In Diskussionen um eine gute und gesunde Ernährung werden überwiegend das Übergewicht und seine schädlichen Folgen für die Gesundheit fokussiert. Doch auch eine Mangelernährung wirkt sich negativ auf den Organismus aus, wobei besonders ältere Menschen von diesem Problem betroffen sind. Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) waren 23,6% von 1.252 untersuchten älteren Patienten mangelernährt, ganze 58,7% waren akut gefährdet. Nur 17,7% der durchschnittlich 80 Jahre alten Patienten wiesen eine gute und vor allem ausreichende Ernährung auf.
Mangelernährung kann dramatische Folgen haben
Wie die Untersuchung zeigt, ist die Mangelernährung keine Randerscheinung, sondern durchaus ein Problem, das bislang deutlich unterschätzt wurde. Dabei können die Folgen eines Nährstoffmangels schwerwiegende Folgen haben. Das Immunsystem wird geschwächt, die Muskelkraft wird vermindert und die Betroffenen sind insgesamt krankheitsanfälliger. Zudem tritt bei einer Mangelernährung vermehrt Müdigkeit auf, die geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab und auch der Antrieb, sowie die Lebensfreude leiden unter dem Nährstoffdefizit. In letzter Konsequenz wird auch die Regenerationsfähigkeit des Körpers herabgesetzt und das Risiko an akuten Krankheiten zu sterben erhöht sich.
Ab wann kann man von einer Mangelernährung sprechen?
Der Body-Mass-Index, kurz BMI, kann einen ersten Hinweis auf eine Mangelernährung geben. Ist der Wert des BMI unter 20 angesiedelt, so ist dies bereits ein Anzeichen für eine mangelnde Ernährung. Der Wert alleine reicht jedoch noch nicht aus, da bei vielen untersuchten, mangelernährten Patienten kein auffälliger BMI-Wert festzustellen war. Entsprechend geben die Ernährungsexperten sechs Fragestellungen an die Hand, die ebenfalls auf einen Mangel von Nährstoffen hinweisen können. Die Beantwortung der Fragen soll in einem Screening vom behandelnden Arzt durchgeführt werden, was unterm Strich kaum fünf Minuten dauert. Geklärt werden soll dabei, ob es einen Gewichtsverlust in den letzten Monaten gab, wie mobil der Patient noch ist, wie es sich mit der selbständigen Nahrungsaufnahme verhält, wie viele Hauptmahlzeiten eingenommen werden und ob für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gesorgt ist. Abgerundet werden die Fragen durch eine subjektive Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes. Obwohl der Nutzen solcher frühzeitigen Screenings bereits seit Jahren bekannt ist, werden sie von nur etwa 40% der geriatrischen Kliniken in Deutschland umgesetzt. Hier besteht also durchaus noch Handlungsbedarf, um künftig einer Mangelernährung so gut wie möglich vorzubeugen.
Die Ursachen frühzeitig erkennen
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Auch wenn die Ursachen für eine Mangelernährung vielfältig sein können, so gibt es einige Faktoren, die auffällig oft auftreten. Ältere Menschen haben häufig weniger Hunger und sind schneller satt. Des Weiteren treten bei rund 50% der älteren Patienten Geruchs- und Geschmacksstörungen auf, die den Genuss des Essens schmälern und aufgrund dessen einige Mahlzeiten einfach ausgelassen werden. Auch Kau- und Schluckbeschwerden sind eine vielbeobachtete Ursache, warum das Essen auf dem Teller unberührt bleibt und im Mülleimer landet, anstatt wie vorgesehen im Magen. Ferner können sich auch Nebenwirkungen von Medikamenten, wie beispielsweise Mundtrockenheit oder Übelkeit, sowie die Folgen einer Erkrankung und die Nachwirkungen einer Operation negativ auf die Nahrungsaufnahme der Patienten auswirken. Professor Dr. Ralf-Joachim Schulz betont in diesem Zuge aber auch die psychosozialen Faktoren, die nicht zu unterschätzen sind: „Ein häufiger Grund ist Einsamkeit. Allein zu kochen und zu essen macht den Betreffenden keine Freude, deshalb verringern sie ihre Mahlzeiten nach und nach immer mehr“. Besonders in solchen Fällen ist es wichtig, dass auch die Familie ein besonders Auge auf die Ernährung der Patienten wirft.
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