Sie setzte sich für die Verwendung frischer und lokaler Zutaten ein, als moderne Ernährungsgurus wie Jamie Oliver oder Tim Mälzer noch in den Windeln steckten. Und sie kämpfte schon 1971 für die Verwendung von Bio-Lebensmitteln, als es weder ein besonders ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein, noch einen Bio-Boom gab.
Waters, die als Begründerin der „Kalifornischen Küche“ gilt, wird in ihrer Heimat mit zahlreichen positiven Superlativen bedacht.
Alice Waters: Köchin auf dem grünen Sockel
Für die „New York Times“ ist sie eine Hohepriesterin der Ernährung, für das „Gourmet Magazin“ eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der US-Küche. Sie gilt als „Grüne Göttin“ und wird als die „First Lady der Biokost“ verehrt.
Folgerichtig inspirierte sie eine andere First Lady – nämlich Michelle Obama – zum bewussten Genuss. Wohl wissend um die Vorbildfunktion legte die First Lady des Weißen Hauses auf das Betreiben von Waters hin einen so genannten „Victory Garden“ (zu deutsch „Siegesgarten“) an.
Der so benannte Garten dient der Selbstversorgung und war früher in den USA weit verbreitet, ehe er nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geriet. Ironischerweise schossen einige Jahre nach dem Untergang der Selbstversorgergärten die ersten Fast-Food-Ketten aus dem Boden.
Essbare Schulgärten – das Herzensprojekt der „Grünen Göttin“
Gärten liegen der Bio-Kost-Pionierin so sehr am Herzen, dass sie in Kalifornien ein Schulgartenprojekt initiierte. Die Schulen sind der Ort, an dem die meisten Kinder erreicht werden können. Und wer hier an eine bewusste Ernährung herangeführt wird, lernt tatsächlich fürs Leben.
In den „Essbaren Schulgärten“ lernen die Kinder das kennen, was im Supermarkt-Zeitalter bei vielen Menschen gerade in Amerika völlig in Vergessenheit geraten ist: den natürlichen Rhythmus und natürliche, unverarbeitet Lebensmittel.
Wie wird gesät und geerntet? Wie sehen frische, naturbelassene Lebensmittel überhaupt aus und wie werden sie verarbeitet? Das Zubereiten der frischen Mahlzeiten erfolgt gemeinsam, verspeist werden sie anschließend in großer Runde. Schule mit Mehrwert und Nährwert.
Autodidaktin, Autorin, Vizepräsidentin – eine Powerfrau der ersten Stunde
Auch sonst ist Alice Waters sehr umtriebig. Sie ist die Vizepräsidentin der Vereinigung Slow Food International, Autorin mehrerer Kochbücher und natürlich besitzt sie auch ein eigenes Restaurant: das Chez Panisse in Berkeley, Kalifornien – gegründet im Jahr 1972, mit gerade einmal 27 Jahren.
Waters reiht sich in den Kreis der kulinarischen Autodidakten ein, denn sie ist eigentlich Kulturwissenschaftlerin. Das Konzept im Chez Panisse dürfte verwöhnte Gaumen irritieren. Offeriert wird den Gästen lediglich ein Menü. Das ist allerdings feldfrisch zubereitet und aus besten Zutaten.
Alice Waters ist sich sehr wohl bewusst, dass sie gelegentlich sehr wohl genervte Blicke für ihr Engagement erntet – die Liebe zu gutem und gesunden Essen ist allerdings so gewaltig, dass sie sich davon nicht irritieren lässt.
Fotos: © ProComKelly
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