Es ist der beliebteste Tipp gegen Sommerhitze: Viel trinken. Doch viele Erfrischungsgetränke im Kühlregal sind von den Kalorien her eher Mahlzeiten als Flüssigkeitslieferanten. Besser ist Wasser – wenn man das richtige wählt. Eine kleine Trinkkunde.
Wie viel sollte man im Sommer trinken?
Um bei sommerlichen Temperaturen nicht zu überhitzen, läuft das menschliche Kühlsystem auf Hochtouren. Schweiß verdunstet auf der Haut und kühlt so den Körper. „Zusätzlich geht über den Atem und den Urin Wasser verloren. Alles zusammen sind das an heißen Sommertagen gut zwei Liter am Tag“, sagt Günter Wagner, Ernährungswissenschaftler am Institut für Sporternährung in Bad Nauheim. Da der Körper ständig Wasser für Blut, Organe, Gehirnzellen und Muskeln braucht, empfiehlt Wagner 2,5 bis 3 Liter pro Tag zu trinken. Bei kühlen Temperaturen reicht ein Liter weniger. Für Sportler dagegen steigt die Menge: Pro Kilokalorie, die verbraucht wird, bedarf es etwa einen Milliliter Flüssigkeit. „Ein Fahrer bei der Tour de France verbraucht auf einer Bergetappe etwa 9000 Kilokalorien, er sollte also rund 9 Liter trinken“, sagt Wagner.
Was passiert, wenn man zu wenig trinkt?
Blut besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Bekommt der Körper zu wenig Flüssigkeit, wird da Blut dickflüssiger und kann die Körperzellen nicht mehr so gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, die Leistungsfähigkeit sinkt. „Das passiert nicht nur beim Joggen, sondern auch am Schreibtisch oder in der Schule“, sagt Ernährungswissenschaftler Wagner und erzählt von einem Experiment: Er setzte drei Studenten-Gruppen in die Sauna und ließ sie danach Denkaufgaben lösen. Die Gruppe, die während des Saunagangs trinken durfte, schnitt bei den Aufgaben um 33 Prozent besser ab. Die zweite Gruppe ohne Wasser konnte sich deutlich schlechter konzentrieren, verarbeitete die Informationen langsamer, auch die Merkfähigkeit ließ nach. Die dritte Gruppe durfte zwei Stunden nach der Sauna trinken und dann die Aufgaben lösen. Sie schnitten immer noch um 19 Prozent schlechter ab, als diejenigen, die regelmäßig in der Sauna trinken durften. „Anders als beim Essen kann der Körper Flüssigkeit nicht gut speichern. Deshalb sollte man lieber über den Tag verteilt ständig an Getränken nippen, statt abends zwei Liter auf einmal hinunter zu kippen.“
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Was trinkt man am besten?
Eistee, Fruchtbuttermilch, Cola und Kaffeegetränke gibt es schön gekühlt im Supermarkt. Der Flüssigkeitsbedarf des Körpers lässt sich damit aber nicht stillen, enthalten sie doch so viele Kalorien und vor allem Zucker, dass sie in größerer Menge eine Mahlzeit ersetzen könnten. „Auch Milch ist kein Getränk, sondern ein Nahrungsmittel“, sagt Wagner. Wasser hingegen ist nicht nur kalorienfrei, es enthält zudem wichtige Mineralstoffe, die der Körper im Sommer vermehrt braucht, weil sie ausgeschwitzt werden. Ein gutes Mineralwasser sollte 200 Milligramm Kalzium, 100 Milligramm Magnesium und 80 Milligramm Natrium auf den Liter enthalten, sagt Wagner. Leitungswasser enthält zwar weniger Mineralstoffe, ist ansonsten wegen der guten Qualität in Deutschland aber bestens zum Trinken geeignet. Allerdings sollten Verbraucher darauf achten, dass Rohre, Hahnen und Strahlregler regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden, denn sie sind Wagner zufolge gute Quellen für Keime.
Gibt es keine Alternative zu Wasser?
Doch, wem Wasser pur auf Dauer zu fad schmeckt, dem empfiehlt Günter Wagner Mineralwasser mit Fruchtgeschmack, selbst gemischte Saftschorle mit mindestens 60 Prozent Wasser (fertig gemischte Produkte enthalten bis zu 60 Prozent Saft), alkoholfreies Bier oder Kefir. Das optimale Sommergetränk für den Arbeitsplatz aber ist seiner Meinung nach bislang noch nicht erfunden worden, müsste es doch neben Wasser und Koffein etwas Zucker und Mineralstoffe enthalten. „Ich trinke deshalb Mineralwasser zum Kaffee und esse danach ein Stück Obst.“
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