Wer Kopfschmerzen hat, der verlangt nur selten nach einer Kopfschmerztablette, sondern im Speziellen nach einer Aspirin. Und ob man dann tatsächlich eine Tablette des deutschen Pharmaunternehmens Bayer erhält oder vielleicht ein ganz anderes Schmerzmittel, spielt dann eigentlich gar keine Rolle mehr. Denn schon seit Jahren steht der eigentliche Markenname Aspirin Pate für Kopfschmerzmittel im Allgemeinen. Doch was ist eigentlich drin, in der berühmten Aspirin?
Schon über 100 Jahre alt
Dass es die Aspirin schon länger gibt als ein paar Tage ist wohl bekannt, aber hätten Sie gedacht, dass die bekannte Kopfschmerztablette schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat? Der Wirkstoff der Kopfschmerztablette ist die Acetylsalicylsäure, kurz ASS. Diese hat sich im Einsatz gegen leichte Schmerzen, Fieber und Entzündungen bewährt und hat Wurzeln, die bis in die Antike zurückreichen. Dort wurde bereits der Saft der Weidenrinde, welcher der ASS ähnelte, gegen Fieber und Schmerzen verabreicht. 1828 wurde dann zum ersten Mal Salicin aus dem Rindensaft extrahiert, das im Körper zu Salicylsäure umgewandelt wird. Im Jahre 1874 konnte dann Salicylsäure direkt hergestellt werden, was die Wirksamkeit bereits verstärkte, bevor sie im Jahre 1894 durch die Synthese von reiner Acetylsalicylsäure im Hause Bayer weiter optimiert wurde.
In den Bayer Stammwerken in Elberfeld, dem heutigen Wuppertal, wurde also die erste Aspirin geboren, doch welche Person genau dafür verantwortlich war, darüber ist man sich bis heute uneinig. Die deutschen Chemiker Felix Hoffmann und Arthur Eichengrün arbeiteten beide an der ersten Synthese der medizinisch reinen Acetylsalicylsäure. Zunächst wurde die Erfindung der Aspirin dann Felix Hoffmann zugeschrieben. Doch Arthur Eichengrün beanspruchte diese für sich und bekundete mit einem Brief aus dem KZ, man hätte sie ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft aberkannt. Nach einigem Hin und Her veröffentlichte die Abteilung für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Strathclyde, Glasgow, eine Arbeit, die Eichengrün als Erfinder des Aspirin tituliert. Diese Aussage wurde umgehend vom Bayer Konzern dementiert und die Frage um den tatsächlichen Urheber bleibt weiterhin offen. Vordergründig mag das nach Haarspalterei aussehen, doch handelt es sich beim Aspirin laut Liste der Weltgesundheitsorganisation WHO eben um ein „unentbehrliches Arzneimittel“ und lässt die Frage nach dem Erfinder zu einer Frage der Ehre werden.
Das klassische Aspirin
Ob nun Felix Hoffmann oder Arthur Eichengrün der Erfinder des Kopfschmerzmittels war, der Bevölkerung war und ist es mehr oder weniger egal, so lange die lästigen Kopfschmerzen effektiv behandelt werden können. Und das können sie. Während das Aspirin lange Jahre aber als ausgesprochenes Kopfschmerzmittel galt, verdeutlichte Bayer in einer Werbekampagne, dass es sich mit dem Wirkstoff der Acetylsalicylsäure um ein generelles Schmerzmittel handelt, dass gegen jegliche Art der Schmerzen helfen kann. Die Wirkung beruht dabei auf der Hemmung bestimmter Enzyme im Körper und entfaltet je nach Dosierung unterschiedliche Effekte. Bei einer geringen Dosis Acetylsalicylsäure wird die Blutgerinnung herabgesetzt, sprich das Blut wird verdünnt. Eine mittlere Dosis wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und antirheumatisch, während eine hohe Dosierung geeignet ist, Entzündungen zu hemmen. Das klassische Aspirin ist auf den schmerzstillenden Effekt ausgerichtet, der jedoch dezentral wirkt und nicht nur auf Kopfschmerzen beschränkt ist. Neben dem traditionellen Aspirin Schmerzmittel gibt es mittlerweile eine Reihe weiterer Produkte, bei denen die Acetylsalicylsäure um zusätzliche Wirkstoffe ergänzt wurde, um bestimmten Beschwerden gerecht zu werden. Sei es das Aspirin plus C, das sich durch den Zusatz von Vitamin C besonders für Erkältungsbeschwerden bewährt hat oder das Aspirin Direkt, das besonders schnell gegen den Schmerz wirkt, die ASS spielt immer die zentrale Rolle.
Keine Arznei ohne Nebenwirkungen
Chemisch wirksame Medikamente ohne Nebenwirkungen gibt es in der Regel nicht. Speziell beim Aspirin waren sich die Hersteller aber zunächst nicht sicher, ob die Nebenwirkungen nicht zu stark seien und haben vor der Vermarktung des Schmerzmittels erst einmal das Heroin als Hustenstiller freigegeben. Aus heutiger Sicht wirkt das natürlich geradezu grotesk, doch beruhte dies wohl auf ernsthaften Beurteilungen auf dem damaligen Stand der Wissenschaft. Jedenfalls sind beim gesunden Erwachsenen die Nebenwirkungen des Aspirins als Schmerzmittel mit Übelkeit, Sodbrennen oder auch Erbrechen nur als gering einzustufen. Bei einer längeren Einnahme ist jedoch Vorsicht geboten. Die Acetylsalicylsäure kann bei langfristigen Anwendungen die Schleimhäute reizen und Magengeschwüre beziehungsweise auch Magen-Darm-Blutungen hervorrufen. Auch bei Kindern mit einer fiebrigen Erkrankung sollte von Aspirin abgesehen und auf ein anderes Schmerzmittel ausgewichen werden. Denn in seltenen Fällen löste Aspirin bei Kindern nach einer überstandenen Viruserkrankung das gefährliche Reye-Syndrom aus, das bei ungünstigem Verlauf tödlich verlaufen kann. Besonders in Hinblick darauf, dass Aspirin überwiegend als komplett harmloses Mittelchen gegen Kopfschmerzen belächelt wird, verdient dieser Aspekt eine explizite Erwähnung. Ebenso sollten wie bei allen Medikamenten unbedingt mögliche Risiken, Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen vor der Einnahme geklärt werden. Bei richtiger und angemessener Anwendung ist und bleibt das Aspirin aber ein zuverlässiges Mittel gegen leichte bis mittelschwere Schmerzen.
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