Startseite / Gesundheit / Ernährung / Foodwatch fordert strengere Strahlenschutzwerte für Lebensmittel

Verbraucherschutz:

Foodwatch fordert strengere Strahlenschutzwerte für Lebensmittel

Vorsicht Radioaktivität - Strahlenwerte bei LebensmittelDas grundlegende Problem kennt jeder: Obwohl eine Gefahr schon lange bekannt ist, reagiert man von verantwortlicher Seite her meist nicht sofort, sondern erst dann, wen ein Unglück passiert ist. In einigen Fällen fällt so ein Unglück leichter aus und die Verantwortlichen kommen mit einem blauen Auge davon, in vielen Fällen, geht die Situation aber auch nicht so glimpflich aus und Menschen müssen erst zu Schaden kommen, bevor sich überhaupt irgendetwas tut. Und genau den zweiten Fall befürchten die Verbraucherschützer der Foodwatch, die einen kritischen Blick auf die Strahlenschutzverordnung für die Lebensmitteleinfuhr werfen.

Japan reagiert spät auf das Unglück von Fukushima

Über ein Jahr ist die Katastrophe in Japan nun her, bei der es auch einen Zwischenfall im Atomkraftwerk in Fukushima gab. Doch erst ab dem 1. April 2012 hat Japan mit neuen Höchstgrenzen für die Strahlenbelastung von Lebensmitteln reagiert. Die Begründung war jedoch nicht in der Katastrophe selbst zu finden, sondern darin, dass man die Lebensmittelsicherheit noch weiter erhöhen wollte als sie ohnehin schon war. Laut Foodwatch ist dieses Argument jedoch fadenscheinig, so sprechen die Verbraucherschützer davon, dass es keine vernünftige Obergrenze von Strahlenbelastung geben dürfe und man stattdessen bestrebt sein müsse, die Werte so niedrig wie nur möglich zu halten. So sind die neuen Richtwerte in Japan zwar deutlich strenger geworden, doch noch nicht streng genug. Die wirklich schlechte Nachricht findet sich allerdings nicht in Japan wieder, sondern in Europa. Denn die EU hat die strengen Werte aus Japan übernommen, jedoch auch nur für Produkte aus Japan. Für alle übrigen Länder, auch aus fragwürdigen Gebieten, wie Tschernobyl, wo es vor gut 25 Jahre ebenfalls zu einem Zwischenfall mit einem Atomkraftwerk kam, gelten nach wie vor höhere Höchstwerte – zu hoch, wie die Foodwatch findet.

EU-Strahlengrenzwertpolitik sehr widersprüchlich

Radioaktivität in Nahrungsmittel - Überhöhte Strahlenwerte bei Gemüse messenBetrachtet man die verschiedenen Höchstgrenzen für Strahlenwerte bei Lebensmitteln, so stellt sich unweigerlich die Frage, was es nutzen soll, wenn für japanische Produkte strengere Regeln gelten, während diese für andere Regionen vergleichsweise lasch ausfallen. Die Werte sprechen dabei jedenfalls für sich, wenn alle anderen Importprodukte sechsmal höher belastet sein dürfen, als solche aus Japan. Damit sinkt das Schutzniveau der europäischen Bevölkerung gegenüber der japanischen trotz neuer Höchstgrenzen dramatisch. Denn belastete Nahrung aus Tschernobyl darf beispielsweise völlig legal gehandelt werden – ein Messen mit zweierlei Maß also. Doch damit nicht genug. Selbst in Tschernobyl und in Weißrussland gelten niedrigere Grenzwerte als für die EU. Das bedeutet, dass Lebensmittel die zu belastet für die ansässige Bevölkerung sind, einfach in EU-Länder exportiert werden können. Ferner existiert in der EU auch eine Art Notfallplan für den Katastrophenfall. Diesem zu Folge erhöhen sich die Grenzwerte für Lebensmittel weiter, sobald im europäischen Raum ein radioaktives Unglück verzeichnet wurde. Würden diese „Katastrophenwerte“ in Kraft treten, so dürfte Babynahrung im Vergleich zur strengeren „Japan-Regelung“ 8 mal höher belastet sein, Milchprodukte 20 mal und die restlichen Lebensmittel 12,5 mal so hoch. Für die Foodwatch ist eine derartige Regelung unhaltbar, weshalb man in jüngster Vergangenheit auch reagierte.

Beschwerde-Aktion der Verbraucherschützer

Im Sinne der Verbraucher hat die Foodwatch die zuständige Europäische Kommission dazu aufgefordert, die Strahlenhöchstwerte für jede Herkunft und jeden Fall zu vereinheitlichen und so niedrig wie möglich zu halten. Die Werte sollten dabei mindestens auf das Niveau der japanischen Vorgaben vom 1. April 2012 herabgesetzt werden, sodass die Versorgung der Menschen mit unbelasteter Nahrung gewährleistet ist. Um der Forderung Nachdruck aus der Bevölkerung zu verleihen, startete die Foodwatch eine E-Mail-Aktion, an der sich jeder beteiligen und seine Beschwerde an die Europäische Kommission einreichen kann. Bereits gut 17.500 Bürger haben sich bisher an der Aktion beteiligt. Wenn auch Sie sich beteiligen und ein Ende des Höchstgrenzen-Chaos fordern möchten, können Sie dies hier tun:

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.