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Harndrang:

Blasenschwäche – Inkontinenz ist Nervig, aber heilbar

Harninkontinenz, auch als Blasenschwäche (Inkontinenz) bekannt, heißt ungewollt Urin zu verlieren. Bei Belastung, Reizen oder im schlimmsten Fall auch ohne Anlass läuft Urin aus.

Arzt hält ein Schild mit der Aufschrift "Blasenschwäche"

Blasenschwäche und häufiger Harndrang sind gut behandelbar. Bild: © fotolia.de

Vielen Betroffenen ist das peinlich. Aus Scham verschweigen sie ihre Krankheit und gehen nicht zum Arzt. Dabei ist Blasenschwäche eine Volkskrankheit, unter der in Deutschland etwa sechs bis acht Millionen Frauen und Männer leiden. Blasenfunktionsstörungen, Entleerungsstörungen und Harninkontinenz, treten in jedem Alter auf. Doch grundsätzlich gilt: Je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Blase schwächelt. Aber mit der richtigen „Ausrüstung“ lässt sich das Problem minimieren. Sowohl mit der richtigen Kleidung als auch mit der richtigen Unterwäsche wie der Blasenschwäche Slip.

Die Ursachen sind vielfältig und die Störungen können an verschiedenen Teilen des Körpers auftreten: im koordinierenden Nervensystem, bei der Blasenmuskulatur oder am Verschlusssystem der Blase. Die Experten unterscheiden acht verschiedene Formen der Blasenschwäche. Besonders häufig sind die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz.

Belastungsinkontinenz: Unter Druck kommen die Probleme

Bei der Belastungsinkontinenz führt eine körperliche Belastung oder Anspannung dazu, dass wir den Urin nicht mehr halten können. Beim Husten, Niesen, Lachen oder schwerem Heben steigt der Druck auf die Blase und die Harnröhre hält nicht mehr dicht, da der Blasenverschluss nicht mehr funktioniert.

Die Belastungsinkontinenz tritt zum Beispiel nach einer Geburt auf, wenn die Beckenbodenmuskulatur (Gebärmuttersenkung) und das Bindegewebe geschwächt sind. Ein typisches Frauenleiden. Bei Männern kommt die Belastungsinkontinenz meist als Folge einer Prostataoperation vor, ist aber selten.

Älteres Ehepaar - der Mann nimmt seine Frau huckepack.

Je nach dem ob der Harnverlust nur beim Husten und Niesen (heftige Drucksteigerung), beim Laufen und Treppenstiegen (mittlere Drucksteigerung) oder bei nur leichter Druckerhöhung auftritt, ist die Blasenschwäche unterschiedlich stark. Beim Grad III tritt unwillkürlicher Harnverlust bei nur geringer Drucksteigerung im Bauch und sogar im Liegen auf.

Dranginkontinenz: Blase außer Kontrolle

Bei der Dranginkontinenz verliert der Betroffene Urin, weil der Blasenmuskel sich ohne bewusste Steuerung zusammenzieht. Bei der „Sensorischen Dranginkontinenz“ fühlt sich die Blase vorzeitig voll an. Hier ist die Wahrnehmung gestört. Mögliche Ursachen sind eine Entzündung oder Blasensteine.

Bei der „Motorischen Dranginkontinenz“ funktionieren die Nervenimpulse des Musculus detrusor (der für die Entleerung zuständigen Harnblasenmuskulatur) nicht richtig. Bei der Dranginkontinenz kommt es durch das willentlich nicht zu beeinflussende Zusammenziehen des Blasenmuskels zum Einnässen.

Selbst wenn die Blase noch kaum gefüllt ist, tritt ein starker und mit dem Willen nicht zu unterdrückender Harndrang auf. Auslöser einer Dranginkontinenz sind häufig neurologische Erkrankungen.

Inkontinzen: Erst Diagnose, dann Therapie

Fazit: Eine Inkontinenz ist nicht einfach Inkontinenz. Deshalb sind eine gründliche Diagnose und eine individuelle und Therapie erforderlich. Erster Anlaufstelle für alle Inkontinenzformen ist der Urologe. Nach dessen Diagnose helfen Gynäkologin, Neurologin, Internist oder Geriater weiter.

Als Teil der Therapie wird auch das so genannte Biofeedback eingesetzt. Das ist ein lernstrategisches Verfahren aus der Psychologie. Dabei werden unbewusste Körperfunktionen mit Hilfe von akustischen oder optischen Signalen sicht- oder hörbar gemacht. Durch die Signale nimmt der Betroffene, die entsprechende Körperfunktion bewusster und stärker wahr. Das nennt sich auch „Lernen durch Verstärkung“.

Bei der Inkontinenz lernt der Patient seine Beckenbodenmuskulatur besser zu kontrollieren. Eine Sonde macht die Kontraktion der Muskulatur sicht- oder hörbar. Der Betroffene spürt die Bewegung und ihre Stärke und wird so motiviert, sein Beckenbodentraining zu intensivieren. Dann sind gymnastische Übungen noch effektiver.

Nehmen Sie Haltung an

Aber auch die richtige Körperhaltung, Alltags- und Bewegungsgewohnheiten können die Inkontinenz mildern bzw. gar nicht erst auftreten lassen.  Hier sind ein paar Tipps für den Alltag, die gleichzeitig Ihren Rücken entlasten:

  • Stehen und sitzen Sie mit aufrechter Rückenhaltung.
  • Bücken Sie sich, in dem Sie in die Knie gehen.
  • Tragen Sie nicht zu schwer. Und wenn es doch sein muss: Heben Sie Lasten mit geradem Rücken, gebeugten Beinen und spannen Sie dabei den Beckenboden an, während Sie laut ausatmen. Tragen Sie Lasten mit beiden Händen und geradem Rücken, halten Sie dabei den Beckenboden angespannt. Verteilen Sie den schweren Einkauf lieber in zwei Taschen auf beide Hände als auf eine.
  • Vermeiden Sie unnötiges Pressen auf der Toilette: beim Wasserlassen und beim Stuhlgang. Sitzen Sie selbst auf der Toilette aufrecht und halten Sie die Füße flach auf dem Boden. Lassen Sie sich Zeit!
  • Achten Sie auf eine gute Verdauung, indem Sie ausreichend Ballaststoffe und Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Trainieren Sie beim Sport auch Ihren Beckenboden. In der Volkshochschule oder in Sportstudios gibt es häufig spezielle Beckenbodentrainingskurse. Eine gute Übung für zwischendurch ist das „Blinzeln“: einfach Beckenboden kurz anspannen und wieder loslassen. Dies mindestens zehn Mal wiederholen.
  • Nicht so gut für den Beckenboden sind sprunghafte Bewegungen auf hartem Boden, wie sie beim Joggen, Volleyball, Tennis und Aerobic auftreten. Wer beim Sport Urin verliert, sollte seinen Beckenboden kräftigen.
  • Machen Sie stark belastende Bauchmuskelübungen nur mit kräftig angespanntem Beckenboden.
  • Husten und niesen Sie nach oben mit geradem Rücken und angespanntem Beckenboden.
  • Schlafen Sie auf rückenfreundlichen Matratzen und steigen Sie über die Seite und aus dem Sitzen aus dem Bett, legen Sie sich auch über die Seite wieder hin.
  • Bevorzugen Sie Schuhe mit weichen Sohlen.

Mehr Tipps und Informationen unter finden Sie auch unter: Selbsthilfeverband Inkontinenz und Inkontinenz Selbsthilfe.

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