Unter all den bekannten Diätvorschlägen erfreuen sich jene einer besonders großen Beliebtheit, die ganz bestimmte Ernährungsbestandteile rigoros ausklammern. Das kann die Variante „Low Carb“ sein, die Kohlenhydrate konsequent vom Speiseplan verbannt, oder aber das „Low Fat“ Prinzip, das dem Fett ein striktes Hausverbot erteilt. Daneben gibt es auch noch die Vorstellung, dass besondere Lebensmittel als designierte „Fatburner“ genuin schlankmachen, während andere Speisen eher den Wunsch haben, als Rettungsringe auf den Hüften zu landen. Doch stimmt es tatsächlich, dass es für abnehmwillige Diätkandidaten ausgesprochene „Fettverbrennungs-Turbo“ Posten auf dem Einkaufszettel gibt? Spielt es wirklich eine Rolle, was man isst, wenn man abnehmen und schlank bleiben will? Die Wissenschaft meldet in dieser Sache jedenfalls begründete Zweifel an Diätkonzepten vom Typ „Selektive Verbote“ an.
Zuerst die gute Nachricht
Diäten, die ganz spezielle Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen gestreng des Tellers verweisen, sind auf Dauer genau so wirksam wie jene, die einfach nur völlig vorurteilsfrei und herkunftsunabhängig jede einzelne Kalorie zählen. Das heißt im Klartext: Wer wirklich abnehmen, aber dabei prinzipiell auf keine Speise verzichten will, der hat genau so gute (oder schlechte) Karten wie ein Atkins-Fan oder ein Kohlsuppenkasper. In einem Diätplan, bei dem man auf nichts verzichten muss, solange man eine individuell sinnvoll begründete Kalorienobergrenze nicht überschreitet, kann jeder Abnehmende nach seiner eigenen Facon selig werden. Das verspricht einen gewissen Genusserhalt trotz angepeiltem Gewichtsverlust – wenn man den Ergebnissen von Frank Sacks (Harvard School of Public Health, Boston) nebst wissenschaftlichem Forscherteam Glauben schenken möchte.
Wie kommen Herr Sacks und seine Kollegen auf dieses schmale Brett?
Im Rahmen eines groß angelegten Feldversuches wurden 811 Personen mit deutlichen Gewichtsproblemen per Zufall einer von vier Diätgruppen zugeordnet. Dabei wurde in den ersten drei Gruppen jeweils a) die Kohlehydratzufuhr, b) die Proteinzufuhr und c) die Fettzufuhr akribisch reglementiert. In der vierten Gruppe durften die Teilnehmer so ziemlich alles essen, was sie wollten, solange sie dadurch ihr Kalorienlimit nicht sprengten. Für alle Gruppen identisch war die für die Gesundheit notwendige Versorgung mit essenziellen Fettsäuren, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse. Ebenfalls in gleicher Höhe wurden die Kalorien-Latten angelegt. Dabei durften die Studienteilnehmer den „grünen Bereich“ zwischen 1200 und 2400 Kalorien pro Tag weder nach oben noch nach unten verlassen. Und damit auch die Bewegung nicht zu kurz kam, wurden die Versuchspersonen dazu ermuntert, mäßig, aber regelmäßig zu „sporteln“.
Nach sechs Monaten wurde erstmalig eine (Gewichts)Bilanz gezogen. Und siehe da: Die ehemaligen Pfundsmenschen hatten allesamt im Durchschnitt etwa sechs Kilo „geschmissen“, und zwar komplett unabhängig davon, in welche der vier Diätgruppen sie vom Zufall geweht worden sind.
Fazit
Das ständige Tüfteln an neumodischen Diätvariationen und die ewige Suche nach dem Fett fressenden Nahrungsmittel, dessen Verzehr allein die Pfunde schmelzen lässt, sind reine Zeitverschwendung. Stattdessen sollten die Ernährungswissenschaftler und Gesundheitsberater ihr Augenmerk lieber auf die Kalorienbilanz als eine solche richten. Oder anders gewendet: Das gute alte „F.d.H.“ ist immer noch die einfachste und beste Empfehlung für Leute, die abnehmen wollen. So sieht es zumindest Herr Sacks.
Ob ihm da wohl all jene, die auf ihren ganz eigenen Diätfavoriten schwören, so ohne Weiteres beipflichten würden?
Weiterführender Link zum Thema:
Frank M. Sacks et al.: Comparison of Weight-Loss Diets with Different Compositions of Fat, Protein, and Carbohydrates. The New England Journal of Medicine 2009; 360:859-873
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa0804748
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