Gelenkverschleiß oder Arthrose trifft uns vor allem im höheren Lebensalter beinahe alle. Wie stark die Beschwerden sind, ist bei jedem unterschiedlich. Mancher merkt kaum etwas vom zunehmenden Abbau der Gelenkknorpel, andere leiden schon in frühen Stadien unter quälenden Schmerzen. Vor allem Übergewicht galt bisher als wichtiger Risikofaktor für Arthrose. Doch eine Langzeitstudie zeigt jetzt, dass bei Diabetikern der Gelenkverschleiß beschleunigt ist gegenüber gesunden Personen. Und das ist nicht alleine mit einem erhöhten Körpergewicht, unter dem viele Diabetiker zusätzlich leiden, zu erklären. Wahrscheinlicher ist, dass die aus der Balance geratene Stoffwechsellage dafür verantwortlich ist.
Erhöhter Blutzuckerspiegel eigener Risikofaktor
»Ist der Blutzucker dauerhaft erhöht, stellt das offensichtlich einen eigenständigen Risikofaktor für Arthrose dar«, erläutert Georg Schett vom Universitätsklinikum Erlangen. Diese Verbindung war lange Zeit unerkannt, weil sowohl Diabetes als auch Arthrose mit zunehmendem Alter vermehrt auftreten und Übergewicht das Risiko zusätzlich erhöht.
Schett und sein Team prüften Daten von 927 Männern und Frauen zwischen 40 und 80 Jahren, die seit 1990 wiederkehrend untersuchten wurden. Bei den Typ 2-Diabetikern erhielten 18 Personen ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk, bei den Probanden ohne Diabetes waren es nur 5. Auch unter Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren wie Alter und Körpergewicht, war die Rate bei den Diabetespatienten immer noch doppelt so hoch im Vergleich zu Nicht-Diabetikern.
Gelenkzerstörung schreitet schneller fort
»Bei den durchgeführten Ultraschalluntersuchungen zeigte sich bei den Diabetikern ein schnelleres Fortschreiten des Gelenkverschleißes, als es unter Berücksichtigung von Alter und Körpergewicht zu erwarten wäre«, erklärt Schett. Möglicherweise fördert ein hoher Blutzucker Entzündungsprozesse im Gelenk. Zusätzlich schädigt Diabetes auf Dauer auch die Nerven, was zu Schmerzen und daraus resultierenden Fehlhaltungen und Fehlbelastungen führen kann.
Eine gute Blutzuckerkontrolle ist also wesentlich, auch um einer frühzeitigen Arthrose vorzubeugen. Hinzu kommt eine angepasste Bewegungstherapie, um dem Knorpelabbau im Gelenk entgegen zu wirken und gleichzeitig den Blutzucker zu verbessern. Denn nur durch Bewegung wird der Knorpel mit den nötigen Nährstoffen versorgt und weitere Schädigungen verhindert. Eine Überbelastung sollte allerdings in jedem Fall vermieden werden, sonst drohen weitere Gelenkschäden. Geeignete Sportarten, die die Gelenke entlasten, sind Schwimmen, Rad fahren und auch Nordic Walking. Diese sanften Sportarten sind auch empfehlenswert, um den Blutzucker zu senken. Regelmäßige Bewegung lässt die Körperzellen effektiver auf das Insulin reagieren, Zucker kann besser in die Zellen aufgenommen werden und der Blutzuckerspiegel sinkt.
Quelle: Georg Schett et al.: Diabetes Is an Independent Predictor for Severe Osteoarthritis
Results from a longitudinal cohort study. Diabetes Care September 21, 2012, doi: 10.2337/dc12-0924
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