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Küchengewürz:

Der gemeine Wacholder – ist so gar nicht gemein!

Bereits in altgermanischer Zeit war Wacholder weit verbreitet. Zahlreiche Legenden ranken sich um dieses immergrüne Nadelholzgewächs.

Wacholder: Mit Wacholderbeeren kann man würzen und heilen.

Wacholderbeeren: Wacholder kann nicht nur Essen würzen, es hat auch heilsame Kräfte. Bild: © fotolia.de

So soll der Wacholder beispielsweise vor neidischen Nachbarn schützen, wenn man beim Hausbau einen Wacholderstock in die Grundfesten legt. Räucherungen mit Wacholder galten im dunklen Mittelalter als Schutz vor allem Übel, allen voran vor Hexen und dem Teufel. Aber auch bei Seuchen sollen Wacholder-Räucherungen hilfreich gewesen sein. Heute weiß man, dass Wacholder wenn auch nicht den Teufel, dann doch zumindest viele Krankheitskeime das Fürchten lehrt.

Der gemeine Wacholder, botanisch Juniperus communis genannt, gehört der Familie der Zypressengewächse an und kommt vorwiegend – je nach Gattung – auf der nördlichen Erdhalbkugel vor. In Baum- oder Strauchform bevorzugt er trockene Böden, beispielsweise in der Halbwüste oder Steppe und Heideland. Der Wacholderstrauch steht auf der Roten Liste und ist geschützt.

Wacholder als Küchengewürz

Die blauschwarzen Wacholderbeeren – genauer gesagt handelt es sich um Beerenzapfen und keine echte Beeren – sind in rohem Zustand leicht giftig und können zu Reizungen führen. Sie haben einen leicht süßlichen und zugleich harzig-bitteren, tannenartigen Geschmack.

Die getrockneten Wacholderbeeren verwendet man in der Küche leicht zerdrückt (so entfaltet sich das Aroma besser), zum Beispiel als Gewürz für Sauerkraut, in der Beize von Wildgerichten, zu deftigen Fleischragouts, bei denen er die Verdauung fördern soll und als Räucherzutat, die so köstliche Produkte wie Wacholderschinken hervorbringt.

Aber auch in flüssiger Form wird Wacholder gern getrunken: Schon um 1600 kannte man den Wacholderschnaps ‚Genever’, aber auch der Gin und der Steinhäger verdanken ihr Aroma teilweise den Wacholderbeeren.

Wer nicht auf die Beeren beißen mag, kann sich auch ein Wacholderöl ansetzen: Einfach eine Handvoll Beeren in eine Halbliterflasche mit weiter Öffnung geben, mit neutralem Öl oder Olivenöl auffüllen und einige Wochen stehen lassen. Probieren Sie einfach zwischendurch, ob der Geschmack intensiv genug ist – wenn ja, seihen Sie das Öl von den Beeren ab.

Wacholder für die Hausapotheke

Die Beeren beinhalten Pinen, Limonen, Terpinen, Flavonoide, Catechingerbstoffe, Proanthocyanidine, Invertzucker und ätherisches Öl. Die nierenanregende Wirkung des Wacholders wird dem Terpinen-4-ol zugeschrieben. Das enthaltene ätherische Öl regt die Durchblutung, den Stoffwechsel und die Verdauung an und wirkt entspannend auf die Muskulatur.

Verwendet werden nicht nur die Beeren, sondern auch die Nadeln und die Rinde. Ein Tee aus den jungen Blättern, beziehungsweise den Nadeln, ergibt einen milden Blutreinigungs-Tee. Und kocht man Blätter und Rinde, so kann man diese Abkochung  für Einreibungen und für Voll- oder Teilbäder verwenden.

Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat Wacholder seinen Platz. Die thermische Wirkung ist warm, die zugeordneten Organe sind Blase, Dickdarm, Gebärmutter, Magen und Nieren. Wacholder-Tee wirkt entwässernd und eignet sich besonders gut bei diversen Stoffwechselerkrankungen, bei Gicht, Rheuma und Ekzemen.

Schwangere sollten jedoch keinen Wacholder zu sich nehmen, auch das ätherische Wacholderöl sollte in diesem Fall gemieden werden, weil die enthaltenen Reizstoffe frühzeitig Wehen auslösen können

Bereits vor Jahrtausenden verwendete Hippokrates Wacholder zur Behandlung von Wunden. Und im Mittelalter, als zahlreiche Seuchen die Menschen heimsuchten, war man sich der positiven Wirkung ebenfalls bewusst: „Vor dem Holunder zieh’ den Hut, vor dem Wacholder geh’ in die Knie“ hat Hildegard von Bingen einmal gesagt. Sie kannte die Wirkung des Wacholders sehr gut und wandte ihn auch bei Lungenkrankheiten an.

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