keine Ernährungsfehler ausmerzen könne und keinesfalls den Verzehr von Obst und Gemüse ersetzt.
Foodwatch entzaubert blumige Werbegewächse
Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch sagt allzu blumigen Werbeversprechen nun den Kampf an. Mit dem Aktionsplan „Abgespeist“ geht foodwatch gegen die alltägliche Verbrauchertäuschung an – Beteiligung per Mail ist erwünscht.
Produkte, die sich durch irreführende Werbung und Etikettenschwindel auszeichnen, werden für den Goldenen Windbeutel nominiert und zur Wahl gestellt – das letzte Wort hat hierbei zur Abwechslung mal der Verbraucher. Der Windbeutel 2012 ging an einen Kindertee, der trotz seines hohen Zuckergehaltes als „besonders für Kleinkinder geeignet“ beworben wurde.
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