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Mangelernährung:

Experten warnen vor Untergewicht bei Kindern

Obwohl Übergewicht bei Kindern auch ein aktuelles Problem ist, wächst inzwischen die Zahl der untergewichtigen Kinder unbemerkt an.

Kinder die unter Untergwicht leiden, stehen nicht so sehr im Focus der Medizin.

Bislang hat sich die Medizin mehrheitlich um Kinder mit Übergewicht gesorgt. Eine neue Studie aus England zeigt aber, dass Untergewicht bei Kindern häufiger vorkommt, als man denkt. Bild: ©: fotolia.de

Das Problem von untergewichtigen Schulkindern wird inzwischen leicht übersehen, weil Ärzte häufig nur noch auf die Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas fixiert sind. Zu diesem Schluss kommt eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Essex, die ihre Studienergebnisse auf dem europäischen Obesitas-Kongress präsentierten. Die Wissenschaftler haben 10.000 Kinder untersucht im Alter zwischen neun und 16 Jahren und stellten fest, dass eins von siebzehn Kindern zu dünn war.

Untergewicht schädlicher als Übergewicht

Dr. Gavin Sandercock sagt, dass zu wenig zu wiegen schädlicher für die Gesundheit ist als zu viel zu wiegen. Er warnt davor, dass die Gesellschaft sich nur noch ausschließlich auf Adipositas konzentriert. Das Forschungsteam untersuchte beinahe 10.000 Kinder von neun bis 16 Jahren im Osten von England. Größe, Gewicht, Alter und Geschlecht der Schüler wurde zugrunde gelegt, um herauszufinden, wie viele Kinder zu dünn waren. Das Ergebnis: sechs Prozent aller Kinder waren untergewichtig, Mädchen häufiger (6,4 Prozent) als Jungen (5,5 Prozent). Große Unterschiede gab es zwischen den ethnischen Gruppen. Kinder mit asiatischem Hintergrund waren mit 8,7 Prozent am häufigsten untergewichtig. Untergewicht gilt als harmlos und wenig gesundheitsschädlich. Doch ein zu niedriges Körpergewicht kann zu einem Mangel an Energie, Antriebslosigkeit, einem schwachen Immunsystem, einem verzögerten Zyklus oder sogar zum Ausbleiben der Menstruation führen.

Vergessenes Problem?

Das Problem untergewichtiger Kinder scheint in Großbritannien mehr vorzukommen als bisher angenommen, sagen die Wissenschaftler. Die Angst fettleibig zu werden, steigende Lebensmittelpreise, schlechte Ernährung und ein Mangel an Muskelmasse durch wenig Bewegung und Sport können allesamt eine Rolle spielen. »Tatsache ist, dass Großbritannien besessen ist von Übergewicht und Obesitas, doch es ist inzwischen anerkannt, dass Untergewicht eine viel größere Gefahr für die Gesundheit darstellen kann.«

Dr. Sandercock sagt, dass die Aufmerksamkeit sich viel zu sehr auf die Bekämpfung von Obesitas gerichtet hat, und warnt davor, dass untergewichtige Kinder einfach »übersehen« werden. Er fordert ein besseres Training für praktische Ärzte, um das Problem rechtzeitig zu erkennen und neue Wege, um Eltern zu unterstützen.

Mangel an Wissen bei den Ärzten

Forschungsergebnisse, die zu Beginn des Jahres veröffentlicht wurden, zeigten bereits, dass Ärzte die Problematik übersehen. Akademiker vom »University College« in London befragten Kinderärzte in 177 Krankenhäusern in England und Wales und stellten Wissenslücken hinsichtlich der Warnsignale bei kindlichem Untergewicht fest.

Dr. Hilary Cass, Präsidentin des »Royal College of Paediatrics and Child Health« sagt: »Ernährungsbedingte Probleme bei Kindern sind nicht ungewöhnlich und es ist gut dokumentiert, dass kindliche Obesitas weit verbreitet ist in der britischen Bevölkerung. Natürlich müssen wir auch die Tatsache ernst nehmen, dass einige Kinder unterernährt sind oder mit Essstörungen kämpfen.«

Das »Royal College« hat Entwicklungstabellen für Kinder zwischen zwei und 18 Jahren erarbeitet, die Ärzten helfen sollen, eventuelle Probleme zu erkennen. Dr. Cass erklärt: »Wenn Kinder schwer untergewichtig sind, ist die Ursache oft eine zugrundeliegende Krankheit, für die eine spezifische medizinische Behandlung nötig ist. Für die Mehrheit der Fälle gilt: Wenn wir unsere Kinder dazu bewegen können, gesunde und nahrhafte Lebensmittel zu essen, auszuwählen und letztlich auch zu kochen, haben wir eine deutlich bessere Chance allen möglichen ernährungsbedingten Problemen vorzubeugen, egal ob es um Unter- oder Übergewicht geht.«

Quelle: Lee D Hudson, Charlotte Cumby, Robert E Klaber, Dasha E Nicholls, Paul J Winyard, Russell M Viner: Low levels of knowledge on the assessment of underweight in children and adolescents among middle-grade doctors in England and Wales, Arch Dis Child archdischild-2012-303357Published Online First: 31 January 2013 doi:10.1136/archdischild-2012-303357

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.