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Süßungsmittel:

Fruktose treibt Adipositas-Epidemie voran

Fruktose, in vielen Nahrungsmittelprodukten enthalten, treibt die Entwicklung von Adipositas voran. Wissenschaftler fanden jetzt eine Erklärung dafür.

Ein Kind nimmt eine Milchschnitte aus dem Kühlschrank.

Nahrungsmittel wie z.B. die Milchschnitte werden mit dem Zuckerersatz Fruktose gesüßt. Bild: © picture alliance / dpa

Die Verwendung von Fruktose als Süßungsmittel in industriell gefertigten Nahrungsmitteln hat in den vergangenen Jahren andere Zuckerarten zunehmend verdrängt. Für die Nahrungsmittelhersteller ist das wirtschaftlich und logistisch besonders kostengünstig. Der aus Maisstärke gewonnene und mit Fruktose angereicherte Sirup kann in großen Tankwagen transportiert werden. Zudem hat Fruktose gegenüber Haushaltszucker eine 20 Prozent höhere Süßkraft. Und die Lebensmittelhersteller bewerben ihr Produkte mit Aussagen wie »ohne Kristallzucker« oder »nur mit der Süße aus Früchten«, was dem Verbraucher die Illusion von gesunder Ernährung vermittelt.

Doch der weltweit zunehmende Konsum von Fruktose hat für die Gesundheit negative Folgen: Fruktose steigert die Einlagerung von Fetten aus der Nahrung und führte in Tierversuchen zu Insulinresistenz und Fettleibigkeit und erhöht damit das Risiko für ein metabolisches Syndrom. Fruktose kann auch die Harnsäure erhöhen, was langfristig zu schmerzhaften Gichtanfällen führt. Neue Untersuchungen deuten an, dass viele fruktosehaltige Getränke die Leber schädigen bis hin zur Fettleber. Die Wirkung ähnelt der eines übermäßigen Alkoholkonsums, doch hohe Fruktosezufuhr gilt inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für die nicht-alkoholbedingte Fettlebererkrankung (NAFLE).

Sättigungsgefühl bleibt aus

Eine Ursache könnte ein geringeres Sättigungsgefühl im Gehirn sein. Dieser Frage gingen Endokrinologen nach und veröffentlichten ihre Ergebnisse im amerikanischen Ärzteblatt.

Bereits in den 70er Jahren entdeckte man, dass Fruktose durch eine Behandlung mit Enzymen kostengünstig aus Maisstärke gewonnen werden kann. Seitdem wird der »High Fructose Corn Syrup« aber nicht nur Softdrinks als Süßungsmittel zugesetzt, sondern auch Süßigkeiten, Tomatenketchup, Speiseeis und Backwaren.

Zunächst begrüßten Ernährungsexperten diesen Trend, denn Fruktose lässt den Glukosespiegel im Blut nicht ansteigen und der Körper muss deshalb kein zusätzliches Insulin ausschütten. Inzwischen hat sich diese Einschätzung geändert, denn Insulin sorgt auch dafür, dass ein Sättigungsgefühl eintritt. Der Konsum von Fruktose könnte deshalb dazu führen, dass man sich bei Aufnahme der gleichen Kalorienmenge weniger satt fühlt.

Einfluss im Hungerzentrum sichtbar

Eine Untersuchung der »Yale University School of Medicine« in New Haven an 20 gesunden Personen bestätigte diese Vermutung jetzt. Die Teilnehmer tranken nüchtern, während sie in einem Kernspintomographen lagen, entweder 75 Gramm Glukose oder Fruktose. Mit einem speziellen bildgebenden Verfahren (arterial spin labeling) erforschten die Endokrinologen wie sich beide Zuckerarten auf den regionalen Blutfluss im Hypothalamus auswirkten. Dort hat das Hungerzentrum seinen Sitz und von einem veränderten Blutfluss können Schlussfolgerungen auf die sättigenden Eigenschaften gezogen werden.

Eine viertel Stunde nach dem Trinken der Glukose konnten die Wissenschaftler eine Abnahme des regionalen Blutflusses registrieren, was einem Sättigungsimpuls entspricht. Nach dem Trinken der Fruktose trat dieser Effekt nicht ein. Die Resultate entsprachen auch den Angaben der Studienteilnehmer: Nach dem Glukose-Getränk fühlten sie sich schneller satt als nach der Fruktose-Lösung. In Tierversuchen zeigten auch Mäuse, denen Glukose ins Gehirn gespritzt wurde, eine reduzierte Nahrungsaufnahme. Nach der Injektion von Fruktose nahmen die Versuchstiere mehr Nahrung zu sich. Die Analyse von Blutproben zeigte erwartungsgemäß einen Anstieg von Blutzucker und Insulin.

Suchtmittel Fruktose

Fruktose kann sich im Gehirn noch zusätzlich negativ auswirken. Sein stärkerer Süßgeschmack kann das Verlangen nach Süßem steigern. Auch dafür fanden die Wissenschaftler Hinweise. Das Hungerzentrum kommuniziert mit dem Belohnungssystem im Gehirn und hier waren in den Untersuchungen unterschiedliche Reaktionen bei Glukose und Fruktose zu beobachten. Das könnte auf ein höheres Suchtpotenzial der Fruktose hindeuten. Dafür sind aber weitere klinische Studien notwendig. Die Forscher regen eine Studie an, bei der übergewichtige Personen sich über längere Zeit fruktosearm ernähren.

Quelle: Kathleen A. Page et al.: Effects of Fructose vs Glucose on Regional Cerebral Blood Flow in Brain Regions Involved With Appetite and Reward Pathways. JAMA. 2013;309(1):63-70. doi:10.1001/jama.2012.116975

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.