Wenn erhöhte Werte in unseren Lebensmitteln nachgewiesen werden, klingeln alle Alarmglocken: Der Chemieunfall in Seveso 1976, bei dem hochgiftiges Dioxin freigesetzt wurde, ist uns noch in guter Erinnerung. Aber ist die Aufregung berechtigt? Welche Bedrohung besteht wirklich?
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Ob es nun Absicht war oder schlicht Schlamperei, müssen Polizei und Staatsanwaltschaft klären, fest steht, dass ein Hersteller von Futtermitteln bei der Produktion Fettsäuren verwendet hat, die in unserer Nahrungskette nichts zu suchen haben, sondern ausschließlich für technische Zwecke bestimmt sind. Höfe und Mastbetriebe, die mit dem infrage kommenden Futter beliefert wurden, wurden vorsorglich geschlossen, bis eine eventuelle Kontamination geklärt ist. Es ist nicht der erste derartige Fall, Dioxinfunde wurden schon häufiger gemeldet und führten zum Beispiel 1999 zu einem EU-weiten Verkaufsverbot für Eier und Geflügel aus Belgien.
Woher kommt das Dioxin?
Niemand stellt Dioxin bewusst her, es ist ein nicht zu vermeidendes Abfallprodukt von chemischen Prozessen, beispielsweise bei der Metallherstellung, bei der Müllverbrennung oder wenn Papier unter hohen Temperaturen mit Chlor gebleicht wird. Aktivkohlefilter in den Betrieben sollen die Emission der schädlichen Stoffe in die Luft verhindern. Aber in unserer Umwelt, in unseren Böden, dem Wasser, Pflanzen und Tieren finden sich trotzdem diese Gifte und lassen sich auch bereits in Erdschichten nachweisen, die Millionen Jahre alt sind. Verursacher sind natürliche „Hochöfen“, nämlich Vulkanaktivitäten oder große Waldbrände. Hierbei werden große Mengen an Dioxin freigesetzt und verteilen sich großflächig. Auch im Zigarettenrauch ist Dioxin enthalten!
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Hartnäckige Ablagerungen
Es ist also nicht möglich, eine Dioxinaufnahme völlig zu verhindern, wir können nur versuchen, sie so gering wie möglich zu halten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Aufnahmegrenzwert von vier Pikogramm täglich, also ein billionstel Gramm, pro Kilogramm Gewicht, die vorgeschriebenen Grenzwerte in der EU liegen deutlich darunter. Dioxine lagern sich in Fettgewebe und vor allem der Leber ab und führten in erhöhten Dosen über längere Zeit in Tierversuchen zu Störungen des Immunsystems und des Stoffwechsels, zu Erkrankungen von Haut, Atemwegen und Hormonsystem und wirkten auch krebserregend.
Vorsicht, aber keine Panik!
Fachleute warnen aber davor, in Panik auszubrechen. Die verseuchten Produkte müssten schon über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um Beschwerden auszulösen. Die Gefahr darf natürlich nicht verharmlost werden und man tut gut daran, die Überwachungsmethoden zu überdenken, aber es mutet doch irgendwie seltsam an, dass nun auf einmal der Verzehr von Eiern aus Freilandhaltung als unbedenklich empfohlen wird. Gerade in diesen Eiern wurden schon mehrfach erhöhte Dioxinwerte nachgewiesen, da die Hühner draußen die aus den Emissionen resultierenden Dioxinrückstände mit ihrer Nahrung aufpicken!
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