Mit „Darmflora“ bezeichnet man jene Bakterienstämme, die im Verdauungstrakt dafür sorgen, dass die aufgenommene Nahrung dem Organismus bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden kann. Diese perfekte Symbiose funktioniert ohne Probleme, wenn die richtigen Partner zusammengefunden haben. Doch was passiert, wenn Darmbakterien, die Zellulose aufschließen können, irrtümlich in den Menschen gelangen? Dann wird der grüne Salat plötzlich zur gefährlichen Kalorienbombe, und aus Ballaststoffen werden Speckrollen. Das ist leider keine Science-Fiction – das ist das Werk der Firmicuten.
Bakterien sind die Bestimmer
Menschen vertrauen auf Kalorientabellen, wenn sie mit einer bilanzierenden Diät abnehmen wollen. Für figurbewusste Leute ist es dabei selbstverständlich, dass frische Gemüse und Salate sowie andere bekannte Ballaststoffe keinen nennenswerten Nährwert haben. Und darum sind diese sättigenden Magenfüller bei Liebhabern der schlanken Linie auch so beliebt. Tatsächlich bestimmt aber nicht der Mensch, sondern seine Darmflora, welchen Brennwert die verzehrten Lebensmittel liefern. Der einzige Grund, warum Salat & Co. für uns keine Kalorien haben, ist der, dass unsere Darmbakterien keine Zellulose spalten können. Bei Rindern sieht das schon ganz anders aus. Denn in deren Verdauungssystem leben Bakterien, die sich auf den Abbau von Zellulose spezialisiert haben. Darum können Rinder ein so stattliches Format bekommen, auch wenn sie nur grünes Gras fressen. Wenn man diese biologischen Zusammenhänge kennt, leuchtet es sehr schnell ein, welche fatalen Folgen die falschen Bakterien im falschen Darm haben können.
Fett durch Firmicuten
Firmicuten sind eine Form der Darmbakterien, die aus Ballaststoffen und Pflanzenfasern Zucker und Fettsäuren herstellen. Und damit verwandeln sie Weizenkleie und Blattsalat direkt in Hüftgold und Rettungsringe. Je höher der Anteil dieser Firmicuten in der gesamten menschlichen Darmflora ausfällt, desto eher kann also die karg anmutende Diätmahlzeit zu einer gefährlichen Fettfalle werden. Tatsächlich hat sich in klinischen Studien nachweisen lassen, dass die Darmflora übergewichtiger Menschen mit einem deutlich höheren Anteil von Firmicuten aufwartet. Da ist es kein Wunder, wenn man auch beim strengsten Salatfasten nach der vermeintlichen Hungerkur mehr wiegt als vorher.
Nieder mit den Firmicuten – aber wie?
Zunächst sollte der Arzt im Einzelfall mit einem Firmicuten Test abklären, ob sich mangelnde Diäterfolge wirklich mit einem erhöhten Firmicutenanteil erklären lassen könnten. Wenn dieser Schluss nahe liegt, kann eine gründliche Darmsanierung in Betracht gezogen werden. Wer jedoch vor diesem Schritt zunächst noch etwas weniger drastisches ausprobieren will, der sollte es für eine Weile mit einer möglichst ausgewogenen Ernährung versuchen. Denn es gibt ernstzunehmende Hinweise darauf, dass diese gesunde Art des Essens auch die fett fördernden Firmicuten langfristig in Schach zu halten vermag.
Traurig, aber wahr: Wer sich mit eisernem Willen wochenlang durch Gurkenscheiben, Möhren und Salatblätter gekämpft hat, hat sich womöglich selbst einen fatalen Bärendienst erwiesen. Und all das nur wegen ein paar fieser Firmicuten.
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