Ein so verführerisch duftender Joghurt mit künstlichem Erdbeeraroma darf sich sogar Fruchtjoghurt nennen, obwohl er nicht eine einzige Erdbeere – geschweige denn ihre Vielfalt an Aromen – enthält.
Warum Designfrüchte echtem Obst im Joghurt den Rang ablaufen
Der bei Verbrauchern beliebte Fruchtjoghurt stellt die Lebensmittelindustrie vor ein Problem, denn: Druckempfindliche Fruchtsorten wie Beeren kapitulieren vor der rabiaten maschinellen Verarbeitung.
Also arbeitet man in den Laboren der Nahrungsmittelkonzerne fleißig daran, der Natur bezüglich ihrer Robustheit auf die Sprünge zu helfen. Algenhaltige Gelees, Farb- und Geschmacksstoffen lassen die Früchte bissfester werden.
Reicht das nicht, kommen Cranberries zum Einsatz. Die robusten Allround-Beeren machen Erdbeeren, Himbeeren oder Kirschen mittlerweile immer häufiger den Platz im Joghurt streitig.
Der Geschmacksunterschied wird durch Zugabe von Aromastoffen getilgt und was die Optik betrifft – wer würde mit bloßem Auge schon feststellen können, um was genau es sich bei dem roten, nach Erdbeere schmeckenden Fruchtstückchen handelt?
Wie bekommt der Joghurt eigentlich seine appetitliche Farbe?
Bei einem Himbeer- oder Erdbeerjoghurt, der im schönsten Roséton leuchtet, wird der Fruchtanteil recht hoch sein, vermutet man als essender Laie. Doch das ist ein Trugschluss.
Leider lässt sich anhand der Farbgebung kein Rückschluss darauf ziehen, wie viel Frucht denn nun im Joghurt steckt. Getrickst wird nicht nur mit den Früchten, sondern auch mit farbgebenden Zutaten wie Extrakten aus Roter Beete.
Die hat als Gemüse im Fruchtjoghurt zwar eigentlich nichts zu suchen, muss jedoch nicht als Farbstoff deklariert werden, da es sich bei Roter Beete ebenfalls um ein Lebensmittel handelt. Und so kann ein Erdbeerjoghurt, der gerade einmal die Menge eine viertel Erdbeere enthält, in erdbeerigster roter Farbe leuchten.
Fruchtzubereitung und Fruchtaroma – wie viel Frucht steckt im Joghurt
Die Deklaration „mit Früchten“ steht für den höchsten Fruchtanteil. Allerdings genügt ein Fruchtanteil von sechs Prozent, um diese Etikettierung tragen zu dürfen. Der Joghurt mit „Fruchtzubereitung“ darf sich bereits ab einem Fruchtgehalt von 3,5 Prozent so nennen. Und ist lediglich von „Fruchtaroma“ die Rede, deutet das darauf hin, dass überhaupt keine Früchte im Joghurt stecken.
Wer wirklich Wert auf einen hohen Fruchtanteil legt, sollte also seinen Naturjoghurt einfach selbst mit frischen Früchten verfeinern. Dazu noch ein wenig Zucker oder Honig und fertig ist ein Fruchtjoghurt, der seinem Namen alle Ehre macht.
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