Mythen in der Ernährung machen immer wieder die Runde und zum Leid der Experten setzen diese sich im Bewusstsein der Menschen oftmals fest. Um ein wenig mit solchen Mythen vorwiegend um die Lebensmittelallergien aufzuräumen, hat das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. zehn Thesen aufgegriffen und fachlich bewertet.
Mythos 1 – Fast jeder hat Lebensmittelallergien
In einer Berliner Studie gaben rund 60% der befragten Personen an, unter einer Lebensmittelallergie zu leiden. Die folgende Untersuchung zeigte, dass lediglich 4% dieser Personen tatsächlich unter einer Allergie gegenüber unterschiedlichen Lebensmitteln litten. Unterm Strich waren es sogar nur 3,5%, die ernsthafte Reaktionen auf die Lebensmittelallergene zeigten. Experten geben hierbei zu bedenken, dass es sich nicht bei jeder Unverträglichkeit um eine Allergie handeln muss. Die Lebensmittel, die rund 83% der allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittel ausmachen sind Nüsse, Eier, Kuhmilch, Soja, Fisch, Kiwi und Weizen. Man geht davon aus, dass unter den Kindern lediglich 4% bis 8% unter einer echten allergischen Überempfindlichkeit leiden, unter den Erwachsenen dann gerade einmal 1%-2%. Dieser Mythos ist also entkräftet und es lässt sich sagen, dass ausgesprochen wenige Menschen tatsächlich allergisch gegen Lebensmittel sind.
Mythos 2 – Lebensmittelallergien werden immer häufiger
In diversen Studien konnte kein signifikanter Anstieg unter den Lebensmittelallergien festgestellt werden. Lediglich die Anzahl an jungen Menschen, die allergisch auf Erdnüsse und deren Produkte, wie Erdnussbutter oder Erdnussflips, reagieren hat in den letzten Jahren zugenommen. Ein Anstieg bei den übrigen Personen- und Lebensmittelgruppen ist wissenschaftlich nicht nachzuweisen. Viele Kritiker sind der Meinung, dass insbesondere bei der Laktose oftmals vorschnell von einer Unverträglichkeit gesprochen wird und die mittlerweile scheinbar häufige Laktoseintoleranz wohl eher als Modeerscheinung zu werten sei. Also auch der zweite Mythos kann einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht standhalten.
Mythos 3 – Lebensmittelallergien bemerkt man selbst, der Arzt ist überflüssig
Soviel vorweg: Echte Allergien sind gefährlich und können lebensbedrohlich sein. Doch nur etwa ein Drittel der Menschen, die behaupten betroffen zu sein, suchen tatsächlich einen Arzt auf. Die anderen stellen sich meist selbst eine Diät zusammen, die aber möglicherweise vollkommen unnötig ist. Denn häufig haben Unverträglichkeitsreaktionen andere Ursachen. Entsprechend sollte eine echte Allergie auch von einem Allergologen untersucht und bestätigt werden, bevor man auf wichtige Grundnahrungsmittel wie Milch, Eier oder Getreide verzichtet und sich möglicherweise wichtige Nährstoffe umsonst entzieht. Wer also glaubt, allergisch auf irgendetwas zu sein, der sollte schleunigst zum Arzt und nicht auf eigene Faust einfach die Ernährung umstellen.
Mythos 4 – Man kann auch auf Wasser und Zucker allergisch reagieren
Die European Academy of Allergy and Clinical Immunology definiert die Lebensmittelallergie als Immunreaktion auf bestimmte Eiweiße oder Eiweißverbindungen in Nahrungsmitteln. Nun enthalten aber weder Zucker, noch Wasser Eiweiß, was eine allergische Reaktion darauf nicht möglich macht. Lediglich eine Unverträglichkeit gegen Fruktose, Sorbit oder Laktose in zuckerhaltigen oder Milchprodukten könnte zu Reaktionen führen. Auch Probleme mit Wasser könnten auf den Gehalt von Schwermetallen aus alten Leitungen hinweisen. Eine Allergie gegen Zucker und Wasser selbst gibt es jedoch nicht.
Mythos 5 – Wer einmal allergisch war, ist immer allergisch
Allergien können sich im Laufe des Lebens verändern, weil der Körper die Auslöser „vergessen“ kann. Häufig ist es gar so, dass beispielsweise eine Ei- oder Kuhmilchallergie im Kindesalter mit den Jahren verschwindet. Viele Mütter berichteten von ihren Kindern, die im Säuglingsalter allergisch auf Milchprodukte reagierten, später jedoch nicht mehr. Der umgekehrte Fall kann jedoch leider auch eintreffen, sodass man im Alter plötzlich auf Dinge reagiert, die man ein Leben lang gut vertragen hat. Zudem gibt es die sogenannten Kreuzallergien. Das bedeutet, dass jemand, der beispielsweise auf Birkenpollen reagiert auch auf rohes Obst oder Gemüse reagieren kann, da sich die enthaltenen Allergene stark ähneln. So kann eine Immunreaktion durch die Nahrungsmittel ausgelöst werden, obwohl grundsätzlich keine Allergie vorliegt.
Mythos 6 – Pollen gibt es nur im Frühling
Durch den Klimawandel in den letzten 30 Jahren hat sich die Pollensaison um etwa 10 bis 20 Tage verlängert. Dies zeigen Aufzeichnungen des Umweltbundesamtes und des Helmholtzzentrums München. Doch auch davon abgesehen, reicht ein Blick in den Saisonkalender für Pollen, um festzustellen, dass der Pollenflug von Januar, hier erblühen die Erlen, bis zum Oktober reicht, wo sich die Ambrosia und Gräser ihrer Samen entledigen. Entsprechend sind die Pollen nicht nur im Frühjahr ein Problem, sondern beinahe das ganze Jahr über.
Mythos 7 – Nahrungsmittel beeinflussen sich nicht gegenseitig
Einige halten das sogenannte Partysyndrom für Humbug, doch gibt es vor allem bei Festlichkeiten häufig Kombinationen von Lebensmitteln, die eine Reaktion begünstigten oder verstärken können. So kann beispielsweise die Erdbeerbowle in Verbindung mit dem Shrimpscocktail zu einer allergischen Reaktion führen, während beide Produkte einzeln keine Probleme verursachen müssen. Auch Käse und Rotwein, sowie Erdnüsse und Campari-Soda sind für ihre Wechselwirkungen bekannt. Für den Alkohol gilt übrigens generell, dass dieser die Symptome einer Allergie verstärken kann.
Kann man vom Kompostieren krank werden?
Heuschnupfen und Allergien: Die neuen Epidemien unserer Zeit?
Die vier häufigsten Nahrungsmittelintoleranzen
Histaminintoleranz – Ein Leben mit Histaminose
Mythos 8 – Lebensmittelzusätze verursachen Allergien
Zwar lässt sich über den Sinn und die Unbedenklichkeit vieler Nahrungsmittelzusätze streiten, doch existieren echte Allergien darauf nur extrem selten. Betroffen können zum Beispiel aber künstliche Farbstoffe sein, die zu allergischen Reaktionen führen. Da es sich hierbei aber auch nicht um Eiweiße handelt, spricht man von einer pseudo-allergischen Reaktion. Das heißt, dass zwar Symptome auftreten können, diese aber nicht zum allergischen Schock führen können. In Deutschland reagiert etwa 1 von 10.000 Personen überempfindlich auf Lebensmittelzusätze.
Mythos 9 – Glutamat verursacht Reaktionen
Das sogenannte China-Restaurant-Syndrom hat wohl fast jeder schon einmal gehört. Dabei sollen Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Ausschläge auftreten, nachdem Lebensmittel mit dem Geschmacksverstärker Glutamat verzehrt wurden. Zwar gibt es einerseits viele Fälle, die von derartigen Beschwerden berichten, auf der anderen Seite aber keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, die auf eine Allergie schließen lassen würden. Da das Glutamat aber auch ansonsten recht umstritten ist, ist dies wohl der einzige Mythos bisher, bei dem man sich in keine Richtung wirklich sicher ist. Im Zweifelsfalle sollte man auf den Zusatzstoff also lieber verzichten.
Mythos 10 – Gegen Lebensmittelallergien ist man machtlos
Eine Allergie kann natürlich ein Einschnitt in die Lebensqualität bedeuten, doch ist man nicht ganz machtlos ausgeliefert. Das wichtigste ist in jedem Falle einen Allergologen aufzusuchen und mit diesem zusammen den weiteren Verlauf zu besprechen. Eine mögliche Diät, sowie Medikamente zur Abschwächung der Symptome sind möglich und sorgen für eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände für Allergiker.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten