Man geht von einer Gesamtzahl von 100 Billionen Mikroben aus, die sich im menschlichen Darm tummeln. Eine fast unvorstellbare Zahl, doch die Mikroorganismen sind für eine intakte Darmflora wichtig.
Was machen die Bakterien eigentlich in unserem Darm?
Die verschiedenen Bakterien sind wichtig für einen gesunden Darm. Natürlich gibt es auch welche, auf die man gut verzichten könnte, die nur als Parasiten in uns leben. Die meisten erfüllen aber wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel die Unterstützung der Verdauung.
Die am häufigsten vorkommende Art von Bakterien in unserem Darm sind die Ruminococcus-Bakterien. Diese helfen bei der Verdauung von pflanzlichen Fasern, der Zellulose. Deshalb kommen diese Bakterien auch bei Kühen gehäuft vor. Aber nicht nur die Pflanzen werden von Ruminococcus-Bakterien bearbeitet, auch Zuckermoleküle, die bei der Proteinverdauung anfallen, werden von ihnen verwertet. Diese Bakterien helfen uns beim Abbau von Kohlenhydraten und Alkohol.
Darmflora abhängig von der Ernährung
Darmflora ist nicht gleich Darmflora. Die Zusammensetzung ist von Mensch zu Mensch verschieden. Man hat festgestellt, dass unsere Ernährung eine entscheidende Rolle dafür spielt, welche Bakterien im Darm vorherrschen, da die unterschiedlichen Bakterien auch unterschiedliche Aufgaben erfüllen. So ist der Unterschied besonders groß zwischen dem Vegetarier und dem, der sich überwiegend von Fleisch ernährt. Dies wurde in einer aktuellen brasilianisch-amerikanischen Studie festgestellt.
Im Darm des Vegetariers findet man vor allem die Prevotella-Bakterien. Diese sind zuständig für den Abbau von Zucker-Protein-Komplexen. Außerdem sind sie in der Lage, Folsäure und Vitamin B1 zu produzieren.
Der Fleischesser dagegen beherbergt vorherrschend Bacteroides-Bakterien. Diese helfen bei der Verdauung von tierischem Eiweiß und gesättigten Fettsäuren. Außerdem produzieren die Bacteroides-Bakterien die Vitamine B2, B5, B7 und C.
Bereits bei Babys kann eine unterschiedliche Ernährung anhand des Darms festgestellt werden. So weist der Darm des gestillten Babys überwiegend Bifidobakterien auf. Dies sind Milchsäurebakterien, die wichtig für die Gesundheit sind, da sie krankmachenden Keimen eine Ansiedlung im Darm erschweren. Bei Babys, die Flaschennahrung bekommen, findet man dagegen eine dem Erwachsenen ähnliche Darmflora. Muttermilch ist also ein natürlicher Schutz gegen Krankheiten, die über den Darm in den Organismus gelangen.
So kann sich die Darmflora ändern
Möchte man die Zusammensetzung der Bakterien in seinem Darm ändern, hilft allerdings keine kurzfristige Umstellung der Ernährung. In einer 10 Tage dauernden Untersuchung stellte man fest, dass sich in dieser Zeitspanne nicht Auffälliges geändert hat. Man sollte also schon eine dauerhafte Umstellung planen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Die Darmflora ändert sich nicht nur durch die Ernährung. Auch Krankheiten, die Einnahme von Antibiotika und Nahrungsergänzungsmittel können zu einer Veränderung der Darmflora führen. Andersherum kann die häufige Anzahl oder das Fehlen bestimmter Bakterien Krankheiten begünstigen. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Ernährung über unseren Darm die Anfälligkeit für Krankheiten beeinflussen kann.
Dagegen sollen die vielgepriesenen probiotischen Lebensmittel, die so gesund für die Darmflora sein sollen – laut der Werbeindustrie – kaum eine Wirkung entfalten. Dazu sei die Konzentration der Probiotika zu gering.
Übergewicht und Fettleibigkeit sollen ebenfalls einen Zusammenhang mit einer bestimmten Darmflora aufweisen. Ob sich aus dieser Erkenntnis wirkungsvolle Diäten bzw. Nahrungsumstellungen ergeben, darauf darf man gespannt sein.
Weiterführende Links zum Thema:
Gut Bacteria: We Are What We Eat
http://www.voanews.com/learningenglish/home/Gut-Bacteria-We-Are-What-We-Eat-129523518.html
Linking Long-Term Dietary Patterns with Gut Microbial Enterotypes
http://www.sciencemag.org/content/early/2011/08/31/science.1208344.abstract
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Super interessanter Artikel, Danke für die vielen Informationen.
Grüße aus München
Rainer