Äpfel gehören zu den kulinarischen Freuden des Herbstes. Und sie haben reichlich gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe zu bieten. Doch die Zahl der Apfelallergiker steigt. Ein Student der Hochschule OWL fand den Grund heraus.
Herbstzeit ist Apfelzeit. Und das Baumobst ist nicht nur lecker, sondern auch überaus gesund. Polyphenole wie Quercetin fangen freie Radikale ab und wirken so vorbeugend gegen Zellschäden, die für vorzeitige Alterung und Krebs verantwortlich sind. Enzyme zur Entgiftung des Körpers werden aktiviert und die Bildung von entzündungsauslösenden Botenstoffen wird reduziert. Die Apfelsäure kann Harnsäureansammlungen zerstören, die bei Gicht zur Kristallbildung in den Gelenken führt und dann schmerzhafte Entzündungen auslöst.
Der Ballaststoff Pektin normalisiert die Darmbewegungen, fördert eine geregelte Verdauung und senkt den Cholesterinspiegel. Und Äpfel sind natürlich reich an Vitaminen und Mineralstoffen, aber arm an Kalorien. Prima für Fitness und ein gesundes Körpergewicht. Und in einer Studie stellten kanadische Wissenschaftler fest, dass in der Apfelschale blutdrucksenkende Substanzen stecken, die genauso wirksam sind wie übliche ACE-Hemmer zur Behandlung von Bluthochdruck.
Äpfel – allergische Reaktionen nehmen zu
Ungefähr 17 Kilogramm Äpfel verspeist jeder Bundesbürger im Durchschnitt jährlich. Doch etwa zwei bis vier Millionen Menschen reagieren beim Biss in einen Apfel allergisch. Und die Tendenz zu allergischen Reaktionen beim Apfelkonsum steigt. Äpfel gehören daher zu den wichtigsten Trägern von Nahrungsmittelallergenen. Das Allergiepotenzial wird beeinflusst durch Reifegrad, Verarbeitung, Zubereitung und nicht zuletzt durch die Apfelsorte.
Unverträglichkeitsreaktionen treten vor allem bei neueren Apfelsorten auf, wohingegen alte Apfelsorten von Allergikern besonders gut vertragen werden. Thomas Bernert, ein Student der Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (HS-OWL), zeigte in seiner Bachelorarbeit den Grund für die zunehmenden Allergien. In neueren Apfelsorten wurden die Polyphenole, die sekundären Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung, reduziert. Doch diese Stoffgruppe macht die knackigen Früchte gerade so gut verträglich.
Polyphenol gegen Apfelallergen
Polyphenole machen das eigentliche Apfelallergen unschädlich und verhindern, dass die allergieauslösenden Eiweißsubstanzen vom Körper aufgenommen werden. Das ist zumindest die Schlussfolgerung von Professor Jürgen Zapp vom Institut für Lebensmitteltechnologie Nordrhein-Westfalen (ILT-NRW) an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Er hat die Bachelorarbeit von Thomas Bernert betreut. In Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Lemgo testete Thomas Bernert systematisch verschiedene Apfelsorten auf ihren Polyphenolgehalt. Die Apfelsorten, die von Allergikern als verträglich eingestuft wurden, enthielten deutlich mehr Polyphenole und zählen zu den traditionellen Sorten wie Roter Boskoop, Eifeler Rambur, Roter Eiserapfel und Goldparmäne. In neueren Züchtungen wie Jonagold, Granny Smith oder Braeburn wurden die Polyphenole größtenteils herausgezüchtet, um den säuerlichen Geschmack und das schnelle Braun werden nach dem Anschneiden zu vermeiden.
Datenbank zur Verträglichkeit von Apfelsorten
Die Lemgoer Ortsgruppe des BUND registriert seit einigen Jahren Meldungen zur Verträglichkeit oder Unverträglichkeit von Apfelsorten in einer frei zugänglichen Datenbank.
Die Forschungsergebnisse bezüglich des Polyphenolgehaltes in Äpfeln bestätigen weitgehend die Verträglichkeitsangaben in der Allergiedatenbank. Für Apfelallergiker ist diese Internetdatenbank also eine echte Hilfe bei der Auswahl verträglicher Apfelsorten.
Deshalb soll die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und dem BUND Lemgo weitergeführt werden. Zukünftig will die Kooperation beispielsweise den Einfluss der Lagerdauer auf den Polyphenolgehalt von Äpfeln untersuchen.
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