Und so traten allerhand schwer- bis unverdauliche Lebensmittel ihren Weg in die Mägen und Verdauungstrakte an, um dort für ein energetisch vernachlässigbares Sättigungspotenzial und für ein beachtliches Stuhlvolumen zu sorgen. All das geschah im Namen der Gesundheit im Allgemeinen und im Dienste der Schlankheit im Besonderen. Leider hat es sich inzwischen herausgestellt, dass dabei alle Leute, die „schwer in Ordnung“ sind, einen dicken Fehler gemacht haben. Denn Ballaststoffe wurden jetzt als (un)heimliche Dickmacher entlarvt; als schwere Bären, die man sämtlichen Abnehmwilligen aufgebunden hat. Doch warum geht der Schuss mit den Ballaststoffen tatsächlich nach hinten los, wenn man Übergewicht reduzieren will? Und wozu sind Ballaststoffe auf dem Speiseplan dann eigentlich noch gut?
Mythos Ballaststoff
Als Ballaststoffe werden jene essbaren, aber im Darm nicht weiter verwertbaren Nahrungsmittel bezeichnet, die den Verdauungstrakt mehr oder weniger genau so verlassen, wie sie ihn betreten haben. Da die Ballaststoffe nicht verstoffwechselt werden, kann man sie in der Kalorienbilanz unberücksichtigt lassen. So wird der Magen voll, der Mensch satt, und die Fettspeicher werden trotzdem leer geräumt. So weit das Märchen vom verschlankenden Füllstoff.
In der Realität wird aus diesem Mythos leider ein ziemlich dicker Hund. Und das aus zwei gewichtigen Gründen:
1) Was wirklich ein Ballaststoff ist, entscheidet nicht etwa der Ernährungsberater, sondern der Mensch, der diese Nahrung zu sich nimmt. Genauer gesagt entscheidet die bestehende Darmflora darüber, was verdaut und aufgeschlossen werden kann, und was nicht. So kann es gut sein, dass die verzehrten Salatblätter bei Herrn Müller unangetastet durchgewunken werden, während die Darmbakterien von Frau Maier es gelernt haben, Zellulose zu knacken, wodurch das Grünzeug zur Kalorienbombe mutiert.
2) Wenn man sich nicht gerade die pure Speiseweizenkleie reinzieht (und das kann wirklich kein Mensch), dann ist ganz nüchtern festzustellen, dass von Natur aus ballaststoffreiche Lebensmittel oft auch jede Menge Kalorien mitbringen. So sind zum Beispiel die meisten Obstsorten gleichzeitig auch die besten „Zuckerstreuer“, und Vollkornbrot mit seiner beachtlich hohen Energiedichte kommt ebenfalls als ausgesprochen schwere Kost daher. Dazu gesellen sich dann noch die Fallstricke der kulinarischen Verfeinerung. Denn auch zum grünsten Salat gehört eine gehaltvolle Sauce, damit es schmeckt. Und trocken Brot wird man sich auch nicht unbedingt antun wollen. Da wird ein bewusst ballaststoffreicher Speisezettel schnell zum unbewussten Mastplan. So weiß es zumindest Prof. Volker Schusdziarra sehr anschaulich zu berichten und zu belegen.
Wozu soll man denn dann überhaupt noch Ballaststoffe zu sich nehmen?
Jedenfalls nicht zum Abnehmen, wie man heute weiß. Doch in die Nutzlos-Abteilung muss man Ballaststoffe auch nicht unbedingt verbannen. Denn Ballaststoffe sind, sofern sich die jeweiligen Darmbakterien der Definition anschließen, hervorragende Darmfüller und Wasserspeicher, die die Peristaltik sanft unterstützen, und einen schonenden Teil zur natürlichen Darmreinigung beitragen. Dabei wirkt sich beispielsweise das Pektin aus frischen Äpfeln höchst segensreich auf die Darmschleimhaut aus, während Schrotbrot & Co. das Herz in Schutz nehmen. Davon wird man zwar nicht schlank, bleibt aber (darm)gesund.
Ballast abwerfen mit Ballaststoffen? Leider eine Lügengeschichte.
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