Es gibt Chemikalien, die sich erwiesenermaßen schädigend auf die menschliche Gesundheit auswirken. Man sollte meinen, dass diese Substanzen sofort verboten werden und nicht mehr in Umlauf gebracht werden dürfen. Dass dem nicht so ist, zeigt das aktuelle Beispiel Bisphenol A (BPA).
Diese Chemikalie findet Anwendung bei der Herstellung von Polykarbonat und ist deshalb in vielen Alltagsgegenständen nachzuweisen: in Kunststoffschüsseln, Plastikverpackungen, Sonnenbrillen, Mobiltelefonen, Verkleidungen in Autos, Innenverkleidungen von Lebensmittel- und Getränkedosen, selbst in Babyschnullern und Babyfläschchen. Wenn diese Produkte mit unseren Schleimhäuten oder Lebensmitteln in Berührung kommen, kann das Bisphenol A dorthin übertreten.
Bisphenol A greift in den Hormonhaushalt ein
Wem die Gefahr, die von dieser Substanz ausgeht, noch nicht ganz klar ist, dem seien die Risiken, Schädigungen und möglichen Erkrankungen genannt: Da Bisphenol A direkt in den menschlichen Hormonhaushalt eingreift, können bereits kleinste Mengen große Folgen nach sich ziehen.
Als so genannter „endokrin wirkender Stoff“ (EDC) stört es das hormonelle Gleichgewicht und beeinträchtigt Entwicklung- und Wachstumsvorgänge ebenso wie die Fortpflanzung. Die Wirkungen, die BPA hervorruft, sind durchaus ähnlich denen, die von natürlichen Hormonen auch verursacht werden – doch wenn es zur falschen Zeit im falschen Entwicklungsstadium geschieht, kann das fatale Folgen haben und mögliche Fehlbildungen hervorrufen.
Bereits bei einer Untersuchung des staatlichen US-Gesundheitsinstitutes 2008 wurde Bisphenol A als möglicher Verursacher von Hirnschädigungen bei Kleinkindern und Ungeborenen bestätigt.
Überall ist BPA
Dass die gefährliche Chemikalie flächendeckend und weltweit im menschlichen Urin, Blut, Fruchtwasser usw. vorhanden ist, haben Studien belegt. Erschreckend dabei ist die Tatsache, dass BPA im menschlichen Körper innerhalb weniger Stunden abgebaut wird – dass es trotzdem so konzentriert nachzuweisen ist, lässt auf permanente Aufnahme schließen!
Verschiedene Untersuchungen wiesen auch Störungen des Immunsystems, die Gefahr von Diabetes, Herzkrankheiten und erhöhtem Blutfett nach. In Versuchen mit Mäusen und Ratten bewirkten bereits niedrige Dosen von BPA, dass Prostatakrebszellen aktiviert wurden.
Kontroverse Grenzwertdiskussion um Bisphenol A
Der Umgang mit Bisphenol A wird trotz dieser Erkenntnisse noch immer kontrovers diskutiert. Verbraucherschutzorganisationen fordern das völlige Verbot von BPA, die Industrie spricht von einer Ungefährlichkeit, wenn die festgelegten Grenzwerte bei den Produkten eingehalten werden.
Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der immer wieder mangelnde Unabhängigkeit vorgeworfen wird, beharrt auf der Meinung, dass von den mit BPA behafteten Produkten, die sich im Handel befinden, keine Gefahr ausgehe. Die Grenzwerte würden absolut genügen.
Aber mit Grenzwerten ist das so eine Sache – innerhalb der Europäischen Union konnte in diesem Punkt jedenfalls keine Übereinkunft erzielt werden. Einige Länder wie Österreich und Frankreich haben sich Kanada, Australien und den USA angeschlossen und in Produkten für Babys die Verwendung von Bisphenol A untersagt.
EU-Kommission verbietet Bisphenol A in Babyflaschen
Nun hat sich doch auch Brüssel entschlossen, Vorsicht walten zu lassen und in der EU für einen einheitlichen Umgang zu sorgen: Ab 1. März 2011 ist die Herstellung von BPA-belasteten Babyfläschchen verboten, ab 1.6.2011 auch der Import, damit sie ganz vom Markt verschwinden. Diese Übergangsfrist ist nicht für alle nachvollziehbar – asiatisches Bisphenol A ist eigentlich nicht harmloser als europäisches…
Filmtipp: Plastic Planet – limitierte plastikfreie Öko-Verpackung [Blu-ray]; Regisseur(e): Werner Boote; Format: Widescreen; Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1); Untertitel: Deutsch; Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1; FSK: Ohne; Altersbeschränkung; Studio: Euro Video; Erscheinungstermin: 16. September 2010; Produktionsjahr: 2009; Spieldauer: 95 Minuten; Preis 16,76 Euro.
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